URI: 
       # taz.de -- USA boykottieren G20: Weltforum ohne wichtigsten Player
       
       > Die USA schwänzen die G20-Treffen der wichtigsten Industrie- und
       > Schwellenländer in Südafrika. Halb so schlimm, sagen Expertinnen.
       
   IMG Bild: „Er wird die G20 nicht verlassen“, Trump beim Handshake während des Gipfels in Hamburg, Juli 2017
       
       Berlin taz | Hier würden Steuergelder verschwendet und Antiamerikanismus
       betrieben, hatte Marco Rubio gesagt. Dann war der neue US-Außenminister in
       der vergangenen Woche dem Treffen mit den G20-Amtskollegen ferngeblieben.
       Und auch beim G20-Finanzministertreffen, das bis zum heutigen Mittwoch in
       Kapstadt stattfindet, kam kein US-Vertreter. Der neue Ressortchef Scott
       Bessent sagte ab, wegen einer „Terminkollision“. Auch Argentiniens
       Finanzminister kommt nicht.
       
       Gibt die internationale neue Rechte der [1][G20] den Todesstoß? Das
       informelle Treffen der 19 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer, der
       Europäischen und der Afrikanischen Union hat sich in der Finanzkrise 2009
       als wichtiges Weltforum zur Lösung von Wirtschaftsproblemen etabliert.
       [2][Doch ohne die USA fehlt der wichtigste Player.]
       
       US-Präsident Donald Trump ist kein Freund multilateraler Vereinbarungen, er
       handelt seine Deals lieber mit Einzelpartnern aus. Der Umsetzung von
       G20-Themen wie einer [3][globalen Steuerreform] erteilte er bereits eine
       Absage, bereits getroffene Vereinbarungen zum Klimaschutz will er nicht
       umsetzen. [4][Die Amerikaner begründeten ihren Boykott der diesjährigen
       Treffen auch mit einer Landreform im Gastgeberland, Südafrika war
       brüskiert.]
       
       Wie wichtig internationale Kooperationen allerdings angesichts globaler
       Krisen wie Klimawandel oder Kriegen sind, hatte der scheidende US-Präsident
       Joe Biden bereits beim letzten G20-Gipfel betont: „Ich dränge Sie alle,
       mehr zu tun“, so Biden im November in Rio de Janeiro. „Die Zukunft unserer
       Kinder, Urenkel und Ururenkel hängt davon ab.“
       
       ## „Zusammenschluss der demokratischen Mittelmächte“
       
       „Er wird die G20 nicht verlassen“, sagt [5][Claudia Schmucker],
       Welthandelsexpertin der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. In
       Trumps erster Präsidentschaft wären die USA auch in der G20 geblieben. Für
       Deutschland und Europa werde das Format angesichts zunehmender globaler
       Zerwürfnisse jedoch immer wichtiger: „Wenn wir die USA und China verlieren,
       brauchen wir die G20“, so Schmucker. Es gehe um einen „Zusammenschluss der
       demokratischen Mittelmächte“.
       
       So sieht es auch David Ryfisch, Finanzexperte bei Germanwatch: Europa solle
       sich hier „als Verteidiger des Multilateralismus präsentieren“, betont
       Ryfisch. Die Europäer könnten sich so als Akteur in einem zunehmend
       komplizierteren Umfeld profilieren: „Die G20 sind extrem wichtig für den
       afrikanischen Kontinent: Hier geht es um das Schuldenproblem, um
       internationale Steuerfragen.“
       
       Dass es aber diesmal ein G20-Abschlusspapier gebe, bezweifelt Ryfisch. Die
       Gespräche dazu liefen noch, sagt Jörg Kukies, der amtierende deutsche
       Finanzminister – der in Kapstadt ist. Allerdings: So ein Dokument habe es
       nicht immer gegeben.
       
       25 Feb 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Neue-Afrikapolitik-der-Bundesregierung/!6060984
   DIR [2] /Muenchener-Sicherheitskonferenz/!6066767
   DIR [3] /Greenpeace-Vorschlag/!6051467
   DIR [4] https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/g20-gipfel-suedafrika-absage-usa-aussenminister-marco-rubio-100.html
   DIR [5] https://dgap.org/de/user/259/dr
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Kai Schöneberg
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt USA unter Trump
   DIR G20-Gipfel
   DIR Marco Rubio
   DIR Kolumne Stadtgespräch
   DIR Junge Menschen zur Bundestagswahl
   DIR Afrika
   DIR Entwicklungspolitik
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Gipfel in Südafrika: Wie Johannesburg G20-tauglich werden will
       
       Erstmals soll der Gipfel der wichtigsten Industriestaaten in Afrika
       stattfinden. Doch Südafrikas größte Metropole ist kein geeigneter Ort
       dafür.
       
   DIR Einführung einer Milliardärssteuer: Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
       
       Eine Milliardärssteuer könnte die Vermögenskonzentration verringern und
       dringend nötige finanzielle Mittel mobilisieren. Doch sie wird seit Jahren
       blockiert.
       
   DIR Neue Afrikapolitik der Bundesregierung: Angekommen in der „multipolaren Welt“
       
       Kurz vor der Bundestagswahl stellt die Bundesregierung neue
       „afrikapolitische Leitlinien“ vor. Darin löst „gegenseitiger Respekt“
       Forderungskataloge ab.
       
   DIR Internationaler Schuldenbericht: Profite mit der Schuldenkrise
       
       Laut Bericht der Weltbank befinden sich die Schuldenrückzahlungen auf
       Rekordniveau. Die Zinsen für ärmste Länder haben sich verdreifacht.