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       # taz.de -- Warnstreiks in Berlin: Kampf um die Daseinsvorsorge
       
       > In der kommenden Woche ruft Verdi zu Arbeitsniederlegungen bei der BVG,
       > Charite und Vivantes auf. Dabei geht es auch gegen die Sparpolitik.
       
   IMG Bild: Aus der Klinik auf die Straße: Nächste Woche wird bei Vivantes und Charité wieder gestreikt
       
       Berlin taz | Die Tarifkonflikte bei der BVG und [1][im öffentlichen Dienst]
       spitzen sich zu. Am Donnerstag kündigte die Dienstleistungsgesellschaft
       Verdi gleich zwei Warnstreiks an: die Beschäftigten der BVG legen die
       Arbeit am Montag nieder, am 13. und 14. Februar streikt die Belegschaft von
       Vivantes und Charité.
       
       Der zweitägige Warnstreik bei den landeseigenen Krankenhausunternehmen ist
       der erste Ausstand in der laufenden Tarifrunde zwischen Verdi und der
       Vereinigung kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), die auch das Land Berlin
       repräsentieren. Die Verhandlungen des „Tarifvertrags für den öffentlichen
       Dienst“ (TvÖD) betreffen neben den Beschäftigten in Krankenhäusern unter
       anderem die Berliner Wasser- und Bäderbetriebe, die Stadtreinigung, das
       Jobcenter, die Bundesagentur für Arbeit und das Studierendenwerk.
       
       In der kommenden Woche ruft Verdi bundesweit zu Arbeitsniederlegungen in
       den verschiedenen Branchen auf. In Berlin streiken zunächst nur Vivantes
       und Charité, die Beschäftigten der Stadtreinigung BSR könnten nach der
       nächsten Verhandlungsrunde folgen „Streiks wirken am besten in Wellen“,
       erklärt Verdi-Pressesprecher Kalle Kunkel.
       
       Mit dem Ausstand will Verdi Druck im Vorfeld auf die kommende
       Verhandlungsrunde am 17. Februar machen. „Charité und Vivantes sind zwei
       der größten Klinikkonzerne Deutschlands und damit Schwergewichte im
       Arbeitgeberverband. Wir erwarten, dass sie sich im Sinne ihrer
       Beschäftigten für ein gutes Angebot starkmachen“, sagt
       Gewerkschaftssekretärin Gisela Neunhöffer. Bei der ersten Runde am 24.
       Januar hatte der VKA noch kein Angebot vorgelegt.
       
       ## Minimum Inflationsausgleich
       
       Die Forderungen der Gewerkschaften umfassen unter anderem eine Lohnerhöhung
       von 8 Prozent, höhere Zuschläge für besonders belastende Tätigkeiten wie
       Nachtschichten und Schichten an Sonn- und Feiertagen. Des Weiteren drei
       zusätzliche freie Tage und ein Zeitkonto gefordert. „Das ermöglicht den
       Beschäftigten Souveränität über ihre Arbeitszeiten“, sagt Kunkel.
       
       Mit den Forderungen reagieren die Gewerkschaften auf die seit Jahren sich
       verschlechternden Arbeitsbedingungen. „Die Inflation hat die Löhne
       aufgefressen“, erklärt Kunkel, „der Personalmangel führt zu einer extremen
       Arbeitsbelastung“.
       
       Der Warnstreik soll auch auf die Probleme der Beschäftigten in den
       Krankenhäusern aufmerksam machen. Begleitet wird der Ausstand mit einer
       Großveranstaltung in der Columbiahalle, bei der die Streikenden eine
       Petition mit Forderungen an die Berliner Spitzenkandidat*innen für
       die Bundestagswahl übergeben werden.
       
       „Die zweite Tarifrunde ist zugleich die letzte vor den vorgezogenen
       Bundestagswahlen am 23. Februar“, sagt Verdi-Pressesprecher Kunkel. Zwar
       rechne Verdi damit, dass die Verhandlungen auch nach der Wahl fortgesetzt
       werden, doch gehe es jetzt darum „die politischen Verantwortlichen in die
       Verantwortung zu nehmen und Druck auszuüben“, so Kunkel weiter.
       
       ## Aktivistische Unterstützung
       
       Unterstützt werden die Streikenden auch vom Bündnis [2][„Berlin steht
       zusammen“, einem branchenübergreifenden Zusammenschluss aus
       Klimaaktivist*innen, Beschäftigten des öffentlichen Dienstes und der BVG,]
       das im Herbst vergangenen Jahres im Hinblick auf die aktuelle Tarifrunde
       aufgebaut wurde.
       
       „Wir kritisieren die Kürzungspolitik zulasten der öffentlichen
       Daseinsvorsorge“, sagt Celina Bittger, Sprecherin der Initiative. Das Geld
       sei da, es werde nur ungleich verteilt. „Kürzungen in der öffentlichen
       Daseinsvorsorge bedeutet eine politische Priorisierung“, sagt Bittger. „Es
       geht immer um die existentielle öffentliche Infrastruktur“, stimmt
       Verdi-Pressesprecher Kunkel zu.
       
       Das trifft auch auf die parallel laufenden T[3][arifverhandlungen bei der
       BVG] zu. Nach einem enttäuschenden Angebot der Arbeitgeberseite am Freitag
       ruft die Gewerkschaft zu einem zweiten ganztägigen Warnstreik am kommenden
       Montag auf. Das Unternehmen hatte Lohnerhöhungen von 2,5 bis 7 Prozent
       angeboten. Verdi fordert einen deutlich höheren Zuwachs von
       durchschnittlich 30 Prozent. „Dass der Vorstand uns jetzt real die Löhne
       kürzen will, macht die Kolleginnen und Kollegen wirklich sauer“, erklärt
       Janine Köhler, Mitglied der Tarifkommission.
       
       Aktivist*innen von „Berlin steht zusammen“ kündigen an, bei beiden
       Streiks Präsenz zu zeigen. „Wir stehen an der Seite der Beschäftigten“,
       sagt Bittger.
       
       6 Feb 2025
       
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