# taz.de -- Aktiv gegen den Rechtsruck: Was tun, damit die Nazis nicht gewinnen?
> Ein bedeutender Teil der trägen Mehrheitsgesellschaft politisiert sich,
> demonstriert oder tritt in Parteien ein. Das kann uns Hoffnung machen.
IMG Bild: Über 160.000 Menschen versammelten sich in Berlin unter dem Motto „Aufstand der Anständigen – Wir sind die Brandmauer“
Vor einem Jahr begann die erste Runde der Massendemonstrationen gegen die
Deportationspläne der AfD. Im Nachhinein kann man sagen: Einfluss auf die
Umfragen hatten sie kaum. Oft stand der Vorwurf im Raum, es handele sich um
die üblichen Verdächtigen, die sonst auch demonstrieren, für Klimaschutz,
für Seenotrettung und eben auch gegen rechts. Und heute erklimmen
Rechtsextreme vor unseren Augen die Logen der Macht. Queere Menschen stehen
einer Menge an Gewalt [1][und staatlicher Repression gegenüber], die mir
Angst macht.
Ist also alles vergebens? All die Ausrufungen von „Widerstand“, die
Lobpreisungen der Demos gegen Rechts und die verzweifelten Hilferufe in
sozialen Medien? Nein. Es gibt vieles, was mir politisch gerade Hoffnung
macht.
Jetzt gibt es [2][erneut Demos]. Diesmal gegen die Union und ihre Pläne,
mit der AfD im Bundestag zu stimmen. Dass Friedrich Merz zumindest mit
seinem Gesetzvorhaben am Ende scheiterte, ist der direkte Erfolg einer
lauten Zivilgesellschaft. Vielleicht nur ein Etappensieg, aber immerhin ein
Sieg.
Es scheint, als politisiere sich gerade ein bedeutender Teil der bisher
trägen Mehrheitsgesellschaft. Besonders eindrücklich sieht man das an den
Zuwächsen, die Parteien erhalten. In den Tagen nach dem Schulterschluss von
CDU und AfD im Bundestag [3][traten der Linken und den Grünen jeweils
tausende Menschen be]i.
## Das Private wird politisch
Mehr Mitgliedsbeiträge und ein paar Demos retten nicht die Demokratie. Das
denkt hoffentlich auch niemand. Aber eine Parteimitgliedschaft ist auch
mehr, als mal was bei einer Onlinepetition zu unterzeichnen. Insofern halte
ich diese Zahlen für vergleichsweise gute Messinstrumente. Und die Messung
sagt: Es bewegt sich ein Teil unserer Gesellschaft vom Unpolitischen hin
ins Politische. Neue Leute begeben sich in politische Kämpfe und
progressive Kräfte scheinen dabei wieder attraktiv zu werden.
Das bemerke ich in meinem unmittelbaren Freund*innenkreis und selbst in
meiner Familie. Neulich fragte mich meine Schwester: In welcher Partei soll
ich mich jetzt engagieren? Was kann ich tun, damit die Nazis nicht
gewinnen? Zwei Freund*innen streben ein [4][kommunalpolitisches Mandat]
an. Auch das macht mir Mut. Immer mehr Menschen beginnen zu begreifen, was
auf dem Spiel steht. Das Private wird politisch, und diesmal nicht nur in
den Köpfen derjenigen, die das schon immer gesagt haben. All das macht den
Faschismus nicht zu einer geringeren Bedrohung, aber es ist die Grundlage,
die wir brauchen werden, wenn wir gewinnen wollen. Und ich will gewinnen!
Man könnte erwidern: Was nützen uns dreimal so viele Basismitglieder in
irgendwelchen Parteien? Oder was können fleißige
Kommunalpolitiker*innen schon ausrichten? Was interessiert das die
Faschisten? Aber ich glaube durchaus, dass es sie interessieren wird. Das
politische Angebot der Rechtsextremen ist ja geradezu das Gegenteil der
politischen Arbeit, wie sie in Demokratien üblich ist.
Parteien sind den [5][faschistoiden Bros dieser Welt] suspekt, sie nutzen
sie maximal als Vehikel für ihre Pläne. Wenn wir also etwas anbieten
wollen, muss das ein radikal demokratischer Gegenentwurf sein, der
natürlich auf diesem Grundprinzip fußt. Und dabei geht es nicht mal um die
Parteien als solche, sondern für das, was dahinter steht. Denn wenn man
davon ausgeht, dass die Demokratie mobilisierbar ist, dann muss diese
Mobilisierung wohl so aussehen. Ich bin ja immer noch Optimist*in.
10 Feb 2025
## LINKS
DIR [1] /Queerfeindlicher-Antrag-der-AfD/!6065769
DIR [2] /Demo-Karte/!t6064405
DIR [3] https://www.zeit.de/politik/deutschland/2025-02/die-linke-mitglieder-partei-neueintritte
DIR [4] /Hilfe-fuer-Kommunalpolitikerinnen/!5984766
DIR [5] /Toxische-Bro-Kultur/!6046771
## AUTOREN
DIR Elya Maurice Conrad
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