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       # taz.de -- Rechte Aufrufe zur Wahlbeobachtung: Hauptsache Zweifel
       
       > Ein Verein und die AfD rufen dazu auf, die Bundestagswahl zu beobachten.
       > Das erinnert an Versuche in den USA, Misstrauen am Wahlprodezere zu
       > verbreiten.
       
   IMG Bild: Querdenken und zweifeln an allem was einem nicht in die Vorstellung passt
       
       Count the votes! Stop the count! Wer sich an die
       [1][US-Präsidentschaftswahlen 2020 erinnert], wird die Sprechchöre noch im
       Ohr haben. Weil Donald Trump die Wahl gegen Joe Biden verloren hatte,
       setzte er den Mythos in die Welt, die Demokraten hätten die Wahl und somit
       die Präsidentschaft gestohlen. Stimmzettel seien einfach so aufgetaucht,
       andere seien manipuliert oder falsch ausgezählt worden. Diese Behauptungen
       stellten sich als Fake News heraus. Doch auch vor der Wahl war für den
       Republikaner eigentlich schon klar: Wenn die Demokraten die
       Präsidentschaftswahlen gewinnen, muss Wahlbetrug im Spiel sein.
       
       Auch in Deutschland gibt es Misstrauen darüber, wie die Bundestagswahl
       ablaufen wird. Ein Verein, der dazu aufruft, dem Prozedere am 23. Februar
       beizuwohnen und Wahlbeobachter_in zu werden, ist Wabeo (ein Portmanteau aus
       „Wahl“ und „Beobachtung“). Auf den ersten Blick sieht deren Website
       ungefährlich aus. Dann liest man „Vertraust Du blind?“, „Hat die
       Bundeswahlleiterin Angst vor verifizierter Wahlbeobachtung?“, und riecht
       erste Anti-Establishment-Sentiments.
       
       Wabeo bietet an, Interessierte zu verifizieren, damit sie Wahlbeobachter_in
       werden können. Ein unnötiger Zwischenschritt: Schließlich kann jeder und
       jede ohne Anmeldung im Wahllokal aufkreuzen und das Ganze beobachten. Nur
       Wabeo aber verifiziert … und sammelt dabei Geld ein. 6,49 Euro kostet ein
       TAN-Brief, den man dazu benötigt. Ein weiterer Betrag ab einem Cent, eine
       Art Spende, diene der „Verifizierung“.
       
       In beiden Fällen sammelt Wabeo jedenfalls Daten. Und wo landen die 6,49
       Euro und 1 Cent? Bei Bürger für Deutschland e. V., wie im eigenen Impressum
       steht. Ein Trägerverein der Querdenken-nahen Initiative
       „Deutschland-steht-auf“.
       
       ## Jeder kann Wahlbeobachter_in werden
       
       Es ist gut, dass Wahlbeobachtung jedem und jeder möglich ist. Problematisch
       ist aber, wenn bei der Mobilmachung Misstrauen gesät wird. Misstrauen, das
       dann verbreitet wird und im Nachhinein, ähnlich wie bei Trump, dazu genutzt
       werden kann, die Wahlergebnisse per se infrage zu stellen.
       
       Noch offensichtlicher wird das auf der Seite von [2][„Ein Prozent“] – einem
       vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuften
       Verein. „So werfen wir die Linke aus dem Bundestag“ oder „Diese Fehler
       könnten der AfD richtig Stimmen kosten“ lauten dort die Zeilen der ersten
       Blogbeiträge. Im „Über uns“-Teil der Webseite steht: „Wir leisten
       Widerstand gegen eine politische Klasse, die längst nicht mehr die
       Interessen der eigenen Bevölkerung schützt, die sogar behauptet, es gäbe
       überhaupt kein ‚eigenes‘ Volk“. Eine ihrer Widerstandsformen: die
       Wahlbeobachtung.
       
       Dass jeder Wahlbeobachter_in werden kann und somit selbst am demokratischen
       Prozess der Wahl teilnehmen darf, scheint als Beweis dafür, dass die
       Demokratie ganz gut funktioniert, nicht auszureichen. Auch die AfD ruft als
       einzige der größeren Parteien auf ihrer Seite dazu auf, Wahlbeobachter_in
       zu werden. Ob jemand am 23. Februar „Stop the count!“ rufen wird, bleibt
       abzuwarten.
       
       13 Feb 2025
       
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