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       # taz.de -- Nach dem Rebellenerfolg in der DR Kongo: UNO zählt 776 Tote in Goma
       
       > Nach der Einnahme der Millionenstadt Goma durch die M23-Rebellen kehrt
       > allmählich der Alltag wieder ein. Vertriebene gehen in ihre Dörfer
       > zurück.
       
   IMG Bild: Die Kämpfe sind vorbei, es gibt wieder frische Lebensmittel: Bäuerinnen aus Minova an einer Straße in Goma, Freitag 31. Januar
       
       Kampala taz | Es kehrt etwas Normalität zurück in der kongolesischen
       Millionenstadt Goma. Knapp eine Woche, nachdem die Kämpfer der M23
       (Bewegung des 23. März) die Handelsmetropole der Provinz Nord Kivu im Osten
       der Demokratischen Republik Kongo [1][eingenommen] haben, wurden nun die
       Überlandleitungen repariert, die durch Geschosse zerstört worden waren.
       Jetzt gibt es wieder Strom, fließendes Wasser und Internet.
       
       So langsam füllen sich auch wieder die Märkte und Läden. Jahrelang war Goma
       [2][eingekesselt], unter Regierungskontrolle, mit den Rebellen im Umland –
       jetzt kontrolliert die M23 das gesamte Gebiet. Sie hat den Überlandverkehr
       zwischen Goma und den Dörfern entlang der Uferstraße in Richtung der
       Kleinstadt [3][Minova] wieder geöffnet. Jetzt können die Bauern wieder ihre
       Ernten nach Goma transportieren. Die Handelsmetropole war in den
       vergangenen Wochen fast komplett von den Lebensmitteln abhängig, die via
       Ruanda importiert worden waren.
       
       Die M23-Führung hat die Einwohner von Goma am Samstag zu einer groß
       angelegten Aufräumaktion aufgefordert, Salongo genannt – ähnlich wie die
       schwäbische Kehrwoche. Mit Müllautos und Schubkarren rückten die Rebellen
       am frühen Morgen an, um das Chaos entlang der Hauptstraßen zu beseitigen,
       das durch die Gefechte verursacht worden war.
       
       Rebellenführer [4][Corneille Nangaa], Vorsitzender des Rebellenbündnisses
       AFC (Alliance Fleuve du Congo), welchem die M23 angehört, nahm eigenhändig
       eine Schaufel und Müllsack in die Hand, um vor den Kameras die Straße zu
       kehren. In Flecktarnuniform, Helm und schusssicherer Weste marschiert er
       danach die Hauptstraße entlang und winkt den Menschen zu. Die M23 hat
       eigens einen Kameramann angeheuert, um [5][ihre Propaganda-Videos]
       prominent auf den Sozialen Medien im Internet zu verbreiten.
       
       ## Noch viele Leichen nicht gezählt
       
       Das Rote Kreuz hat am Samstag mithilfe von Freiwilligen begonnen, die
       liegen gebliebenen Leichen einzusammeln. [6][Laut UN-Angaben] wurden bei
       den Kämpfen um Goma 773 Leichen gezählt und 2880 Verletzte in Krankenhäuser
       eingeliefert. UN-Pressesprecher Stéphane Dujarric weist ausdrücklich darauf
       hin, dass diese vorläufige Zahl sind. Nach wie vor liegen in den Büschen im
       Umland weitere Leichen, die noch nicht gezählt wurden.
       
       Am Stadtrand von Goma wirken nun die Vertriebenenlager in den Vororten
       Mugunga, Kanyaruchina und Kibati wie leergefegt. Zurückgeblieben ist nur
       der Unrat, die die hunderttausenden Vertriebenen in den vergangenen Monaten
       angehäuft haben. Sie waren einst vor den Rebellen geflohen, aber nun sind
       die Rebellen überall. Am Freitag hat ihnen die M23 erklärt, sie sollen nach
       Hause gehen.
       
       In langen Kolonnen, bepackt mit Bündeln voller Habseligkeiten, marschierten
       hunderttausende Frauen und Kinder am Samstag gen Norden zurück in ihre
       Dörfer, um ihre Äcker wieder zu bestellen. In den M23-Gebieten sind auch
       die Schulen geöffnet. In Goma selbst wurden alle Schulen beim Anmarsch der
       Rebellen vor zwei Wochen geschlossen.
       
       Die militärische Lage ist weiterhin alarmierend. Die M23 ist gemeinsam mit
       ruandischen Truppen weiter auf dem Vormarsch in der benachbarten Provinz
       Süd-Kivu, in Richtung der dortigen Provinzhauptstadt Bukavu.
       
       Am Samstag lieferten sie sich Gefechte mit Kongos Armee und burundischen
       Truppen rund um den Ort Nyabibwe, unweit des internationalen Flughafens
       Kavumu, über den Kongos Armee Nachschub einfliegt. Die UN-Mission im Kongo
       (Monusco) hat am Samstag vorsorglich ein Großteil ihres Personals aus
       Bukavu und Kavumu abgezogen.
       
       2 Feb 2025
       
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   DIR [5] https://x.com/VoiceOfKivu/status/1885941418926961131
   DIR [6] https://reliefweb.int/report/democratic-republic-congo/rapport-de-situation-ndeg01-evolution-de-la-situation-goma-nord-kivu-le-30-jan-2025
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schlindwein
       
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