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       # taz.de -- Rubiales erhält für Kuss Geldbuße: Strafe in Höhe eines Trinkgelds
       
       > Der spanische Ex-Fußballboss Luis Rubiales wird wegen sexueller Nötigung
       > gegenüber Jennifer Hermoso lächerlich milde bestraft. Ein schauriges
       > Signal.
       
   IMG Bild: Angespannt: Luis Rubiales vor dem Gerichtsurteil
       
       Erst wurde [1][Jenni Hermoso] vom spanischen Verbandsboss Luis Rubiales der
       Kuss bei der WM-Siegerehrung von V[2][erbandsboss Luis Rubiales]
       aufgedrückt, nun folgte am Donnerstag die Ohrfeige vom Staatsgerichtshof in
       Madrid.
       
       Denn Rubiales wurde lediglich zu einer 18-monatigen Geldstrafe von 20 Euro
       pro Tag wegen sexueller Nötigung verurteilt. Knapp 11.000 Euro sind das in
       der Summe. Für einen Mann, der [3][an der Spitze des spanischen Fußballs]
       über mehrere Jahre fürstliche Gehälter einstrich, ist das ein Witz. Damit
       wird sein übergriffiges Verhalten von den Richtern als Kavaliersdelikt
       eingestuft. Die Staatsanwaltschaft hatte zweieinhalb Jahre Haft gefordert.
       
       Trainer Jorge Vilda und zwei weitere Verbandsmitarbeiter, die Druck auf
       Hermoso ausgeübt haben sollen, den Kuss als einvernehmlich darzustellen,
       wurden vom Vorwurf der Nötigung freigesprochen.
       
       Der Spott, der sich nach dem Urteil über Jenni Hermoso auf deren
       Instagram-Account ergoss, zeigt, welches Signal die spanische Justiz damit
       gesetzt hat. Ein User schrieb ihr hämisch: „Ich darf dir ein Küsschen
       geben.“ Andere schickten ihr nur lachende Smileys. Es wird sich nun also
       lustig gemacht über das, was Hermoso als Grenzüberschreitung markiert hat.
       
       ## Schon übergriffige Frage
       
       Die Anwälte von Rubiales verfolgten die Strategie, Hermoso, die erklärt
       hatte, sie sei gegen ihren Willen geküsst worden, unglaubwürdig zu machen.
       Dafür schleppten sie gar einen Lippenleser vor Gericht, der diese These
       untermauern sollte. Rubiales habe gefragt, meinte dieser erkennen zu
       können. Dass allein diese Frage nach einem Kuss schon übergriffig ist,
       kommt wohl weder Rubiales und seinen Anwälten noch den jetzt auf Social
       Media feixenden Männern in den Sinn.
       
       Hermoso, die nicht nur in Spanien zu einer Symbolfigur im Kampf gegen
       Sexismus wurde, hatte zu Beginn des Prozesses erzählt, der unfreiwillige
       Kuss nach dem Finale der Frauen-WM 2023 in Sydney habe bei ihr „Ekel und
       Abscheu“ ausgelöst und „einen der glücklichsten Tage meines Lebens
       überschattet“. Vor einem Millionenpublikum hatte sie Rubiales gedemütigt.
       
       Die Botschaft des Gerichts an potenzielle Täter ist trotz des
       Schuldspruchs, dass sexuelle Nötigung mit einer Art täglichem Trinkgeld
       abgegolten werden kann. Und die Botschaft an Jenni Hermoso scheint zu sein,
       dass sie sich mal nicht so haben soll. Es ist ein Urteil, das zu einer Zeit
       passt, die in alte Rollenmuster zurückfällt.
       
       20 Feb 2025
       
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