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       # taz.de -- Ägyptens Pläne für Gaza: Ägyptische Firmen bauen – Golfstaaten und EU bezahlen
       
       > Die arabischen Staaten kontern die Riviera-Pläne des US-Präsidenten Trump
       > mit einem Vorschlag. Er setzt auf Aufbau und eine palästinensische
       > Technokraten-Regierung.
       
   IMG Bild: Wer soll den Wideraufbau dieser Trümmer in Jabaliya, Nordgaza, bezahlen? Die Zerstörung in Gaza ist allgegenwärtig
       
       Kairo taz | Es soll der Gegenplan zu US-Präsident [1][Donald Trumps Idee
       einer Riviera ohne Palästinenser] werden: der ägyptische Plan zum
       Wiederaufbau des Gazastreifens. Erstmals vorgestellt und diskutiert werden
       soll dieser in der saudischen Hauptstadt Riad. Denn dort ist am Freitag ein
       Fünfer-Gipfeltreffen arabischer Staaten angesetzt: Der ägyptische Präsident
       Abdel Fattah El-Sisi, dessen Land den Plan entwirft, der Gastgeber, der
       [2][saudische Kronprinz Muhammad Bin Salman], der jordanische König
       Abdallah, der sich bei seiner letzten Washington-Reise Trumps Plan anhören
       musste, sowie die Emire der Arabischen Emirate und Katar sollen
       zusammenkommen.
       
       Doch schon jetzt sind Teile des Planes über die ägyptischen und andere
       arabische Medien bekannt geworden. Danach soll ein Drei-bis-Fünf-Jahresplan
       für den Wiederaufbau des Gazastreifens entwickelt werden, der im Gegensatz
       zu Trumps Idee keine Vertreibung der Palästinenser beinhaltet. „Von einer
       technischen Perspektive haben wir die Fähigkeit Gaza innerhalb von drei
       Jahren neu zu errichten“, erklärte der ägyptische Premierminister Mustafa
       Matbouli in einer Pressekonferenz in Kairo am Mittwoch. Baufirmen in
       Ägypten, der arabischen oder islamischen Welt könnten und das in dieser
       Zeit leisten.
       
       In einer ersten Phase, die etwa sechs Monate umfasst, soll ein [3][Großteil
       der Trümmer] weggeräumt werden. Nach UN-Angaben sind in etwa 70 Prozent der
       Gebäude des Gazastreifens zerstört oder schwer beschädigt. In dieser Phase
       sollen für die Einwohner des Gazastreifen temporäre Behausungen in sicheren
       Zonen aufgestellt werden. Auch lebenswichtige Dienstleistungen sollen in
       dieser Phase wieder zum Funktionieren gebracht werden. Bereits jetzt warten
       60.000 Container-Behausungen an der ägyptischen Grenze in Rafah auf eine
       Genehmigung der israelischen Armee, in den Gazastreifen transportiert
       werden zu dürfen. Die wurde bisher von der israelischen Seite verweigert.
       
       In einer zweiten Phase soll der Wiederaufbau der Infrastruktur beginnen.
       Details sollen in einer internationalen Konferenz ausgearbeitet werden. In
       einer dritten Phase, die dann den Plänen der Stadtplaner folgt, sollen
       Schulen, Krankenhäuser und Wohnhäuser errichtet werden. Laut Berichten aus
       ägyptischen Medien sollen bereits große Bauunternehmer der Regierung in
       Kairo Pläne vorgelegt haben.
       
       ## Wer soll den Gazastreifen zwischenzeitlich kontrollieren?
       
       Eines der größten Probleme ist, wer bei dem Wiederaufbau der [4][Partner
       auf der palästinensischen Seite] sein wird – also wer in dieser Zeit den
       Gazastreifen verwalten wird. Die Hamas soll dabei ausgeschlossen bleiben.
       Der ägyptische Plan schlägt vor, ein palästinensisches Komitee zu gründen.
       Es soll aus palästinensischen Technokraten bestehen und von der
       Palästinensischen Autonomiebehörde in Ramallah im Westjordanland bestimmt
       werden. Die soll dann aber kein weiteres Mitspracherecht bei der täglichen
       Arbeit der neuen technokratischen Behörde im Gazastreifen bekommen. Diese
       soll den Wiederaufbau, aber auch die Verwaltung des Gazastreifens, sowie
       die Polizei überwachen.
       
       Bei der Finanzierung sollen die Golfstaaten und die EU eingebunden werden.
       Der ägyptische Premier Madbouly hatte dem Wiederaufbauplan in seiner
       Pressekonferenz kein Preisschild gegeben. Die Talaat Mustafa-Gruppe, eine
       der größten ägyptischen Baufirmen, spricht allerdings von 27 Milliarden
       Dollar, die für den Wiederaufbau Gazas nötig wären. Quellen aus ägyptischen
       Sicherheitskreise sprechen gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters von 20
       Milliarden Dollar.
       
       Dem Fünfergipfel in Riad soll ein Gipfeltreffen der Arabischen Liga in
       Kairo Anfang März folgen. Dieses Treffen dient vor allem dazu Trumps Plänen
       eine geeinte arabische Front entgegenzustellen, die den alternativen
       ägyptischen Plan unterstützt. [5][US-Außenminister Marco Rubio] hat bereits
       zum Ausdruck gebracht, dass Washington offen für alternative Pläne sei.
       
       Eine Voraussetzung für den ägyptischen Plan ist allerdings, dass sich
       Israel und die Hamas [6][in der zweiten Phase des Waffenstillstands] und
       des Austausches von israelischen Geiseln und palästinensischen Gefangenen
       auf einen vollkommenen Rückzug der israelischen Armee und eine permanente
       Waffenruhe einigen. Bisher weigert sich der israelische Premier Benjamin
       Netanjahu, sich auf ein permanentes Ende des Krieges einzulassen und
       spricht immer noch von der Zerstörung der Hamas als Kriegsziel. Damit wäre
       der ägyptische Plan vom Tisch.
       
       Hinweis: Wir haben den Schlusssatz des Textes präzisiert.
       
       20 Feb 2025
       
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