URI: 
       # taz.de -- Gedenken an NS-Opfer in Strausberg: AfD-Mann soll Messer gezückt haben
       
       > Beim Gedenken an die NS-Opfer in Strausberg soll ein AfD-Mann zunächst
       > gestört haben. Dann soll ein Parteikollege gar mit einem Messer gedroht
       > haben.
       
   IMG Bild: Im Brandenburgischen Strausberg soll die AfD für einen Eklat beim Gedenken an NS-Opfer gesorgt haben
       
       Berlin taz | Eskalation auf einer [1][Gedenkveranstaltung an die Opfer des
       Nationalsozialismus] im Brandenburgischen Strausberg: Am Montagabend störte
       laut Angaben von Teilnehmenden ein [2][AfD-Lokalabgeordneter] zunächst eine
       Gedenkrede. Ein weiterer AfD-Stadtverordneter soll im Anschluss ein Messer
       gezückt und damit Teilnehmende bedroht haben. Die Polizei ermittelt.
       
       Wie in den vergangenen Jahren hatten die Stadt Strausberg und die
       „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschist:innen“
       (VVN-BdA) Märkisch-Oderland zu dem Gedenken an die NS-Opfer geladen. Dieses
       fand an einem Gedenkstein hinter einem lokalen Seniorenzentrum statt.
       
       Schon während der Rede eines Vertreters der VVN-BdA, in der dieser auch das
       AfD-Programm kritisierte, soll dabei ein AfD-Lokalpolitiker, Horst
       Baldszus, mit Zwischenrufen gestört und die Rede unterbrochen haben.
       
       Nach der Veranstaltung seien dann drei AfD-Anhänger vor Ort geblieben,
       berichtete VVN-BdA-Sprecher Samuel Signer der taz. Ein Mann sei dabei
       verbal aggressiv auf Teilnehmende zugegangen. Dann sei ein zweiter, junger
       Mann dazugekommen, der AfD-Stadtverordnete Nikolai S., der das Gespräch
       weiter eskaliert und Personen geschubst habe. Als S. zurückgewiesen wurde,
       habe dieser plötzlich ein Messer mit etwa 9 Zentimeter langer Klinge
       gezogen und damit herumgefuchtelt, berichtete eine der bedrohten Personen
       der taz. Eine Frau aus der AfD-Gruppe sei dann dazwischengegangen und habe
       S. zurechtgewiesen.
       
       ## „Situation war sehr bedrohlich“
       
       „Wir sind weggelaufen und haben uns im benachbarten Seniorenheim in Schutz
       gebracht“, sagte eine Augenzeugin der taz. „Die Situation war sehr
       bedrohlich. Das Messer wurde aus dem Nichts gezogen. Wir wussten nicht, wie
       es ausgeht.“ Sowohl ein Betroffener als auch ein Verantwortlicher des
       Seniorenheims hätten dann die Polizei gerufen. Diese sei auch gekommen.
       
       Die Polizei Strausberg bestätigt den Vorfall – ohne einen Bezug zur AfD zu
       benennen. Sie berichtet von einer zunächst verbalen Auseinandersetzung
       zwischen drei Männern. „Nach bisherigen Erkenntnissen hatten
       unterschiedliche politische Ansichten zu dem Konflikt geführt“, heißt es in
       einer Mitteilung. Im Verlauf habe einer der Beteiligten dann einen
       gegenüberstehenden Mann gestoßen und ein Taschenmesser gezogen, das er in
       Richtung zweier „Kontrahenten“ gehalten habe. Die Bedrohten hätten sich der
       Situation entziehen können.
       
       Alarmierte Polizisten hätten den 35-jährigen Tatverdächtigen stellen
       können. Ein Messer habe dieser nicht dabei gehabt. Der Staatsschutz
       ermittele wegen des Vorwurfs der Körperverletzung und Bedrohung.
       
       Samuel Signer nannte bereits die Störung der Gedenkveranstaltung durch die
       AfD „eine neue Qualität“. Die anschließende Bedrohung mit einem Messer
       müsse Konsequenzen haben, forderte er. Die Bürgermeisterin und die
       demokratischen Fraktionen im Stadtparlament müssten den Vorfall „auf das
       Entschiedenste verurteilen“.
       
