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       # taz.de -- Handelskonflikt eskaliert: China zetert wegen Panama über Trump
       
       > Der Konflikt um den Panama-Kanal weitet sich aus: Panama distanziert sich
       > von China, Peking wirft den USA „Mentalität des Kalten Krieges“ vor.
       
   IMG Bild: Zentraler Stein des Anstoßes, der Panamakanal
       
       Berlin taz | Die Spannungen im Handelskonflikt zwischen den USA und China
       wegen Panama nehmen zu: Das Verhalten der USA in Lateinamerika sei „von der
       Mentalität des Kalten Krieges geprägt“, sagte ein Sprecher des chinesischen
       Außenministeriums am Freitag in Peking. Washington säe mit „verlogenen
       Äußerungen“ und „unbegründete Anschuldigungen“ absichtlich Zwietracht
       zwischen China und den lateinamerikanischen Staaten.
       
       Panama hatte am Donnerstag angekündigt, aus Chinas weltumspannenden
       Infrastrukturprojekt „Neue Seidenstraße“ auszutreten. Die „Neue
       Seidenstraße“ ist ein Sammelbegriff für Kooperationsprojekte wie Häfen,
       Eisenbahnlinien, Flughäfen oder Schnellstraßen, die China inzwischen in
       über rund 100 Ländern des Globalen Südens weltweit gebaut hat. Panama war
       2017 als erstes lateinamerikanisches Land beigetreten.
       
       In den panamaischen Medien wurde das Seidenstraßen-Aus als [1][„Kniefall
       vor den USA“] kritisiert. Es „sei ausschließlich eine Entscheidung Panamas“
       gewesen, hatte dagegen Präsident José Raúl Mulino von der rechtsgerichteten
       Partei Realizando Metas betont. Sein Land habe kaum von dem Projekt
       profitiert. „Was hat es Panama in all den Jahren gebracht?“, sagte Mulino
       auf einer Pressekonferenz.
       
       Der neue US-Außenminister Marco Rubio war am Wochenende als eine seiner
       ersten Amtshandlungen nach Panama gereist, um die Ansprüche von
       [2][Präsident Donald Trump] auf die Kontrolle über den Panamakanal zu
       unterstreichen. Dabei hatte er auch gesagt, dass Chinas Einfluss auf die
       Wasserstraße, die etwa fünf Prozent des globalen Handels passieren,
       inakzeptabel sei. [3][Trump hatte Panama vorgeworfen, die USA mit Gebühren
       für die Nutzung des Kanals „abzuzocken“.] Panama nahm jährlich zuletzt fünf
       Milliarden US-Dollar durch den Kanal ein, das entspricht etwa drei Prozent
       des Bruttoinlandsprodukts des kleinen Landes.
       
       ## Weltweit Märkte und Rohstoffe für China
       
       Bislang war China den harten Ankündigungen Trumps mit gemäßigteren Tönen
       begegnet. Nachdem Trump direkt nach seiner Amtseinführung alle chinesischen
       Importe mit Zöllen in Höhe von 10 Prozent belegt hatte, erhöhte Peking nur
       die Einfuhrkosten einzelner US-Produkte: So sollen auf Kohle und
       Flüssiggas-Importe künftig 15 Prozent, auf Öl und landwirtschaftliche
       Maschinen aus den USA 10 Prozent zusätzlich an Zöllen anfallen.
       
       China reagierte nun erstmals offen erbost auf die Handelspolitik des neuen
       US-Präsidenten. Panamas Entscheidung „bedauern wir zutiefst“, sagte der
       Sprecher des Außenministeriums. Sein Land lehne „es entschieden ab, dass
       die USA Druck und Zwang anwenden, um die Zusammenarbeit bei der Neuen
       Seidenstraße zu verunglimpfen und zu untergraben“.
       
       Panama ist das erste lateinamerikanische Land, das das Seidenstraßenprojekt
       verlässt, mit dem China versucht, sich weltweit Märkte und Rohstoffe vor
       allem im globalen Süden zu erschließen. Erst im November war so ein neuer
       Hafen in Peru eröffnet worden, den China finanziert hatte.
       
