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       # taz.de -- Verlängertes Kurzarbeitergeld: Im Job durch die Krise
       
       > Statt zwölf Monate können Beschäftigte nun bis Ende 2025 24 Monate
       > Kurzarbeitergeld erhalten. Das ist gar nicht mal so übel.
       
   IMG Bild: Herz für Arbeitnehmer: Bundesarbeitsminister Hubertus Heil
       
       Hubertus Heil hatte sich zu Beginn der Ampelkoalition viel vorgenommen, was
       das [1][Gewerkschafterherz] höher schlagen ließ: Ein Tariftreuegesetz
       sollte her, bei Union Busting, also der Behinderung von Betriebsräten,
       sollte die Staatsanwaltschaft ermitteln müssen. Doch jenseits der Anhebung
       des Mindestlohns auf 12 Euro und der Einführung des Bürgergelds konnte Heil
       als Arbeitsminister wenig liefern.
       
       Bis auf eine Sache: Noch nach dem Aus der Ampel hat der Sozialdemokrat die
       Bezugsdauer des Kurzarbeitergeldes verlängert. Zwar nur temporär, aber
       einfach per Verordnung. „Mit der Verlängerung des konjunkturellen
       Kurzarbeitergeldes bauen wir Brücken: für Betriebe, große wie kleine, um
       gestärkt aus der [2][Krise] zu kommen, und für Beschäftigte, um ihre Arbeit
       zu halten“, verkündete Hubertus Heil Anfang Januar, nachdem das
       Rest-Ampel-Kabinett seine Idee abgenickt hatte. Statt zwölf Monate können
       Beschäftigte nun bis Ende 2025 24 Monate Kurzarbeitergeld erhalten.
       
       Das gibt manchem Angestellten mehr Sicherheit. Zwar beträgt das
       Kurzarbeitergeld lediglich 60 beziehungsweise 67 Prozent des regulären
       Lohns. Es kann aber eine gute Alternative zu Entlassungen sein, wenn ein
       Unternehmen temporär in Schieflage gerät. Statt einen Teil der Belegschaft
       komplett aus der Produktion zu nehmen, können sich Betriebsrat und
       Geschäftsführung etwa darauf einigen, dass alle nur die Hälfte arbeiten und
       für den dadurch bedingten Verdienstausfall anteilig Kurzarbeitergeld
       bekommen. Zudem können Unternehmen das Kurzarbeitergeld aufstocken.
       
       Es ist also gut, dass die Bezugsdauer des Kurzarbeitergeldes verlängert
       wurde. Denn im Zuge der Wirtschaftskrise hat die Kurzarbeit zugenommen.
       Laut Hochrechnungen der Bundesagentur für Arbeit waren vergangenen November
       292.802 Beschäftigte in Kurzarbeit. Zum Vergleich: Ein Jahr zuvor waren es
       nur 174.450. Dabei profitieren auch die Unternehmen von dem Instrument.
       Sollte sich ihre Situation wieder verbessern, können sie dank Kurzarbeit
       schnell die Produktion wieder ankurbeln, statt erst mal neue Beschäftigte
       suchen zu müssen, weil sie in der Krise entlassen haben.
       
       Falls die SPD nach der Wahl wieder auf der Regierungsbank sitzen sollte,
       wäre es deswegen gar nicht schlecht, wenn sie da weitermacht, wo Heil
       aufhörte. Sie könnte zum Beispiel ein [3][Transformation]s-Kurzarbeitergeld
       beziehungsweise Qualifizierungsgeld einführen, mit dem Beschäftigte fit für
       eine klimaneutrale Wirtschaft gemacht werden. Das versprach die SPD bereits
       2021 und verspricht sie jetzt wieder. Wäre schön, wenn das dann auch mal
       kommen würde.
       
       20 Feb 2025
       
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