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       # taz.de -- Debatten um Frieden für die Ukraine: Macron und Starmer wollen Trump umgarnen
       
       > Frankreich und Großbritannien erwägen Modelle für eine europäische
       > Ukraine-Friedenstruppe mit US-Schutz. Sie wollen Trump von Putin lösen.
       
   IMG Bild: Wolodymyr Selenskyj bei seiner Pressekonferenz in Kyjiw am Sonntag 23. Februar
       
       Berlin taz | Nach Donald Trumps Annäherung an Wladimir Putin im
       Ukrainekrieg bemüht sich Europa um Schadensbegrenzung. Frankreichs
       Präsident Emmanuel Macron wird am Montag, dem Jahrestag des russischen
       Großeinmarsches in der Ukraine 2022, zu Gesprächen in Washington erwartet.
       
       Am Donnerstag soll Großbritanniens Premierminister Keir Starmer folgen,
       danach sind Treffen zwischen US-amerikanischen und russischen Unterhändlern
       geplant.
       
       Macron hatte vergangene Woche versucht, sich als Vorreiter einer
       gemeinsamen europäischen Linie zu positionieren. Dabei hatte er sich anders
       als etwa Olaf Scholz offen dafür gezeigt, eine europäische Friedenstruppe
       in der Ukraine zu stationieren, als Sicherheitsgarantie für das Land nach
       einem Friedensschluss mit Russland.
       
       Dies hatte Donald Trump ins Spiel gebracht, aber eine US-Beteiligung
       abgelehnt und europäische Truppen verlangt.
       
       Die russische Regierung lehnt Truppen aus Nato-Staaten in der Ukraine als
       „inakzeptabel“ ab. Daher sieht Macron die europäische Friedenstruppenidee
       ungeachtet aller Zweifel als ein Mittel, einen Keil zwischen Trump und
       Putin zu treiben und Europa zum Mitgestalter einer Friedenslösung zu
       machen.
       
       ## 30.000 europäische Soldaten
       
       Nach französischen Berichten will Macron bei Trump darauf drängen, auch die
       USA müssten eine Rolle bei einer Ukraine-Truppe spielen. In einem
       Bürgeraustausch auf sozialen Medien erklärte er [1][laut Le Monde]: „Ich
       werde ihm sagen: Du kannst gegenüber Putin nicht schwach sein, das bist du
       nicht.“
       
       Starmer will auf US-Unterstützung für die Truppe drängen. Laut [2][Wall
       Street Journal] könnten 30.000 Soldaten aus europäischen Ländern in
       ukrainischen Gebietshauptstädten hinter der Frontlinie stationiert werden,
       als „schnelle Eingreiftruppe“ im Falle einer russischen
       Waffenstillstandsverletzung. Die US-Luftwaffe müsse aber in Nachbarländern
       abrufbar stehen.
       
       [3][Die britische Sunday Times zitiert] eine britische Regierungsquelle:
       „Man braucht in der Ukraine einen Stolperdraht aus europäischen Truppen,
       der robust genug ist, damit Putin ihn nicht aktivieren wollen wird. Und
       Putin muss wissen, dass dahinter amerikanische Entschlossenheit steckt.“
       
       Sowohl Macron als auch Starmer drängen zudem darauf, dass an allen
       Verhandlungen auch die Ukraine beteiligt wird, was bisher nicht zu Trumps
       Plan gehört. Die US-Regierung drängt aber weiter auf Vorrechte auf
       ukrainische Rohstoffvorkommen.
       
       ## Selenskyj lehnt Trumps Rohstoffdeal ab
       
       Nachdem Selenskyj einen ersten Entwurf zu einem entsprechenden Abkommen
       zurückgewiesen hatte, gibt es mittlerweile einen zweiten. Demnach schuldet
       die Ukraine den USA 500 Milliarden US-Dollar für bisherige Militärhilfen.
       Um die zurückzuzahlen, gewährt die Ukraine den USA ein Erstzugriffsrecht
       auf alle Rohstoffexporte und leitet 50 Prozent der Nettoeinnahmen aus der
       ukrainischen Rohstoffförderung – Mineralien, Öl und Gas – in einen mit den
       USA gemeinsam verwalteten „Wiederaufbauinvestitionsfonds“, bis die 500
       Milliarden US-Dollar erreicht sind.
       
       Nach Zahlen des US-Kongresses beträgt die US-Hilfe für die Ukraine bisher
       in Wirklichkeit 183 Milliarden US-Dollar, 62 Milliarden davon Militärhilfe.
       Selenskyj bekräftigte am Sonntag, er werde den von Trump gewünschten Deal
       nicht unterzeichnen.
       
       Zuvor hatte er [4][in einer Videobotschaft] erklärt, es müsse „alles“ getan
       werden, um der Ukraine „dauerhaften und gerechten Frieden“ zu bringen.
       Später [5][fügte er hinzu]: „Das Volk der Ukraine verdient Respekt, so wie
       jede Nation der Welt.“
       
       Militärisch muss sich die Ukraine derweil weiter gegen Russland wehren. In
       der Nacht zu Sonntag flog Russland nach ukrainischen Angaben seine bisher
       größte Angriffswelle mit Drohnen auf die Ukraine mit 267 der unbemannten
       Flugkörper.
       
       Schwere Kämpfe wurden am heftig umkämpften Frontabschnitt südlich der Stadt
       Pokrowsk gemeldet.
       
       23 Feb 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.lemonde.fr/politique/article/2025/02/21/ukraine-devant-les-representants-des-partis-ou-sur-les-reseaux-sociaux-emmanuel-macron-tente-de-preparer-l-opinion-a-un-effort-de-guerre-sans-precedent_6556950_823448.html
   DIR [2] https://www.wsj.com/world/europe/european-leaders-draft-peacekeeping-plan-for-ukraine-with-u-s-forces-as-backstop-0dda78bc?mod=hp_lead_pos1
   DIR [3] https://www.thetimes.com/uk/politics/article/can-keir-starmer-make-a-deal-with-trump-its-a-balancing-act-2dmp8nt76
   DIR [4] https://x.com/ZelenskyyUa/status/1893589416465035352
   DIR [5] https://x.com/ZelenskyyUa/status/1893660343714332977
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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