# taz.de -- Vogelgrippe in den USA: Eine einzige Mutation könnte die nächste Pandemie auslösen
> Weltweit breitet sich H5N1 in Vögeln und Rindern aus. Viele Änderungen
> braucht es nicht, um auch Menschen zu gefährden, zeigt eine neue Studie.
IMG Bild: Angestellte eines New Yorker Geflügelgeschäfts säubern Teile der Käfige und bringen die letzten Hühner zur Schlachtung
Weltweit befällt die Vogelgrippe H5N1 zurzeit [1][Wildvögel, wild lebende
Säugetiere] und Tiere in industrieller Haltung. In den USA melden Geflügel-
und Milchbetriebe Ausbrüche in etwa 1.000 Kuhherden. Unter Tieren, die
dicht an dicht in Ställen stehen, kann sich ein Virus schnell verbreiten.
Menschen infizieren sich bisher nur selten mit dem H5N1-Virus. Etwa 70
Fälle bei Menschen sind aus den USA bekannt, die meisten haben sich bei der
Arbeit in Geflügel- oder Milchbetrieben angesteckt. Für die meisten
Infizierten ist der Verlauf bisher mild, im Januar meldeten die
US-Gesundheitsbehörden jedoch auch einen Todesfall.
Dass es unter Menschen so wenige Fälle gibt, liegt daran, dass eine
Übertragung von Mensch zu Mensch wohl nicht möglich ist. Bislang
jedenfalls: Forscher*innen vom Scripps Research Institute in Kalifornien
haben jetzt unter Laborbedingungen gezeigt, dass [2][eine einzige Mutation
des Virus reichen könnte], damit es „lernt“, sich auch unter Menschen zu
verbreiten.
## Die Studie
Damit ein Virus einen Organismus befallen kann, muss es in seine Zellen
eindringen. Dazu bindet es sich an Rezeptoren auf der Zelloberfläche. Das
Virus hat an seiner Oberfläche eine Bindungsstelle, die wie ein Puzzleteil
genau auf die Rezeptoren passt. Viren sind in der Regel auf einen
bestimmten Organismus spezialisiert, zum Beispiel auf eine Pflanzenart, auf
Vögel, auf Kühe oder auf Menschen. Denn die Zelloberfläche, an die das
Virus andockt, unterscheidet sich je nach Organismus.
Doch Viren mutieren ständig. Dadurch kann sich auch die
Rezeptorbindungsstelle verändern, sodass ein Virus für andere Organismen
ansteckend wird. Oft ist dazu eine ganze Reihe an Mutationen nötig. Beim
H5N1-Virus genügte in der Laborstudie, die im Journal [3][Science]
veröffentlicht wurde, eine einzelne Mutation, um die Bindung an menschliche
Zellrezeptoren zu ermöglichen. Weitere Veränderungen verstärkten diese
Bindung.
Die Forscher*innen zeigten, dass diese Mutation möglich ist. Das heißt
aber nicht, dass sie zwangsläufig eintreten wird: Im Wirtsorganismus des
Vogels oder der Kuh bringt die Anpassung an die menschlichen Zellen dem
Virus keinen Vorteil. Die nötigen Mutationen sammeln sich deshalb gar nicht
erst an – solange das Virus bei den Tieren bleibt.
## Was bringt’s?
Die Studie zeigt, dass H5N1 ernst genommen werden muss. Expert*innen
warnen, das Virus habe das Potenzial, [4][eine Pandemie auszulösen]. Sie
fordern eine engmaschige Überwachung des Infektionsgeschehens und besseren
Schutz der Menschen, die in infizierten Betrieben arbeiten. Denn je öfter
das Virus von Tieren auf Menschen überspringt, desto wahrscheinlicher wird
eine Anpassung an den Menschen durch Mutationen. H5N1 ist dabei sehr
dynamisch: Inzwischen hat ein zweiter Stamm des Virus den Sprung von
Vögeln auf Kühe geschafft. Wie dieser Stamm sich weiterentwickeln wird, ist
offen.
16 Feb 2025
## LINKS
DIR [1] /Die-Vogelgrippe-breitet-sich-aus/!6031174
DIR [2] /Vogelgrippe-in-den-USA/!6018300
DIR [3] https://www.science.org/doi/10.1126/science.adt0180
DIR [4] /Die-wichtigsten-Antworten-zu-H5N1/!6021456
## AUTOREN
DIR Luisa Faust
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