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       # taz.de -- Frühere RAF-Terroristin vor Gericht: Prozess gegen Daniela Klette beginnt Ende März
       
       > Seit fast einem Jahr sitzt Daniela Klette in Untersuchungshaft. Nun wird
       > der Prozess gegen die 66-Jährige eröffnet wegen 13 Raubüberfällen.
       
   IMG Bild: Daniela Klette, ehemaliges Mitglied der Roten Armee Fraktion (RAF), bei ihrer Festnahme in Berlin, 7. März 2024
       
       Verden/Celle dpa | Die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette steht bald
       wegen 13 Raubüberfällen vor dem Landgericht Verden. Die Verhandlung beginnt
       am 25. März im Staatsschutzsaal des Oberlandesgerichts Celle, wie eine
       Gerichtssprecherin mitteilte. Ermittler werfen der 66-jährigen Klette
       versuchten Mord, unerlaubten Waffenbesitz sowie versuchten und vollendeten
       schweren Raub vor.
       
       ## Taten ohne terroristischen Hintergrund
       
       Schon seit vielen Jahren ermittelt die Staatsanwaltschaft Verden gegen
       Klette und ihre mutmaßlichen Komplizen Ernst-Volker Staub und Burkhard
       Garweg. Ende Februar 2024 nahmen Einsatzkräfte die ehemalige
       RAF-Terroristin in Berlin-Kreuzberg fest, wo sie unter falschem Namen
       lebte. Nach den anderen beiden Verdächtigen wird weiter gefahndet.
       
       Das Trio gehörte der sogenannten dritten Generation der
       linksextremistischen Roten Armee Fraktion (RAF) an. 1998 erklärte sich die
       RAF, die mehr als 30 Menschen tötete, für aufgelöst. Die nun zu
       verhandelnden Taten haben keinen terroristischen Hintergrund, wie die
       Ermittler betonen.
       
       ## Überfälle in mehreren Bundesländern
       
       Das Trio Klette, Staub und Garweg soll zwischen 1999 und 2016
       Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und
       Schleswig-Holstein überfallen haben, um ihr Leben im Untergrund zu
       finanzieren. Bei den Taten sollen sie 2,7 Millionen Euro erbeutet haben.
       Laut Anklage bedrohten sie ihre Opfer mit Schusswaffen oder
       Elektroschockern. Klette war den Angaben nach meist die Fahrerin des
       Fluchtautos.
       
       Umstritten ist die Anklage wegen versuchten Mordes im Zusammenhang mit
       einem Überfall in Stuhr südlich von Bremen. Das Trio soll im Juni 2015
       mehrfach auf einen Geldtransporter geschossen haben. Zwei Schüsse drangen
       dabei in die Fahrerkabine ein, die Geldboten blieben unverletzt. Die
       Staatsanwaltschaft wertet die Schüsse als Mordversuch, das
       Oberlandesgericht Celle sieht keinen dringenden Tatverdacht wegen
       versuchten Mordes. Die Verteidigung betonte wiederholt, dass nicht gezielt
       auf den Fahrer des Geldtransporters geschossen worden sei.
       
       ## Kein Platz im Landgericht Verden
       
       Die Ermittler werfen Klette zudem Verstöße gegen das Waffengesetz und das
       Kriegswaffenkontrollgesetz vor. In ihrer Berliner Wohnung wurden unter
       anderem eine Kalaschnikow und eine Panzerfaustgranate gefunden. Die
       66-Jährige sitzt seit ihrer Festnahme im Frauengefängnis in Vechta. Die
       Untersuchungshaft wurde bereits einmal verlängert.
       
       Aus Platzgründen kann die Verhandlung nicht im Landgericht Verden
       stattfinden. Das Gericht weicht deshalb auf den Staatsschutzsaal des
       Oberlandesgerichts Celle aus, wie eine Gerichtssprecherin mitteilte. Ab
       Sommer soll der Fall im Landkreis Verden verhandelt werden.
       
       ## Weitere Ermittlungen der Bundesanwaltschaft
       
       Gegen Klette, Staub und Garweg bestehen auch Haftbefehle wegen des
       Verdachts der Beteiligung an Terroranschlägen. Die oberste Anklagebehörde
       in Deutschland, die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, wirft Klette
       versuchten Mord in zwei Fällen sowie Mittäterschaft bei
       Sprengstoffexplosionen bei drei Anschlägen der RAF in der Zeit von Februar
       1990 bis März 1993 vor. Die Mitgliedschaft in der terroristischen
       Vereinigung RAF an sich ist inzwischen verjährt.
       
       Für die Ermittlungen zu den Terroranschlägen ist die Bundesanwaltschaft
       zuständig. Zu diesem Komplex wird eine weitere Anklage erwartet. Das
       Verfahren wird getrennt von dem Prozess vor dem Landgericht Verden geführt
       werden.
       
       4 Feb 2025
       
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