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       # taz.de -- Proteste gegen die CDU: Rotes Licht für die Union
       
       > Die Proteste gegen den Tabubruch der CDU reißen nicht ab. In Berlin
       > demonstrierten am Donnerstag Tausende, ein CDU-Parteibüro wurde besetzt.
       
   IMG Bild: Die Demos gegen die von der CDU zum Einsturz gebrachten Brandmauer gehen weiter
       
       Berlin taz | Am Donnerstagabend [1][haben sich zum zweiten Mal in Folge]
       mehrere tausend Menschen vor der CDU-Parteizentrale versammelt, um gegen
       den Brandmauer-Einsturz der CDU zu demonstrieren. Schon vor dem offiziellen
       Start der Kundgebung herrschte vor dem Konrad Adenauer Haus Gedränge. Die
       Veranstalter:innen sprachen im Anschluss von rund 12.000
       Teilnehmenden, die Polizei von rund 6.000. Organisiert worden war die
       Kundgebung vom Bündnis „Zusammen gegen Rechts“ unter dem Motto „Keine
       Zusammenarbeit mit der AfD“.
       
       Bereits am Nachmittag hatten etwa 50 Aktivist:innen des
       Widersetzen-Bündnisses kurzzeitig in einer eher symbolischen Aktion ein
       CDU-Parteibüro am Wittenbergplatz blockiert. Viele der jungen
       Protestierenden trugen Warnwesten und lila Kleidungsstücke. Einige von
       ihnen standen vor dem Haus, andere machten es sich im Inneren auf Stühlen
       bequem. Skandiert wurden Sprechchöre wie, „This is what democracy looks
       like“ und „Alle zusammen gegen den Faschismus“. Auf einem Transparent war
       zu lesen: „[2][CDU stoppen – Keine Zusammenarbeit mit Faschisten]“.
       
       Die in dem Parteibüro Arbeitenden waren von dem Besuch offensichtlich
       überrascht worden, sprechen wollten sie mit der Presse aber nicht. Die
       Aktion verlief absolut friedlich, Flyer flogen durch die Luft. Nach
       Aufforderung der Polizei verließen die Aktivist:innen das Büro
       freiwillig.
       
       Das Bündnis forderte die CDU auf, [3][ihre Zusammenarbeit mit der AfD
       einzustellen] und den Antrag auf das Zustrombegrenzungsgesetz
       zurückzuziehen. Sprecherin Jule Fink sagte zur taz, die CDU-Vorschläge
       seien „einfach nur rassistische Hetze“. Die Geschichte habe gezeigt, dass
       es wichtig sei, „dass die Zivilgesellschaft einfach auch mal Stopp sagt,
       wenn die Politik zu weit geht“. Die Aktion solle auch deutlich machen: „Die
       antifaschistische Bewegung ist stark.“ Wenn die CDU mit Faschist:innen
       gemeinsame Sache mache, müsse sie mit Widerstand rechnen.
       
       ## Aktionen machen Mut
       
       Eine Passantin zeigte sich von der Aktion begeistert. „Wir müssen alle mehr
       tun“, sagt sie. Der weltweite Rechtsruck jage ihr Angst ein, es mache Mut,
       zu sehen, wie junge Menschen Widerstand leisten.
       
       Nach Angaben eines Polizeisprechers wurden drei Strafverfahren aufgenommen.
       Wegen Hausfriedensbruch, Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz und
       Sachbeschädigung gegen Unbekannt. Auf taz-Nachfrage konkretisiert der
       Polizeisprecher: Ein „schwer zu entfernendes Plakat oder Banner“ sei ins
       Schaufenster geklebt worden.
       
       Auch bei der abendlichen Demonstration vor dem Konrad Adenauer Haus war
       eine große Empörung über den Tabubruch der CDU zu spüren. „CDU, shame on
       you“, wurde lautstark skandiert. Die CDU sei „ein Sicherheitsrisiko für
       unser Land“, eröffnete ein Redner die Kundgebung. Auf Plakaten hieß es:
       „CDU geführt von Faschisten“. Oder: „Wer AfD-Politik macht, bringt Nazis an
       die Macht“.
       
       Die Union paktiere mit der AfD, sagte Christoph Bautz von der
       Kampagnenplattform Campact. „Nicht mit uns!“, skandierte die Menge. Bautz
       sprach von einem Supergau für die Demokratie. Es brauche jetzt einen
       Aufstand der Anständigen. „Und heute Abend beginnt dieser Aufstand“, rief
       Bautz. Michel Friedmann gehe mit gutem Beispiel voran. Friedmann hatte am
       Donnerstag seinen Austritt aus der Union erklärt.
       
       „Wir zeigen Steigbügelhaltern und Asylrechtsverschärfern den Mittelfinger“,
       rief Jacob Springfeld. Der Buchautor und Aktivist aus Zwickau ist für
       seinen Einsatz gegen die extreme Rechte bekannt. Brandmauerbrüche seien in
       sächsischen Kommunen traurige Realität, so Springfeld. Auf CDU und FDP sei
       bei der Verteidigung der Demokratie kein Verlass. „Der Kampf gegen den
       Rechtsruck und für Demokratie geht uns alle an“, so Springfeld.
       
       31 Jan 2025
       
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