# taz.de -- Hamburgs Oligarchen-Oper: Ein Projekt für die Wenigen
> Hamburg bekommt eine neue Oper vom Milliardär Kühne. Das verstärkt die
> Spaltung im Kulturbetrieb: Opern-Publikum wird seit Jahren kleiner und
> elitärer.
IMG Bild: Auch elitär, aber mitten in der Innenstadt: Seit 1955 steht das aktuelle Gebäude der Hamburgischen Staatsoper an der Dammtorstraße
Also bekommt Hamburg jetzt [1][eine neue Oper vom Milliardär Klaus-Michael
Kühne]. Warum? Weil Klaus-Michael Kühne das so will. Immerhin, der Senat
hat sich offenbar in den Geheimverhandlungen nicht über den Tisch ziehen
lassen. Das finanzielle Risiko scheint gut minimiert. Aber ist das Projekt
deshalb auch ein Gewinn für die Stadt Hamburg?
Richtig, ein paar Tourist*innen zusätzlich könnte so ein
Hochkulturtempel natürlich anlocken. Insgesamt jedoch [2][entfernt das
Projekt die Staatsoper eben nicht nur geografisch von der Stadt]: Es
illustriert und verstärkt die spalterische Wirkung des subventionierten
Theaterbetriebs, die doch eigentlich zu bekämpfen wäre, politisch, aber
auch künstlerisch.
Denn seit Jahrzehnten hält der Trend an, das hat der Bremer
[3][Theaterwissenschaftler Rainer Glaap] durch die erste systematische
[4][Auswertung der Bühnenstatistiken] gezeigt, dass jedes Opernticket immer
höher staatlich bezuschusst wird, während das Publikum im Verlauf der Jahre
immer kleiner, vermögender, elitärer wird.
Berlins Regierender Bürgermeister lag also nicht ganz falsch mit seinem
Hinweis darauf, dass Supermarktkassierer*innen seltener als
Spitzenverdiener*innen in die Oper gehen. So betrieben bedeutet
Kulturförderung eine Umverteilung von unten nach oben. Um das zu bekämpfen,
müsste sie anderes fördern als Oper – oder, besser, ihr abverlangen, ihre
inklusiven Potenziale zu aktivieren.
Was nun in Hamburg projektiert wird, weist in die Gegenrichtung: Die Idee
der Oligarchen-Oper feiert die Macht des Finanzstärkeren. Eine solche per
se unnahbare Hülle ist wirksam auch als programmatische Setzung: Sie wird
ein Haus für die Wenigen. Dafür scheint auch der designierte Intendant
Tobias Kratzer der Richtige. Er hat schon wissen lassen, dass er unbedingt
in die Champions League aufsteigen will. Ganz wie der HSV.
9 Feb 2025
## LINKS
DIR [1] /Maezen-baut-Hamburg-eine-Oper/!6064984
DIR [2] /Diskussion-um-eine-neue-Oper-in-Hamburg/!6063803
DIR [3] /das-portrait/!5670575
DIR [4] https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-44361-0
## AUTOREN
DIR Benno Schirrmeister
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