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       # taz.de -- Misstrauensvotum in Frankreich: Wer nicht gewinnt, verliert
       
       > Premier François Bayrou übersteht das Misstrauensvotum gegen ihn, dank
       > der Enthaltung der Sozialisten. Dafür ist nun die französische Linke
       > gespalten.
       
   IMG Bild: Noch einmal Glück gehabt: Frankreichs Premier François Bayrou
       
       Ist es für Frankreich besser und weniger kostspielig, einen „schlechten
       Staatshaushalt“ zu haben als gar keinen? Die französischen Sozialisten
       haben einen „ungenügenden“ [1][Kompromiss mit ein paar Konzessionen von
       Premier François Bayrou] einer drohenden Instabilität und dem vom
       Regierungschef prophezeiten „Chaos“ vorgezogen. Sie haben darum, den
       Versuch der linken Opposition, die [2][Regierung wegen der Finanzpolitik zu
       stürzen], nicht unterstützt, sondern sich beim Vertrauensvotum am Mittwoch
       der Stimme enthalten.
       
       Die ehemalige Regierungspartei von Mitterrand und Hollande beruft sich auf
       ihr Verantwortungsbewusstsein und das Allgemeininteresse. Dafür nimmt sie
       einen Konflikt mit ihren linken Bündnispartnern und eine Isolation in Kauf,
       die bei späteren Wahlen (nicht nur für sie selber) gravierende Folgen haben
       muss. Bei einem Ausschluss des Parti Socialiste (PS) aus der „Neuen
       Volksfront“ mit der Linkspartei La France insoumise (LFI), Kommunisten und
       Grünen würde bei kommenden Neuwahlen viele der 66 PS-Abgeordneten ihren
       Sitz verlieren, vor allem aber würde die extreme Rechte von einem
       Auseinanderbrechen der linken Wahlallianz gewaltig profitieren.
       
       Das aber scheint die geringste Sorge des [3][LFI-Wortführers Jean-Luc
       Mélenchon zu sein, der in schrillen Tönen von einem „Verrat“ spricht] und
       die PS-Genossen am liebsten eigenhändig aus der linken Einheit werfen
       möchte. Er macht aus der taktischen Frage des Vertrauensvotums ein Dogma.
       Er hat selber nur ein Ziel und eine Priorität: Neuwahlen und vor allem den
       von ihm geforderten Rücktritt des Präsidenten, Emmanuel Macron, um dann
       selber wieder zu kandidieren. Und er glaubt anscheinend nicht – oder nimmt
       es als bloßen Risikofaktor in Kauf --, dass dann nicht er und seine
       maximalistische Linksfraktion, sondern die extreme Rechte von Marine Le Pen
       an die Macht kommen würde. Denn das Zerwürfnis der Linken kann den Trend
       nach rechts nur stärken.
       
       LFI müsste sich eher die Frage stellen, wie sinnvoll es ist, bei jedem sich
       bietenden Anlass eine Vertrauensabstimmung zu beantragen, wenn doch im
       Voraus klar ist, dass dabei die Regierung nicht gestürzt wird und keine
       sofortige Neuwahlen möglich sind. Wer in einer solchen Kraftprobe nicht
       gewinnt, verliert. Das lässt sich auch mit Beschimpfungen der ungetreuen
       Bündnispartner nicht wegreden.
       
       6 Feb 2025
       
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