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       # taz.de -- Handballer Renars Uščins: Trainers Liebling
       
       > Trotz WM-Aus war 2024 sein Jahr: Renars Uščins wurde zum „Handballer des
       > Jahres“ gewählt und bleibt der TSV Hannover-Burgdorf treu.
       
   IMG Bild: Hatte bei der WM in Norwegen die Leichtigkeit verloren: Hannovers Renars Uščins
       
       Ein Bild, das bleibt – aber auch für ihn? Renars Uščins ging mit Tränen in
       den Augen durch die Interviewzone der Unity-Arena zu Oslo. Und sprach kein
       Wort. Gerade hatte die [1][deutsche Handball-Nationalmannschaft] gegen
       Portugal verloren. Das Ende einer Dienstreise, Aus im Viertelfinale der
       [2][Weltmeisterschaft].
       
       Gut drei Wochen ist das jetzt her. Uščins hätte „funktionieren“ müssen, um
       die müde deutsche Mannschaft ins Halbfinale zu tragen. So, wie es ihm davor
       dreimal gelungen war – bei der Heim-EM im Januar 2024, bei der
       Olympia-Qualifikation im März in Hannover und bei den Spielen von Paris,
       als Uščins unbeschwert und voll im Flow zum Gesicht seiner [3][Sportart]
       wurde. Konnte es denn so weitergehen?
       
       Tat es nicht. Uščins wollte viel bei der aus deutscher Sicht ernüchternden
       Weltmesse. Dabei verlor er auf der Suche nach der eigenen Form
       Leichtigkeit, Selbstverständlichkeit und die Balance zwischen Werfen und
       Abspielen. „Am meisten bin ich von mir selbst enttäuscht“, sagte er, als er
       wieder sprechen mochte.
       
       Doch was dieser 22-jährige Linkshänder in seinem fantastischen Jahr 2024
       geschaffen hat, wird gerade erst peu à peu sichtbar – zunächst wählte ihn
       die Leserschaft der „Handball-Woche“ zum „Handballer des Jahres“. Dann
       verlängerte er bei der TSV Hannover-Burgdorf seinen Vertrag bis zum 30.
       Juni 2027: Lange Gesichter in Flensburg und anderswo.
       
       Ein Spieler, den viele gerne hätten 
       
       Viele hätten diesen wuchtigen, mutigen und auch in der Abwehr einsetzbaren
       Kerl gerade sehr gern im Team, weil er neben seinen sportlichen Qualitäten
       angenehm im Umgang und fern von Allüren ist. So führte er 2023 die deutsche
       U21 zum WM-Titel. Erstaunlich reif. Immer etwas nachdenklich wirkend. Nie
       aufbrausend.
       
       Bei den drei Bundesliga-Siegen Hannovers nach der WM-Pause stach Uščins vor
       allem mit seinen 14 Treffern beim Erfolg in Stuttgart heraus; am Samstag
       steuerte er dem 34:32 gegen Wetzlar vier Tore bei. Die TSV bleibt ein
       Titelkandidat.
       
       Längst ist um Trainer Christian Prokops Team mit den Nationalspielern
       Uščins und Justus Fischer im Zentrum eine große Begeisterung ausgebrochen;
       die Arena auf dem Messegelände ist mit mehr als 9.000 Fans oft ausverkauft.
       Gerade junge Fans schätzen den schnellen, mutigen Handballs Prokops.
       
       Wenn niemand ihm sagt, er solle sich auch mal rar machen, würde Uščins wohl
       am liebsten jedem und jeder Einzelnen ein Autogramm geben, ein Selfie
       machen. Bei der WM schützte ihn der DHB vor zu vielen Medienanfragen.
       Uščins selbst wäre das wohl nie eingefallen.
       
       Uščins studiert nebenbei BWL 
       
       So ist er, der Sohn lettischer Eltern, der gern Urlaub bei der Oma in
       Lettland macht, wo jüngst noch ein Plumpsklo stand und das Leben etwas
       außerhalb seiner Geburtsstadt Cēsis vor allem im Freien stattfindet. Gut,
       um mal runterzukommen, sagt Uščins. Er ist freundlich, zugewandt, sparsam,
       etwas nerdig – und an Technik sehr interessiert (Warum fliegt ein
       Flugzeug?).
       
       Nebenbei absolviert er ein BWL-Studium („Ich kann Fachbücher von der Steuer
       absetzen!“). Und er ist ständig auf der Suche nach dem besten Kaffee. Als
       Hobby-Barista versuchen sich viele, aber Renars Uščins geht es dabei auch
       um das Preis-Leistungs-Verhältnis.
       
       Der geerdete Normalo unter den deutschen Profis gilt als Trainers Liebling.
       „Er will in jedem Training dazulernen und ist sehr empfänglich für Kritik“,
       sagt Prokop. Keine Frage, die letzte Szene der regulären 60 Minuten im
       Spiel gegen Portugal wird ihn beschäftigt haben – als er sich festrannte
       und ausrutschte, statt den DHB glorios ins Halbfinale zu werfen.
       
       Man möchte ihm zurufen: Gewöhne dir das nicht ab! Versuche es beim nächsten
       Mal wieder! Denn die deutsche Mannschaft ist viel zu oft still und mutlos.
       
       24 Feb 2025
       
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   DIR Frank Heike
       
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