# taz.de -- Biogasbranche und erneuerbare Energien: Biogas erhält für zwei Jahre eine Perspektive
> Eine Gesetzesnovelle soll den Ausbau von Biogasanlagen fördern. Diese
> können eine Schwäche von Wind- und Solarkraft ausgleichen.
IMG Bild: Wenn kein Wind weht, braucht es u.a. die Biogasanlgen
Freiburg taz | Der Bundestag hat am Freitag mit den Stimmen von SPD, Grünen
und CDU/CSU Änderungen am Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) beschlossen,
die der Biogasbranche zumindest für die nächsten zwei Jahre eine
Perspektive geben. Zugleich richtet die Novelle den Fokus stark darauf,
dass Biogas den Strommix sinnvoll ergänzt: Da Biogasanlagen [1][anders als
Photovoltaik und Windkraft] je nach Bedarf Strom erzeugen können, werden
sie in die Pflicht genommen, das auch verstärkt zu tun.
Ziel der nun verabschiedeten Gesetzesnovelle ist es, den bestehenden
Anlagen eine wirtschaftliche Basis für den Fortbestand zu geben. Nötig
wurde das, weil sie nach 20 Jahren nicht mehr durch das
Erneuerbare-Energien-Gesetz vergütet werden. Von einer „erfreulichen
Entwicklung, die zeigt, [2][dass Biogas gewollt ist]“, spricht Sandra
Rostek, Leiterin des Hauptstadtbüros des Fachverbands Biogas.
Zum einen wird die Bundesnetzagentur deutlich mehr Anlagenleistung
ausschreiben als bislang vorgesehen. Alleine in diesem Jahr werden 1300
statt 400 Megawatt gefördert, bis 2028 werden es in der Summe 2800 statt
1300 Megawatt sein. Biogasanlagen, [3][die ein Wärmenetz versorgen], werden
bei den Ausschreibungen bevorzugt berücksichtigt.
Zugleich wird ein grundsätzlicher Wandel der Biogaswirtschaft
vorangetrieben. In der Vergangenheit waren Biogasanlage für die
Stromerzeugung rund um die Uhr konzipiert. Schließlich erzeugen die
Bakterien das Gas fortwährend, daher schien nichts dagegen zu sprechen,
auch die Kraftwerksaggregate permanent laufen zu lassen.
## Biogas hat heute andere Vorteile
Inzwischen ist die Welt der Stromversorgung aber eine andere. Durch den
Ausbau der Photovoltaik und der Windkraft kommt es zunehmend vor, dass an
sonnigen Sommertagen oder bei strammem Wind mehr Strom anfällt, als
hierzulande gebraucht wird. Dass es in solchen Situationen nicht mehr
sinnvoll ist, auch noch zeitgleich das wertvolle, weil speicherbare Biogas
zu verbrennen, liegt auf der Hand.
Ein zeitgemäßer Betriebsmodus sieht daher inzwischen anders aus: Man
speichert das kontinuierlich entstehende Biogas, um es gezielt in Zeiten
hohen Strombedarfs mit dann umso höherer Kraftwerksleistung zu verstromen.
Entsprechend werden künftig in den Ausschreibungen nur noch solche Anlagen
zum Zuge kommen.
Damit die Landwirte die Gasspeicher aufbauen und die Gaskraftwerke
vergrößern können, werden die Investitionen künftig durch einen
„Flexzuschlag“ in Höhe von 100 statt bisher 65 Euro pro Kilowatt
Kraftwerksleistung gefördert. Dass diese Gesetzesnovelle trotz des Bruchs
der Ampelregierung noch möglich war, bezeichnet Horst Seide, Präsident des
Fachverbands Biogas, als „Glanzleistung parlamentarischer Demokratie“.
Gleichwohl gebe es aber auch Punkte, die aufgrund der Kürze der Zeit nicht
mehr Eingang in das Gesetz gefunden hätten, sagt Seide. Vor allem fehle für
Anlagen, die zum Jahreswechsel aus dem EEG gefallen sind, eine
Übergangsregelung. Zudem dürfe man nicht übersehen, dass auch die
Neufassung des EEG nicht ausreiche, um den Bestand an Biogasanlagen auf dem
bisherigen Niveau zu erhalten – es fallen nämlich mehr Anlagen aus der
Förderung, als bei den Neuausschreibungen zum Zuge kommen können.
## Umweltschutz steht nicht im Zentrum
Im Gesetz sind auch einige Neuregelungen enthalten, bei denen es abzuwarten
gilt, was sie in der Praxis bewirken. So wird der zulässige Anteil von Mais
auf 30 Prozent und später auf 25 Prozent des eingesetzten Rohstoffs
gesenkt. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz BUND hatte gefordert, den
Anteil von Mais perspektivisch auf Null herunterzufahren.
Martin Laß, Anlagenbetreiber aus Schleswig-Holstein und Initiator der
Kampagne „Biogas ist Zukunft“, hebt trotz einiger „handwerklicher
Ungeschicklichkeiten“ im Gesetz hervor, dass die Systemumstellung in der
Biogasförderung nun „in ein neues Zeitalter“ führe. Durch die Anreize für
einen Start-Stop-Betrieb der Kraftwerke werde jeweils nur dann Strom
erzeugt, wenn er auch tatsächlich gebraucht wird: „Die Biogasanlagen tun
heute schon das, was irgendwann der Wasserstoff kann.“
31 Jan 2025
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## AUTOREN
DIR Bernward Janzing
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