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       # taz.de -- Trumps Aggression gegen Migrant*innen: Guantánamo soll Abschiebeknast werden
       
       > US-Präsident Donald Trump will 30.000 „kriminelle Migranten“ auf dem
       > US-Militärstützpunkt Guantánamo inhaftieren. Die Razzien in den USA gehen
       > weiter.
       
   IMG Bild: War schon einmal Lager für Migrant*innen: Der US-Militärstützpunkt in Guantánamo, Kuba
       
       Washington taz | Donald Trump macht auch in seiner zweiten Amtswoche mit
       einer kontroversen Verordnung nach der anderen auf sich aufmerksam. In
       einer Ansprache aus dem Weißen Haus verkündete der US-Präsident am
       Mittwoch, dass er den bekannten US-Militärstützpunkt Guantánamo Bay auf
       Kuba für die Inhaftierung von tausenden kriminellen Ausländern benutzen
       möchte.
       
       „Die meisten Menschen wissen nichts davon. Wir haben 30.000 Betten in
       Guantánamo, um die schlimmsten kriminellen illegalen Ausländer
       festzuhalten, die das amerikanische Volk bedrohen. Das wird unsere
       Kapazität sofort verdoppeln“, sagte Trump. Tatsächlich sind die rund 39.000
       Abschiebehaftplätze, die in den USA derzeit zur Verfügung stehen, praktisch
       voll belegt.
       
       Wenig später unterzeichnete Trump eine Anordnung, die das Verteidigungs-
       und das Heimatschutzministerium damit beauftragt, mehr Kapazitäten für die
       Unterbringung von „kriminellen Ausländern, die sich illegal in den
       Vereinigten Staaten aufhalten“ in Guantánamo zu schaffen.
       
       Für die Trump-Regierung ist es ein weiterer Schritt in der angekündigten
       „größten Abschiebe-Offensive der US-Geschichte“. Bereits vergangene Woche
       begann die US-Ausländerpolizei ICE mit [1][Razzien]. Bisher verzeichnete
       die Behörde über 3.000 Festnahmen.
       
       ## Trump unterzeichnet Laken Riley Act
       
       Trump machte die Ankündigung bezüglich Guantánamo kurz vor der
       Unterzeichnung eines Gesetzes, das vor kurzem sogar mit Zustimmung einer
       Reihe oppositioneller Demokraten den Kongress passiert hatte. Der [2][Laken
       Riley Act] ist benannt nach einer Studentin, die im vergangenen Jahr von
       einem illegalen Einwanderer aus Venezuela brutal ermordet wurde.
       
       Das Gesetz, das erste während Trumps zweiter Amtszeit, ermöglicht es
       Behörden, undokumentierte Migranten, die einer Straftat auch nur
       verdächtigt werden – inklusive kleinerer Vergehen wie Ladendiebstahl –
       direkt in Abschiebehaft zu nehmen. „Die heutigen Unterzeichnungen bringen
       uns unserem Ziel, die Geißel der Migrantenkriminalität in unseren Gemeinden
       ein für alle Mal auszurotten, einen Schritt näher“, sagte Trump.
       
       Heimatschutzministerin [3][Kristi Noem] bestätigte gegenüber CNN die Pläne
       für Guantánamo und erklärte, dass der Militärstützpunkt im Süden Kubas für
       die „Schlimmsten der Schlimmen“ reserviert sei.
       
       ## Guantánamo hat seine Geschichte
       
       Guantánamo Bay erlangte weltweite Berühmtheit nach den Anschlägen des 11.
       September 2001, als die US-Regierung den Militärstützpunkt dazu nutzte, um
       vermeintliche Terroristen, die bei den Kriegen in Afghanistan und dem Irak
       gefangengenommen wurden, zu inhaftieren.
       
       Seit 2002 sollen dort etwa 780 Menschen festgehalten worden sein. Aufgrund
       der rechtlichen Grauzone, in der sich das Gefangenenlager befindet, und der
       Folterung von Inhaftieren, die dort stattgefunden hat, ist Guantánamo über
       die Jahre hinweg jedoch immer mehr zu einem Sinnbild für eine
       fehlgeschlagene US-Außenpolitik und Ungerechtigkeit geworden.
       
       Aktuell befinden sich [4][noch immer 15 Gefangene] in Guantánamo. Neben dem
       Gefangenenlager existiert auch ein Aufnahmelager für Migranten auf dem
       Stützpunkt, dieses benötigt jedoch ein Upgrade, um die von Trump genannte
       Kapazität von 30.000 Betten zu erreichen. Bereits in den 1990er Jahren war
       der Stützpunkt zur Unterbringung auf dem Meer abgefangener Migrant*innen
       aus Haiti und Kuba genutzt worden.
       
       US-Verteidigungsminister Pete Hegseth erklärte im Interview mit Fox News,
       dass Guantánamo ein perfekter Ort für die Unterbringung von kriminellen
       Ausländern sei. „Wir wollen keine illegalen Kriminellen in den Vereinigten
       Staaten, nicht eine Minute länger als nötig“, sagte er.
       
       Die kubanische Regierung reagiert weniger enthusiastisch. In einem Post auf
       X bezeichnete der kubanische Präsident Miguel Díaz-Canel Trumps Pläne als
       einen „Akt der Brutalität“.
       
       Die demokratische Abgeordnete Rashida Tlaib äußerte ebenfalls ihren Unmut.
       „Das ist entsetzlich. Wir dürfen nicht zulassen, dass diese Art der
       Entmenschlichung zur Normalität wird. Wir müssen Guantánamo ein für alle
       Mal schließen“, schrieb sie.
       
       30 Jan 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Abschiebe-Razzien-Chicago-war-einst-ein-sicherer-Ort-fuer-Migranten/!6062059
   DIR [2] /US-Repraesentantenhaus-folgt-Trump/!6064445
   DIR [3] /US-Einwanderungspolitik/!6064760
   DIR [4] /Strafvollzug-in-den-USA/!6060312
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hansjürgen Mai
       
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