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       # taz.de -- Bundestagswahlkampf der SPD Berlin: Rolf Mützenich ist müde
       
       > Beim Stimmenfang für die Bundestagswahl setzt die Berliner SPD in Spandau
       > auf Promiunterstützung. Der hiesige Direktkandidat ist ein schweigsamer
       > Typ.
       
   IMG Bild: Zwei SPD-Fraktionschefs im „Spandauer Bock“: Raed Saleh (l.) und Rolf Mützenich
       
       Berlin taz | Der Stargast des Abends wirkt abgekämpft, noch bevor die
       Veranstaltung angefangen hat. Schon vor dem Eingang zum „Spandauer Bock“
       wird Rolf Mützenich von einer älteren Frau abgefangen und zugetextet. Der
       [1][Chef der SPD-Fraktion im Bundestag] sagt ein paar unverbindliche Worte.
       Dann schiebt er sich in die aus allen Nähten platzende Kneipe in der
       Spandauer Altstadt.
       
       Es ist Wahlkampf und Mützenich am Mittwochabend zu Gast bei der SPD
       Spandau, [2][den örtlichen Direktkandidaten der Partei für die Wahl am
       Sonntag] zu unterstützen, den Bundestagsabgeordneten Helmut Kleebank. Ein
       Kneipenabend, immerhin im Warmen, wenn auch nur kurz. Mützenich hat nicht
       viel Zeit. Kleebank zurrt gleich eingangs den Rahmen fest. „Eine knappe
       Stunde konzentrierte Diskussion“, mehr sei nicht drin für seinen
       SPD-Kollegen.
       
       Der „Spandauer Bock“ ist eine sympathisch holzgetäfelte Bier- und
       Schnapshöhle: Sinnsprüche über das Trinken an der Wand, hinter dem Tresen
       eine Schultheiß-Kuckucksuhr, in der Mitte des Schankraums hängt eine
       Leuchtreklame für Asbach Uralt von der Decke. Was irgendwie passt. Zu den
       überwiegend ergrauten Gästen wie zum Gastgeber SPD selbst.
       
       ## Einmal quer durchs Gemüsebeet
       
       Rolf Mützenich pflügt sich dann einmal quer durchs wahlkämpferische
       Gemüsebeet: bestes Tariftreuegesetz, beste Mietpreisbremse, beste
       Rentenpolitik. Und was die SPD sonst noch alles machen wollte, seit Olaf
       Scholz Kanzler ist. „Tschuldigung, Herr Müntefering, dafür hatten Sie drei
       Jahre Zeit“, ruft ein Mann dazwischen. „Ich bin nicht Herr Müntefering“,
       ruft Mützenich zurück. Er ist etwas dünnhäutig.
       
       Ansonsten geht es tatsächlich konzentrierter zu als auf jedem
       SPD-Landesparteitag. Zwei Runden mit vier Publikumsfragen und vier
       Mützenich-Antworten – und schon ist die Stunde rum. Kleebank moderiert,
       ermahnt zwischendurch, dass die Fragen bitte nicht so lang ausfallen mögen.
       Darüber hinaus sagt der SPD-Direktkandidat für den Wahlkreis
       Spandau-Charlottenburg Nord nicht viel.
       
       Helmut Kleebank war 10 Jahre Bezirksbürgermeister von Spandau, bevor er
       hier 2021 für die SPD das Direktmandat holte und im Bundestag Platz nahm.
       Durch größere Bundestagsreden, knallige Forderungen oder wegweisende
       Initiativen ist er dabei nicht aufgefallen. Positiv gewendet ließe sich
       sagen: Kleebank ist folgerichtig auch nicht negativ aufgefallen. Es heißt,
       in Spandau sei er sehr beliebt.
       
       Legt man eine von Wahlkämpfer:innen zwar gern heranzitierte, aber
       [3][mit größter Vorsicht zu genießende Wahlkreisprognose] zugrunde, ist
       Kleebank der am wenigsten chancenlose unter den 12 chancenlosen
       SPD-Direktkandidat:innen in den 12 Berliner Wahlkreisen. Gewinnen würde
       demnach trotzdem der CDU-Kandidat.
       
       ## „Wir lassen keine Kneipe aus“
       
       Der eigentliche Steuermann der SPD Spandau ist am Mittwoch im Anschluss an
       die Runde trotzdem hochzufrieden. Der Abend sei doch super gelaufen,
       bilanziert [4][Raed Saleh, SPD-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus und seit
       2008 Kreisvorsitzender der Partei]. Sicher, es könnte am Sonntag „saueng“
       für Kleebank werden und der Bundestrend sei „brutal“ – natürlich nur der.
       „Aber der Helmut ist sehr viel unterwegs. Wir lassen keine Kneipe aus“,
       sagt Saleh im Gespräch.
       
       Rolf Mützenich ist da längst gegangen. Der „Spandauer Bock“ sei der dritte
       und letzte Wahlkampftermin an diesem Tag, hatte er zur taz gesagt. Er sei
       jetzt müde.
       
       20 Feb 2025
       
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   DIR Rainer Rutz
       
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