       Auch Dorothea Barthels, aktiv bei den Grünen und den Omas gegen Rechts,
       nannte die Störung der Gedenkrede „eine unfassbare Respektlosigkeit“. Die
       übrigen Zuhörenden seien ebenfalls aufgebracht gewesen. Lolita Klemm,
       Tochter von in der NS-Zeit verfolgten Widerstandskämpfern, die vor Ort war,
       gab sich empört. Seit den frühen Neunziger Jahre habe sie solche
       Gedenkveranstaltungen organisiert. „So etwas ist noch nie passiert.“
       
       ## AfD gibt sich wortkarg
       
       Der AfD-Abgeordnete Nikolai S. wollte sich auf taz-Anfrage nicht zu dem
       Vorfall äußern. AfD-Kreisvorstand Falk Janke sagte der taz, er sei nicht
       vor Ort gewesen und müsse sich erstmal ein Bild machen. Zu Konsequenzen für
       Horst Baldszus und Nikolai S. äußerte sich Janke nicht. Bisher habe er nur
       Kenntnis von einer „Rangelei“, so Janke. Auch sei es möglich, dass sich S.
       nur habe verteidigen wollen. Eine Darstellung, die Augenzeugen vor Ort
       zurückweisen.
       
       Jens-Christian Wagner, Stiftungsleiter der Gedenkstätte an das frühere KZ
       Buchenwald und Mittelbau-Dora [3][schrieb auf „X“], dass AfD-Leute
       Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Nationalsozialismus störten, sei
       nichts Neues. Eine Bedrohung mit einem Messer sei dagegen „eine neue,
       gefährliche Qualität“. Dies müsse „strafrechtliche Konsequenzen“ haben.
       
       Am Mittwochabend will die AfD in Strausberg eine Bürgerversammlung
       abhalten. Die VVN-BdA hat dagegen Protest angekündigt. Dieser sei nach dem
       Messervorfall dringender denn je, sagte Signer der taz.
       
       28 Jan 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /80-Jahrestag-der-Auschwitz-Befreiung/!6061885
   DIR [2] /Schwerpunkt-AfD/!t5495296
   DIR [3] https://x.com/JensChristianW1/status/1884298832948625832
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Konrad Litschko
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Brandenburg
   DIR Polizei
   DIR Gewalt
   DIR NS-Gedenken
   DIR GNS
   DIR Geschichtsrevisionismus
   DIR Abgeordnete
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
   DIR Schwerpunkt Antifa
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR AfD-Stadtverordneter verurteilt: Mit Klappmesser beim Gedenken
       
       Nach einem Auschwitz-Gedenken soll ein Strausberger AfD-Stadtverordneter
       Menschen bedroht haben. Nun wurde er zu einer Geldstrafe verurteilt.
       
   DIR Angriffe auf Amts- und Mandatsträger: „Alle vier Tage eine gewalttätige Attacke“
       
       Immer wieder kommt es zu Gewalt gegen Politikern und Politikerinnen. Das
       zeigen nun auch vorläufige Zahlen des Bundesinnenministeriums.
       
   DIR Firma Böttcher in Thüringen: AfD-Großspender als Aufsichtsrat abberufen
       
       Die AfD erhält mitten im Wahlkampf 1 Million Euro. Der Spender verliert
       seinen Posten und soll das Geld zurückzahlen – aber Fragen bleiben.
       
   DIR Queerfeindlicher Antrag der AfD: AfD will Regenbogen aus Falkensee verbannen
       
       In Falkensee fordert die AfD ein Verbot der Regenbogenflagge. Ein Bündnis
       erinnert die Stadtverordneten vor der Abstimmung an ihre Verantwortung.
       
   DIR Merz und die AfD: Alles auf die rechte Karte
       
       CDU-Chef Merz soll auf Gesprächsangebote von SPD und Grünen nicht reagiert
       haben. Die AfD macht sich derweil für ihren Auftritt bereit.
       
   DIR Proteste gegen „Wirtschaftsgipfel“: Gegen rechte, reiche Männer
       
       Vertreter aus Wirtschaft und Politik treffen sich im Springer-Hochhaus.
       Eine große Demo richtet sich dagegen, auch zu Blockadeversuchen kommt es.