       Doch insgesamt leidet die „Belt and Road Initiative“ unter der aktuellen
       wirtschaftlichen Misere Chinas. [4][Die Zahl der neu abgeschlossenen
       Projekte rund um die Neue Seidenstraße ist in fast allen Weltregionen
       zurückgegangen.] Statt großer Infrastrukturprojekte soll die Initiative
       „kleiner“, „grüner“ und „smarter“ werden. Staatschef Xi Jinping hatte
       bereits 2023 eine Umorientierung gefordert.
       
       So werden etwa Projekte gefördert, die mit Wasserstoff oder mit
       Erneuerbaren Energien zu tun haben, seltener der Bau von Kohlekraftwerken
       finanziert. Gleichzeitig gehen bereits angeschobene Großprojekte wie der
       Bau einer Eisenbahnlinie von China über Kirgisistan nach Usbekistan aber
       weiter. International wird die Initiative kritisiert, weil sie ärmere
       Länder in Verschuldung und Abhängigkeit von China treibe.
       
       In Lateinamerika hat China zuletzt sehr erfolgreich agiert: [5][Der Wert
       der Im- und Exporte zwischen der Region und der global zweitgrößten
       Wirtschaftsmacht ist von 12 Milliarden Dollar im Jahr 2000 auf 485
       Milliarden Dollar im Jahr 2023 hochgeschnellt.] Allerdings gab es in Panama
       Probleme: Zwar kommen aus oder fahren nach China 21 Prozent der Waren, die
       den Panamakanal passieren – damit ist das Land Nummer 2 nach den USA mit 74
       Prozent.
       
       ## Unzufriedenheit mit Seidenstraße in Panama
       
       Allerdings gibt es Unzufriedenheiten mit dem Seidenstraßenprojekt. „Wir
       haben die wirklichen Vorteile dieser Beziehung nicht gesehen“, sagte Omar
       Jaén Suárez, Ex-Diplomat und Historiker zum [6][Onlinemedium Estrella de
       Panamá]. China habe in den benachbarten Ländern Costa Rica ein
       Nationalstadion und in El Salvador sogar eine Nationalbibliothek und ein
       Nationalstadion gebaut. „Schade“, so Jaén Suárez.
       
       Panamas Präsident Mulino reagierte am Freitag erneut empört auf eine
       [7][Erklärung der US-Regierung, laut der US-Militärschiffe künftig keine
       Gebühren mehr für den Kanal zahlen] müssten. „Das entspricht nicht den
       Tatsachen“, so Mulino. Laut der Verfassung Panamas und laut den Gesetzen
       der Panamakanal-Behörde dürften weder die Behörde noch die Regierung
       Gebühren aussetzen.
       
       Der von den USA gebaute Panamakanal war 1914 eröffnet worden. 1977
       unterzeichneten der damalige US-Präsident Jimmy Carter und der damalige
       panamaische Militärmachthaber Omar Torrijos ein Abkommen zur Übergabe des
       Kanals an Panama, 1999 übernahm der panamaische Staat die Kontrolle über
       die Wasserstraße, durch die jährlich 14.000 Schiffe fahren.
       
       7 Feb 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://elmercantil.com/2025/02/04/panama-se-arruga-ante-trump-y-abandona-la-ruta-de-la-seda-de-china/
   DIR [2] /Die-USA-unter-Trump/!6061768
   DIR [3] https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/donald-trump-panamakanal-forderungen-100.html
   DIR [4] https://www.merkur.de/politik/so-sichert-sich-china-zugriff-auf-rohstoffe-und-baut-seine-weltweite-machtposition-aus-zr-93554310.html
   DIR [5] https://elmercantil.com/2025/02/04/panama-se-arruga-ante-trump-y-abandona-la-ruta-de-la-seda-de-china/
   DIR [6] https://www.laestrella.com.pa/economia/se-ha-beneficiado-panama-de-la-ruta-de-la-seda-PD10578700
   DIR [7] /Trumps-Griff-nach-dem-Panamakanal/!6067822
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Kai Schöneberg
       
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