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       # taz.de -- Solo-Weltumsegelungsregatta Vendée Globe: Erschöpfender Kampf
       
       > Der deutsche Regattasegler Boris Herrmann erreicht 15 Tage und 15 Stunden
       > nach dem Sieger Charlie Dalin als Zwölfter das Ziel. Nun ist er
       > enttäuscht und erschöpft.
       
   IMG Bild: Solosegler Boris Herrmann bei einem Selfie in der Nähe von Kap Hoorn
       
       Berlin taz | Boris Herrmann hat es geschafft: Am Mittwoch hat der
       Hochseeregattasegler um 23.18 Uhr die Ziellinie vor dem französischen
       Atlantikort Les Sables-d'Olonne als 12. der 40 Gestarteten durchquert. Mit
       einer Zeit von 80 Tagen, 10 Stunden und 16 Minuten war er bei seiner
       zweiten Teilnahme an dieser extremen Solo-Weltumsegelungsregatta nur gut
       4,5 Stunden schneller als beim letzten Mal vor vier Jahren.
       
       Damals war er 5. geworden und hätte einen Podiumsplatz schaffen können,
       wenn er nicht in der letzten Nacht [1][mit einem Fischtrawler kollidiert]
       wäre. Jetzt hingegen war Herrmann noch am Äquator, als der Franzose Charlie
       Dalin vor gut 15 Tagen als Erster ins Ziel ging. Dabei sind sich die
       Experten einig, dass diese große Distanz den Umständen geschuldet ist und
       nicht so extreme Geschwindigkeitsunterschiede bestehen.
       
       Die Führenden hatten ihren Vorsprung stark ausbauen können, als sie in ein
       für sie vorteilhaftes Wettersystem geraten waren, von dem die dahinter
       Platzierten nie profitieren konnten. Herrmann segelte jetzt 29.201
       Seemeilen mit durchschnittlich 15,13 Knoten. Dalin kam bei günstigerer
       Kurswahl auf 27.667 Meilen auf eine schnellere Durchschnittsgeschwindigkeit
       von 17,8 Knoten.
       
       Für den 43-Jährigen Herrmann, der zum erweiterten Favoritenkreis zählte,
       hatte es zwischenzeitlich viel besser ausgesehen. Er lag auf dem Rückweg
       von Kap Hoorn kurzzeitig auf Rang fünf in einem nahen Feld von sechs
       Booten, das sich auf die Plätze vier und zehn verteilte.
       
       ## Taktische Fehler und unverschuldetes Pech
       
       Doch taktische Fehler und mehrfaches Pech wie Blitzeinschläge, ein
       gebrochener Fockbeschlag, ein nach einem Zusammenstoß mit einem unbekannten
       Gegenstand im Wasser angebrochenes Backbordfoil und zum Schluss noch ein
       großer Sturm ließen ihn zurückfallen. Zweimal musste er beidrehen und in
       den 29 Meter hohen Mast klettern. Allerdings erlitten auch andere Segler
       Materialbruch.
       
       „Ich bin froh, dass dieser Kampf vorbei ist,“ sagte Herrmann nach dem Ziel.
       Er drückte damit seine Enttäuschung, aus der er schon vorher keinen Hehl
       gemacht hatte, wie auch seine Erschöpfung aus. Insbesondere die letzten
       Tage, als er Sturmfronten mit bis zu zehn Meter hohen Wellen durchqueren
       musste, waren extrem anstrengend. Dabei segelte er zeitweilig ohne jedes
       Vorsegel und nur mit dreifach gerefften Groß, das dann zum Schluss auch
       noch einriss.
       
       Es passte zu seinem Pech, dass er am Donnerstag 15 Stunden warten musste,
       um in den Hafen einlaufen zu können. In den letzten Tagen verhinderten
       meterhohe Wellen, dass der über einen kurzen Kanal zu erreichende Hafen von
       Les Sables-d'Olonne angelaufen werde konnte.
       
       Für die bei der Vendée Globe verwendeten Boote vom Typ Imoca mit mehr als
       vier Meter Tiefgang ist dies dort nur bei Hochwasser möglich. Die Elfte im
       Ziel, die Französin Clarice Cremer, musste nach dem Zieldurchgang sogar
       nach La Rochelle weitersegeln.
       
       ## Hauptsache, sicher ankommen
       
       Zwölf Stunden nach Herrmann wurde die Britin Samantha Davies 13. und damit
       drittschnellste Frau im Ziel. Sie durfte direkt nach Herrmann in den Kanal
       einfahren. Er hatte sie vor einigen Tagen noch überholt, als sie bei einem
       Sturm zur Sicherheit abgedreht war. Für Herrmann und Davies war es in den
       letzten Tagen nur noch darum gegangen, sicher anzukommen.
       
       Das allein ist in der Tat schon eine große Leistung, abgesehen davon, dass
       der Letztplatzierte immer noch 5.500 Seemeilen vom Ziel entfernt ist und
       sechs Skipper bisher aufgeben mussten. Die Strapazen für Segler wie das
       Material sind bei dieser Regatta extrem.
       
       Nicht nur an dem um neun Tage verbesserten Streckenrekord wurde deutlich,
       dass das Niveau bei dieser Ausgabe weiter gestiegen ist. Auch Herrmann
       fühlte sich dank seines inzwischen auf 40 Personen angewachsenen Teams
       besser vorbereitet und hatte nach eigenen Angaben auch ein schnelleres und
       besseres Boot. Er hatte es besonders für die harten Bedingungen im Südmeer
       bauen lassen. Sie waren dann aber nicht so extrem wie beim letzten Mal, so
       dass er die erwarteten Vorteile nicht voll ausspielen konnte.
       
       Sein jetziges Boot hatte Herrmann, der in der deutschen Öffentlichkeit
       durch sein [2][Mitsegelangebot für Greta Thunberg über den Atlantik im Jahr
       2019 bekannt wurde], schon vor dem Rennen verkauft und sich auf einer
       französischen Spezialwerft einen Slot für einen Neubau gesichert. Sollte er
       es sich nicht doch noch anders überlegen, ist in vier Jahren wieder mit ihm
       zu rechnen.
       
       30 Jan 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Sven Hansen
       
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