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       # taz.de -- Junge Linke-WählerInnen: Kein Herzchen für Selenskyj
       
       > Die Linkspartei konnte auch deshalb gewinnen, weil ihrer Fanbase die
       > Ukraine egal ist. Das liegt auch an einer Infantilisierung durch Social
       > Media.
       
   IMG Bild: Bei der Wahlparty der Linken in Berlin am 23. Februar
       
       Heidi-Hype, [1][Jan van Akens schönes Lächeln], eine konsequente
       Social-Media-Strategie, eine klare Antifa-Haltung – die Erklärungsansätze
       für den überraschenden Erfolg der Linkspartei sind vielfältig, und an allen
       dürfte etwas dran sein. Die Partei, die vor einem halben Jahr noch als
       politischer Insolvenzfall galt, punktete bei der Bundestagswahl besonders
       bei jungen Leuten: 27 Prozent der WählerInnen bis 24 Jahren gaben [2][laut
       Nachwahlbefragungen der Linken ihre Stimme]; sie ist damit in dieser
       Altersgruppe die erfolgreichste Partei.
       
       Irritierend ist dabei, dass die JungwählerInnen die Haltung der Linkspartei
       in der Ukraine-Frage offenbar nicht stört. Die Linke lehnt
       Waffenlieferungen an die Ukraine ab und fordert stattdessen, genau,
       [3][„diplomatische Initiativen“], um den Krieg zu beenden. Die Sorge vor
       einem „Ausverkauf des Landes an westliche Konzerne“ ist der Linkspartei
       offenbar wichtiger als die Gefahr, dass die Ukraine schlichtweg aufhört zu
       existieren. Die Partei hat es geschafft, sich als Friedenspartei zu
       inszenieren – ohne den unappetitlichen Beigeschmack der Putin-Nähe wie beim
       BSW.
       
       Nicht wenige der neuen jungen Linke-WählerInnen dürften zu denjenigen
       gehören, die sich vor drei Jahren noch in gelb-blaue Fahnen gewickelt, den
       Spruch „Stand with Ukraine“ vor die WG-Balkonbrüstung gehängt und Ukraines
       Präsident Selenskyj auf Social Media ein Herzchen spendiert haben.
       
       Hier zeigt sich die reale Gefahr einer Infantilisierung von Politik durch
       Social Media, denn ein drei Jahre andauernder Krieg ist offenbar zu lang
       für die digitale Aufmerksamkeitsspanne. [4][Trumps Seitenwechsel zu Putin],
       die dramatisch gewandelte geopolitische Lage – das ist alles zu komplex, um
       es in den schlichten Kategorien von „Herzchen geben“ und „Daumen runter“ zu
       erfassen.
       
       Dass die Linke in Fraktionsstärke in den neuen Bundestag einzieht, ist gut
       für die parlamentarische Demokratie und Pluralität. Aber die
       Gleichgültigkeit der neuen hippen Linken-WählerInnen gegenüber dem
       Schicksal der Ukraine ist erschreckend.
       
       25 Feb 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Comeback-der-Linkspartei/!6067299
   DIR [2] https://www.tagesspiegel.de/politik/grune-und-fdp-sturzen-bei-jungwahlern-ab-linke-feiert-kantersieg--afd-springt-auf-platz-2-13259374.html
   DIR [3] https://www.die-linke.de/themen/frieden/ukraine-krieg/
   DIR [4] /Donald-Trump-zu-Ukraine/!6067190
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gunnar Hinck
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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