# taz.de -- Zusammenarbeit von Syrien und Türkei: „Nahtlose Übereinstimmung“
> Syriens Übergangspräsident Al-Scharaa und sein türkischer Kollege Erdoğan
> betonen ihre gemeinsamen Interessen. Beide wollen die Kurden entwaffnen.
IMG Bild: Wie die besten Freunde: Scharaa und Erdoğan am Dienstag in Ankara
Istanbul taz | „Nahtlose Übereinstimmung“ und das Versprechen auf eine
„neue strategische Zusammenarbeit“ sind das Ergebnis eines ersten Besuchs
des syrischen Übergangspräsidenten Ahmed al-Sharaa in Ankara. Nach seinem
ersten Besuch in Saudi-Arabien kam Sharaa am späten Dienstagnachmittag
direkt zu einem Besuch beim türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan
nach Ankara.
Sharaa wurde mit blauem Teppich und kleinem Pomp im Präsidentenpalast
empfangen, Erdoğan eilte ihm vor der Tür entgegen. Statt eineinhalb Stunden
dauerte das Treffen der beiden dann fast doppelt so lange und scheint von
gutem Einvernehmen geprägt gewesen zu sein. Ahmed al-Sharaa schaute zwar
bei der anschließenden Pressekonferenz so ernst wie immer, doch zwischen
sich und Erdoğan wollte er anschließend kein Blatt kommen lassen.
Nachdem Erdoğan wie schon etliche Male zuvor ausgeführt hatte, dass es
jetzt darum ginge, den „Terrorismus“ in Syrien endgültig zu besiegen –
[1][gemeint ist, die türkisch-kurdischen PKK-Militanten aus Syrien zu
vertreiben und die syrische YPG-Miliz zu entwaffnen] – stimmte ihm Sharaa
in seinem Statement zu. Eine syrisch-türkische Sicherheitspartnerschaft
soll helfen, dieses Ziel zu erreichen. Tatsächlich sind jetzt bereits
türkische Militärberater im Land und es könnten bald noch erheblich mehr
werden. Im Vorfeld des Besuchs hatte Reuters aus syrischen Quellen
berichtet, es sei im Gespräch, in Syrien einen größeren türkischen
Militärstützpunkt einzurichten.
Neben diesen Fragen ging es natürlich auch um den Wiederaufbau des
zerstörten Landes. Türkische Baufirmen stehen bereit, in Syrien loszulegen
– wenn denn eine Finanzierung in Sicht ist. Saudis und Kataris finanzieren
erst einmal die laufenden Kosten des rudimentären Staatsapparates, für
einen Wiederaufbau werden jedoch erhebliche Mittel auch aus Europa
notwendig sein. Deshalb – so Sharaa und Erdoğan einhellig – müssten die
gegen das Assad-Regime verhängten Sanktionen jetzt sofort aufgehoben
werden. [2][Diese Forderung richtet sich vor allem an die EU], die die
Sanktionen erst einmal nur vorsichtig lockern will und ihre Unterstützung
auf humanitäre Hilfe und Nothilfe für die Stromversorgung beschränkt. Das
syrische Volk verdiene „mehr Hilfe“, meinte Erdoğan, als diese
Absichtserklärungen der EU.
Schließlich zeigten Sharaa und Erdoğan sich auch einig, was Israel angeht.
Beide forderten die israelische Regierung auf, den Waffenstillstand in Gaza
fortzusetzen und die Grenzen Syriens zu Israel zu respektieren. [3][Israel
solle sich insgesamt auf die Grenzen von 1967 zurückziehen] und einen
palästinensischen Staat ermöglichen.
Vor Sharaa war am Dienstag auch der ägyptische Außenminister in Ankara, um
über das weitere Vorgehen in Gaza zu sprechen. Beide Außenminister wiesen
anschließend den Vorschlag von US-Präsident Trump, die Palästinenser
[4][aus Gaza auf Ägypten] und Jordanien zu verteilen, vehement zurück. Mit
der Türkei, Syrien, Ägypten und eventuell auch Saudi-Arabien zeichnet sich
eine neue regionale Kooperation ab, die durch die Gegnerschaft zum Duo
Trump und israelischer Ministerpräsident Netanjahu weiter gefestigt werden
könnte.
5 Feb 2025
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## AUTOREN
DIR Jürgen Gottschlich
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