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       # taz.de -- 7.-Oktober-Kommission in Israel: Taktieren kann Netanjahu am besten
       
       > Israels Regierung torpediert eine Untersuchungskommission zum 7. Oktober.
       > Kein Wunder – sie würde den Premierminister in arge Erklärungsnot
       > bringen.
       
   IMG Bild: Eine staatliche Untersuchungskommission würde ihm das Lächeln vermutlich vermiesen
       
       Sollte Israel eine staatliche Untersuchungskommission zum Überfall
       militanter Palästinensergruppen am 7. Oktober 2023 bilden? Wenn es nach
       Ministerpräsident Benjamin Netanjahu geht, ist die Antwort klar: nein. Geht
       es nach dem Obersten Gerichtshof Israels, muss seine Regierung dazu
       zumindest eine Anhörung abhalten – so ordnete es ein Richterspruch im
       Dezember vergangenen Jahres an und gab der Regierung Netanjahus 60 Tage
       Zeit.
       
       An dieses Zeitlimit hat sich die Regierung gehalten und am Sonntag dazu
       debattiert: mit dem Ergebnis, dass in 90 Tagen erneut dazu getagt werden
       soll. Guter Wille, zur Aufklärung dieses schwarzen Tages mit 1.200 Toten
       und 251 nach Gaza verschleppten Geiseln beizutragen, sieht anders aus.
       Während noch immer 73 Geiseln – viele wohl mittlerweile tot – in Gaza
       verbleiben, nutzte Netanjahu die Diskussion über die Untersuchung, um zu
       betonen: Die Waffenruhe sei eh nur temporär.
       
       Es ist der neueste Move des Konflikts zwischen Israels Regierung und dem
       Obersten Gericht. Doch auch abgesehen davon ist recht klar, warum Netanjahu
       sich so verweigert: Eine unabhängige Untersuchung attestierte vergangenen
       Herbst, dass er alle „Entscheidungszentren“ vor dem 7. Oktober untergraben
       habe. Netanjahu und seine Hörigen hätten über die Jahre immer wieder
       Entscheidungen getroffen, die Israel verwundbar für eine Invasion der Hamas
       machten – [1][etwa, dass sie dem Emirat Katar jahrelang erlaubten,] Gelder
       an die Hamas zu liefern.
       
       [2][Eine staatliche Untersuchung – deren Befugnisse weiter reichen würde
       als die bisheriger Aufklärungsversuche – würde Netanjahu sicherlich weiter
       in Erklärungsnot bringen]. Also tut er, was er am besten kann: taktieren,
       Allianzen nutzen, die Dinge schönreden. Wenn ihm das nicht mehr möglich
       ist, weil die Fakten offenliegen, weil ihm der Spielraum fehlt, anderen die
       Schuld weiterzuschieben, könnten viele ihn endlich als denjenigen sehen,
       der er ist: einer, der bereit war, alles zu tun gegen einen
       palästinensischen Staat. Und dabei so blindwütig vorging, dass im Schatten
       seiner Entscheidungen das Grauen des 7. Oktober heranwachsen konnte.
       
       10 Feb 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.timesofisrael.com/for-years-netanyahu-propped-up-hamas-now-its-blown-up-in-our-faces/
   DIR [2] /Massaker-vom-7-Oktober/!6067381
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lisa Schneider
       
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