URI: 
       # taz.de -- Trumps Gaza-Idee: Kein Plan, aber mit Strategie
       
       > US-Präsident Trump will den Gazastreifen besitzen und zur „Riviera des
       > Nahen Ostens“ machen, sagt er. Es ist absurd, aber beeinflusst die
       > Realpolitik.
       
   IMG Bild: Blick auf den Gaza-Streifen heute. Wie wird es dort in Zukunft aussehen?
       
       Die Empörung ist so groß wie einkalkuliert: Donald Trump verkündet, dass
       die [1][USA Gaza „übernehmen“] und längerfristig „besitzen“ wolle, um den
       Küstenstreifen wieder aufzubauen. Der Immobilienhai Trump sieht eine
       Uferpromenade mit Potenzial: Aus den Trümmern von Gaza, in dem laut UNO 92
       Prozent der Wohnhäuser zerstört sind und noch tausende israelische
       Blindgänger liegen sollen, soll [2][eine „Riviera des Nahen Ostens“]
       entstehen. Und die zwei Millionen Palästinenser, die dort leben? Sie sollen
       in der Zwischenzeit nach Ägypten oder Jordanien „umgesiedelt“ werden.
       
       Der Plan ist nicht nur absurd und nach Völkerrecht höchstwahrscheinlich
       illegal, er ist auch kein richtiger Plan. Nur weil Trump ausnahmsweise
       etwas von einem Zettel vorliest, wie er es am Dienstag tat, statt wie
       üblich frei zu assoziieren, heißt nicht, dass die Idee durchdacht war.
       Selbst sein eigenes Team soll überrascht gewesen sein, berichtet die New
       York Times. Der israelische Premier Benjamin Netanyahu, zu diesem Zeitpunkt
       im Weißen Haus zu Gast, soll erst kurz vor der Pressekonferenz davon
       erfahren haben. Und es soll kein einziges Meeting innerhalb der Regierung
       dazu gegeben haben. Unter Trump-Wählern, denen der Wiederpräsident eine
       „America First“-Politik versprochen hat, dürfte der „Plan“ äußerst
       unbeliebt sein.
       
       Hinter dieser Provokation steht dennoch eine Strategie. „Flood the zone
       with shit“, so bezeichnete sie der einstige Trump-Vertraute Steve Bannon –
       alles mit Scheiße überfluten. Und so sehen die ersten Wochen Trumps zweiter
       Amtszeit auch aus: Die schiere Menge an radikalen Vorstößen verhindert eine
       effektive Opposition, im Congress sowie in den Medien.
       
       Einerseits ist Trumps „Gaza-Riviera“ noch ein weiteres Häufchen, eine
       Blendgranate auf seinem diskursiven Schlachtfeld. Andererseits ist der
       „Plan“ auch eine Verhandlungstaktik: Er verschiebt damit einmal mehr die
       Grenzen des Sagbaren. Der selbsternannte „Artist of the Deal“ stellt eine
       Maximalforderung, um einen möglichst großen Kompromiss von der Gegenseite
       zu erzwingen, in diesem Fall Ägypten, Jordanien und anderen arabischen
       Staaten.
       
       Aber mit dieser Taktik beeinflusst Trump jetzt schon knallhart die
       Realpolitik in der Region. Der israelische Verteidigungsminister Israel
       Katz hat die Armee bereits angewiesen, einen [3][Plan zur „freiwilligen“
       Ausreise aus Gaza] vorzubereiten.
       
       Womit Trump doch Recht hat: Gaza muss wieder bewohnbar werden, und das
       braucht Geld. Ein Weiter so mit der Hamas darf es nicht geben, sonst dürfte
       auch kein Staat bereit sein, wieder Unsummen in teuren Tunneln und
       aussichtslosen Angriffskriegen zu versenken. Es fehlt eine ernsthafte
       Alternative für die Realisierung einer Zwei-Staaten-Lösung. Und nun sind
       die arabischen Staaten gefragt, deren Palästinasolidarität häufig nicht
       über Symbolpolitik hinausgeht.
       
       9 Feb 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Juengste-Pressesprecherin-des-Weissen-Hauses-Trump-schoenreden/!6064004
   DIR [2] /Trumps-Plaene-fuer-Gaza/!6067670
   DIR [3] https://www.tagesschau.de/ausland/asien/katz-gazastreifen-100.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Nicholas Potter
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt USA unter Trump
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Gaza
   DIR Palästinenser
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Kolumne Die Woche
   DIR Kolumne übrigens
   DIR Gaza
   DIR Schwerpunkt USA unter Trump
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Vertreibung von Palästinensern: Amerikaner in Gaza
       
       Trumps Plan, die Bevölkerung im Gazastreifen kurzerhand auszutauschen,
       stößt in Israel auf breite Unterstützung. Eine Lösung sieht anders aus.
       
   DIR Trumps Pläne für den Gazastreifen: Gaza über den Jordan?
       
       Die Umsiedlungspläne der USA könnten vor allem Jordanien treffen. Dort
       steht eine antiisraelische Stimmung der starken Bindung an die USA
       gegenüber
       
   DIR +++ Nachrichten im Nahost-Konflikt +++: Trump droht Hamas wegen ausgesetzter Geisel-Freilassung
       
       Die Hamas will vorerst keine Geiseln mehr freilassen, der US-Präsident
       setzt ihr ein Ultimatum. Derweil wächst der Druck auf Ägypten und
       Jordanien.
       
   DIR +++ Nachrichten im Nahost-Konflikt +++: Trump bekräftigt Gaza-Plan
       
       Der US-Präsident hält an der Idee fest, dass die USA den Gazastreifen
       übernehmen: Die Palästinenser sollen demnach kein Recht auf Rückkehr
       erhalten.
       
   DIR Nach Merz' Migrationsantrag: Eigentor beim Elfmeter
       
       Eine kämpferische Zivilgesellschaft statt komatöser Duldungsstarre, Merz
       zwischen Kamikaze und Akrobat und Trumps unerwartete Zweistaatenlösung.
       
   DIR Befriedung im Nahen Osten: Trump, Palivada und Villen mit Meerblick
       
       Was macht man nur mit der Idee des US-Präsidenten Trump, aus Gaza eine
       Nahost-Riviera zu machen? Warum nicht gleich ein gesamter Gebietsaustausch?
       
   DIR Deal zwischen Israel und Hamas: Drei weitere Geiseln freigelassen
       
       Im Gazastreifen kommen drei aus Israel entführte Männer aus der Gewalt der
       Hamas frei. Zwei von ihnen haben während des von den Islamisten verübten
       Massakers am 7. Oktober 2023 enge Angehörige verloren.
       
   DIR Staatsstreich in der ältesten Demokratie: Trump schüttelt die Welt
       
       Der US-Präsident wütet sich durch seine ersten Amtswochen. Er greift nach
       Grönland und Gaza und gibt Elon Musk Zugang zu hochsensiblen Daten.