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       # taz.de -- Künstliche Intelligenz: Achtung bei Prophezeiungen
       
       > Über die Zukunft der Künstlichen Intelligenz wird aktuell viel
       > spekuliert. Sicher ist nur, dass niemand genau voraussagen kann, wohin
       > die Reise geht.
       
   IMG Bild: Die Glaskugel zur Zukunftsforschung hat Tradition
       
       Klar, alles zum Thema KI ist heute der heiße Scheiß. Man redet drüber und
       weiß doch nicht, was „Künstliche Intelligenz“ genau bedeutet. Könnte sie
       mir helfen, dass der Apfelstrudel besser gelingt? Ist sie nützlich beim
       Aufräumen der Abstellkammer, wo wirklich alles nach menschlicher
       Unintelligenz aussieht? Hat sie überhaupt in sich einen Sinn, außer, alles
       effizienter zu machen?
       
       Die Wahrheit ist: Es weiß niemand genau. Wer aber vermutlich von ihr
       profitieren wird, sind die Zukunftsdeuter. Allein in den letzten Monaten
       sind gefühlt vier Dutzend Bücher zum Thema erschienen, mit gefühlten Titeln
       wie: „KI & Diesdas“ oder „Dasdies und KI“. Die einzige tragfähige Prognose
       dieses Textes: Es werden noch viel mehr Bäume gerodet und zu Buchpapier
       verarbeitet werden müssen, denn es wird noch mehr Expertise zur wichtigsten
       Sparte im Sachbuchbereich geben – vor allem zu KI.
       
       Und: auf dieses Wort kommt es an, „[1][Zukunft]“. Wer über die Zukunft
       schreibt, hofft auf eine in eigener Sache gute Aussicht, nämlich ExpertIn
       zu werden für die Zukunftserörterung, hier eben in Sachen KI. So vieles
       wird vorhergesagt und doch tritt es selten ein. Alle Spekulationen – und um
       nichts anderes handelt es sich – eint, dass sie allenfalls Möglichkeiten,
       keinesfalls aber Garantien aufzeigen. Baumsterben? Nicht in der
       geweissagten Art eingetreten. Hunger überall in der Welt? Ist nicht so.
       
       Und jetzt KI. Macht Menschliches bald überflüssig. Wir werden bald
       beherrscht von allwissenden, götterähnlichen Maschinen und Apparaten. Alles
       Mist. Zukunftsforschung ist dem Gewerbe des Glaskugellesens näher als dem
       wahren Leben. Expertismus, der behauptet, das Morgen zu kennen, flunkert.
       Was Morgen ist, sieht man morgen. Die echten Klugheiten brauchen keine KI,
       sie sind als Zukunft sehr gegenwärtig: Wer hätte gedacht, dass [2][Trump &
       Co]. das westliche Lebensverständnis so schnell und gründlich ausradieren
       wollten und es ja auch tun?
       
       Wo war die Zukunftsexpertise, dass ein US-Präsident mal gegen alle
       politische Wahrheit mit einem [3][Imperator wie Wladimir Putin] kooperieren
       würde? Da hilft keine KI, niemals könnte sie das: Diese Politik als
       schändlich zu verstehen. Zukunft kann, muss sie aber nicht, schrecklicher
       sein, als Kassandras je zu fantasieren vermochten. Das hätte KI nie
       glaubwürdig spekulieren können.
       
       2 Mar 2025
       
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