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       # taz.de -- Krieg in Nahost: Waffenstillstand am Ende?
       
       > Netanjahu setzt die Freilassung palästinensischer Gefangener aus. Die
       > Waffenruhe in Gaza steht auf Messers Schneide.
       
   IMG Bild: Aus dem Gefängnis Ofer im besetzten Westjordanland hätten die Gefangenen am Sonntag freikommen sollen
       
       Berlintaz | Während die erste Phase des Waffenstillstands in Gaza sich dem
       Ende nähert, steht dieser ein weiteres Mal vor einer schweren Zerreißprobe.
       Am Sonntag hat der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die
       Freilassung palästinensischer Gefangener vorerst ausgesetzt. Die geplante
       Freilassung war Teil des Waffenstillstandsabkommens zwischen Israel und der
       militanten Hamas. Nachdem am Samstag [1][sechs Geiseln] freigelassen
       wurden, sollten am Sonntag über 600 palästinensische Gefangene aus
       israelischen Gefängnissen entlassen werden. Sie saßen bereits in Bussen, um
       das Ofer-Gefängnis im besetzten Westjordanland zu verlassen, als die
       Anordnung kam, die Freilassung zu verschieben.
       
       Netanjahu fordert eine Versicherung von Seiten der Hamas, dass die
       Organisation demütigende Aktionen beende. Er bezog sich unter anderem auf
       ein Propagandavideo, das die Hamas am Samstag veröffentlicht hatte. Darin
       ist zu sehen, wie zwei Geiseln gezwungen werden, der Entlassungszeremonie
       anderer Geiseln zuzusehen. Die israelische Gesellschaft trauert außerdem
       [2][kollektiv um die getötete Geisel Shiri Bibas und ihre zwei ebenfalls in
       Geiselhaft getöteten Kinder]; zunächst hatte die [3][Hamas nicht die Leiche
       von Shiri Bibas], sondern die einer Frau aus Gaza übergeben. Viele Israelis
       aber sind überzeugt, dass die Demütigungen der Hamas nur ein Vorwand für
       Netanjahu sind, um die Verhandlungen zu verunmöglichen.
       
       Seit Beginn der Waffenruhe ist klar, dass die Verhandlungen um die zweite
       Phase besonders schwierig werden würden, geht es darin doch maßgeblich um
       die Frage, wer Gaza nach dem Krieg wie kontrollieren soll. Die Hamas hat
       angeboten, die verbleibenden rund 60 Geiseln in der zweiten Phase in einem
       Zug freizulassen, allerdings nur, wenn Israel alle Streitkräfte aus dem
       Gazastreifen abzieht und der Krieg dauerhaft beendet wird. Dagegen gibt es
       in Israel heftigen Gegenwind; die israelische Rechte drängt darauf, den
       Krieg fortzusetzen.
       
       Die arabischen Staaten bemühen sich derweil um einen konkreten
       Alternativvorschlag zu dem von US-Präsident Donald Trump. In einem Vorstoß,
       der die Welt schockierte, hatte Trump vor zwei Wochen angekündigt, die
       Palästinenser*innen aus Gaza vertreiben und die „Riviera des Nahen
       Ostens“ daraus machen zu wollen.
       
       ## Netanjahu stünde hinter Trump
       
       Medienberichten zufolge soll die Hamas zugestimmt haben, der
       Palästinensischen Autonomiebehörde, die im Westjordanland regiert, zu
       weichen und ihr die Verwaltung des Gazastreifens zu überlassen. Netanjahu
       erteilte diesem Vorschlag umgehend eine Absage. Am Tag nach dem Krieg werde
       es „weder die Hamas noch die palästinensische Behörde geben“. Er stehe
       hinter Präsident Trumps Plan.
       
       Jüngst begann das israelische Militär außerdem eine großangelegte Kampagne
       im Norden des Westjordanlands. 40.000 Palästinenser*innen wurden aus
       den Flüchtlingslagern Dschenin, Tulkarem und Nur Shams vertrieben. Die drei
       Lager seien jetzt leer, so Israels Verteidigungsminister Israel Katz. Das
       israelische Militär werde das Jahr über dort bleiben und den
       Bewohner*innen keine Rückkehr gestatten. Zum ersten Mal seit der
       Zweiten Intifada werden offenbar israelische Panzer in Dschenin eingesetzt.
       
       Die Militärkampagne ist vermutlich auch eine Antwort auf eine Reihe von
       missglückten Anschlägen auf fünf Busse in den an Tel Aviv angrenzenden
       Städten Bat Yam und Holon. Drei der Busse explodierten Donnerstagabend ohne
       Menschen an Bord, wohl früher als geplant. Zwei weitere, nicht explodierte
       Sprengsätze wurden daraufhin in Bussen in Holon entdeckt. Bislang hat sich
       niemand dazu bekannt.
       
       23 Feb 2025
       
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