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       # taz.de -- Stalker bedrängt Tennisprofi Raducanu: Bedrohliche Fans
       
       > Emma Raducanu wird bei einem Tennisturnier in Dubai von einem Stalker
       > belästigt. Ein nicht nur ihr bekanntes Problem. Die Berichte häufen sich.
       
   IMG Bild: Schwierige Umstände: Für Emma Raducanu ist es in Dubai nicht leicht, sich auf ihr Spiel zu konzentrieren
       
       Früh schon, beim Stand von 0:2 im ersten Satz, war [1][der Britin Emma
       Raducanu] am Dienstag jegliche Lust auf dieses Tennisspiel vergangen. Ein
       Zuschauer auf der Tribüne beim WTA-Turnier in Dubai war der Grund dafür.
       Raducanu sprach weinend mit der Unparteiischen am Schiedsrichterstuhl.
       Diese nutzte ihr Funkgerät, worauf der Stalker die Anlage verlassen musste.
       Die WTA, die Vereinigung der professionellen Tennisspielerinnen, teilte
       mit, der Mann werde von allen WTA-Events ausgeschlossen, bis klar sei, ob
       eine Bedrohung vorliege.
       
       Derselbe Zuschauer, hieß es, habe bereits am Montag in einem öffentlichen
       Bereich ein „fixiertes Verhalten“ gegenüber Raducanu gezeigt. Gegen ihre
       tschechische Zweitrunden-Gegnerin Karolina Muchova, die ihr während der
       Unterbrechung der Partie tröstend zur Seite stand, konnte Raducanu nicht
       mehr wirklich etwas ausrichten. Sie verlor mit 6:7 (6:8), 4:6.
       
       Wie Prominente in anderen gesellschaftlichen Bereichen haben gerade
       Sportlerinnen immer wieder unter Stalkern zu leiden. Und gerade im Tennis
       häuften sich in den vergangenen Jahren die Berichte von meist
       nachstellenden Männern. Im Dezember erst berichtete die britische
       Tennisspielerin Katie Boulter von einem Vorfall während des Turniers in
       Nottingham. Ein Stalker hatte Boulter online kontaktiert und geschrieben:
       „Ich werde dir wehtun, wenn du rauskommst.“ Die 28-Jährige verständigte die
       WTA, diese dann die Polizei, die den Mann festnehmen konnte. Boulter
       stellte resigniert fest, dies sei nicht das erste Mal gewesen, solche
       Situationen seien leider „normal geworden“.
       
       Auch Emma Raducanu hat einschlägige Erfahrung. Im Alter von 19 Jahren
       begann ihr steiler Aufstieg. Als unbekannte Qualifikantin gewann [2][sie
       2021 ohne Satzverlust die US-Open] und binnen kürzester Zeit folgten ihr
       2,5 Millionen Menschen auf Instagram. Im echten Leben verfolgte sie kurz
       darauf ein Brite bis auf ihr Privatgrundstück. Der Mann wurde zu
       gemeinnütziger Arbeit verurteilt und erhielt ein fünfjähriges
       Kontaktverbot.
       
       ## „Ich bin verängstigt“
       
       Raducanu sagte damals: „Ich traue mich kaum mehr aus dem Haus, schon gar
       nicht alleine. Ich bin verängstigt und fühle mich dauernd verfolgt. Ich
       fühle mich in meinem eigenen Zuhause nicht mehr sicher und habe das Gefühl,
       man habe mir meine Freiheit genommen.“ An ihren außergewöhnlichen Erfolg
       von vor drei Jahren konnte sie auch verletzungsbedingt nie wieder
       anknüpfen.
       
       Rund um die Tennisspiele wurden die Sicherheitsvorkehrungen schon 1993
       verschärft, als ein fanatischer Steffi-Graf-Fan bei einem Turnier in
       Hamburg [3][der damaligen Kontrahentin Monica Seles ein Messer in den
       Rücken rammte.] Der Polizei erklärte er damals, er habe Seles zugunsten von
       Graf eine Weile außer Gefecht setzen wollen. Der Schweizerin Martina
       Hingis, die über 209 Wochen als Weltranglistenerste geführt wurde, folgte
       einst ein Mann durch die ganze Welt und belästigte sie immer wieder. Hingis
       verklagte ihn, worauf dessen Anwalt vor Gericht sagte: „Wo kommen wir denn
       hin, wenn jeder verliebte Bursche auf dieser Welt für unerwünschte Blumen,
       Briefe und Gedichte bestraft wird? Was ist daran bösartig?“
       
       Viele Fälle sind vermutlich gar nicht aktenkundig. So berichtete die
       US-amerikanische Tennisspielerin Danielle Collins vergangenen Sommer zu
       ihren Stalking-Erfahrungen. „Ich glaube nicht, dass darüber viel geredet
       wird, aber viele von uns hatten während ihrer Zeit auf der Tournee
       Sicherheitsprobleme. Ich hatte im Laufe der Jahre ein paar verschiedene
       Situationen.“ Sie wies auf das Problem von Social Media hin, das eben nicht
       nur guten Fans größere Nähe zu den Sportlern ermögliche.
       
       Der Profiverband der Frauen teilte am Dienstag mit: „Die WTA arbeitet aktiv
       mit Emma Raducanu und ihrem Team zusammen, um ihr Wohlergehen zu
       gewährleisten und die notwendige Unterstützung zu bieten.“
       
       19 Feb 2025
       
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