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       ## Deutsches Kino, bessere dich!
       
       Grauenhafte Sprache begegnet einem an jeder Ecke: auf Tiktok, in Cafés in
       Berlin-Mitte und Notifications auf dem Sperrbildschirm. Und jetzt auch noch
       im Kino. In vielen Filmen wird gesprochen wie auf dem Social-Media-Account
       der „Tagesschau“.
       
       So läuft in Kinos seit Wochen ständig der Terror-Trailer für den
       Berlinale-Eröffnungsfilm „Das Licht“ von Tom Tykwer, dem Regisseur der
       Erfolgsserie Babylon Berlin. In der ersten Minute des Trailers sagt jemand:
       „Da ist diese Familie. Es geht ihnen nicht gut. Ich werde ihnen helfen,
       denn ich brauche sie.“ Wieso nur wird in deutschen Filmen so realitätsfern
       miteinander und übereinander gesprochen? Weiter heißt es dann: „Wir sind
       eine typische deutsche dysfunktionale Familie, wo jeder sein eigenes
       Süppchen kocht und sich einen Scheiß um den anderen schert.“ Grandios, da
       weiß ich ja schon alles.
       
       Leider widmet sich dieser Straftat die ansonsten [1][sehr gute Filmkritik
       in der taz] nur in einem einzigen Satz. Dabei sollten gerade wir dieses
       Buzzword-Bingo in Filmen, die die Gegenwart abbilden wollen, erkennen und
       deutlich kritisieren. Denn Filme können neue Perspektiven aufzeigen.
       Deutsche Filme sind dagegen oft bloß banale Gespräche des Regisseurs mit
       sich selbst. Welcher Arzt kann gegen die Schmerzen helfen, die das bei mir
       auslöst? Wo bleibt in der deutschen Kunstbranche die Abstraktion? Zum Glück
       endet nach drei Minuten die Folter und der Film beginnt.
       
       Marcus Wolf
       
       19 Feb 2025
       
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