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       # taz.de -- Uganda baut Druck auf: Oppositionsführer Kizza Besigye droht in Haft zu sterben
       
       > Er verlasse die Haft entweder als Leiche oder wenn er auf Knien um Gnade
       > bitte, höhnt Ugandas Armeechef. Die Liste der Besigye vorgeworfenen Taten
       > ist lang.
       
   IMG Bild: Der ugandische Oppositionspolitiker Kizza Besigye vor Gericht in Kampala, 19. Februar
       
       Kampala taz | Kizza Besigye ist fast schon gewöhnt, geschlagen, gefoltert,
       mit Wasserwerfern beschossen oder mit Tränengas so sehr eingenebelt zu
       werden, dass seine Augen erblinden. Es gab in seiner fast 24-jährigen
       Karriere als wichtigster Oppositionsführer in Uganda bereits zahlreiche
       Momente, in welchem der große kräftige und stolze Mann aussah, als wäre er
       gerade so dem Tod von der Schippe gesprungen.
       
       Als der mittlerweile 68-Jährige jedoch vergangene Woche absolut abgemagert,
       ausgemergelt und verwahrlost im Rollstuhl in einen Gerichtssaal in
       [1][Ugandas] Hauptstadt Kampala geschoben wurde, da warnten selbst die
       Gefängnisärzte, dass er unbedingt medizinisch versorgt werden müsse. „Es
       gibt nur zwei Wege, wie Besigye das Gefängnis wieder verlässt“, drohte
       hingegen Muhoozi Kainerugaba, Ugandas Armeechef und Sohn von Präsident
       Yoweri Museveni: „in einem Sarg, nachdem wir ihn aufgehängt haben oder auf
       den Knien, wenn er um Gnade bittet.“
       
       Kizza Besigye und Yoweri Museveni verbindet eine lange Geschichte. In den
       1980er Jahren hatte sich der gelernte Arzt Besigye der ugandischen
       Rebellenorganisation NRA (Nationale Widerstandsarmee) unter dem damals
       jungen Guerillaführer Museveni angeschlossen. Besigye wurde Musevenis
       Leibarzt, bekleidete den militärischen Rang eines Oberst. Als Museveni 1986
       die Macht in Uganda übernahm, wurde Besigye Innenminister. Doch dann
       überwarfen sich die beiden.
       
       Privat hatte Museveni um die Hand von Winnie Byanyima angehalten, eine
       schöne Tochter aus einflussreicher Familie. Doch deren Vater war dagegen –
       stattdessen heiratete sie Besiyge. Heute [2][ist Byanyima Generalsekretärin
       der UN-Aidsbekämpfungsagentur Unaids] und eine in ganz Afrika
       einflussreiche Feministin.
       
       ## Nächstes Jahr stehen in Uganda wieder Wahlen an
       
       Politisch wandte sich Besigye gegen Museveni und trat bei den Wahlen 2001
       erstmals gegen ihn an. Seitdem sind sich die beiden ehemaligen Gefährten
       spinnefeind. In seiner Zeit als Spitzenkandidat der Partei FDC (Forum für
       Demokratischen Wandel) wurde Besigye in den vergangenen Jahrzehnten so oft
       verhaftet, dass es schwer ist, mitzuzählen. Ob „Verrat“, „Terrorismus“,
       „illegalen Waffenbesitz“ oder „Gründung einer Rebellion“ – er wurde bereits
       etliche Male angeklagt. Stets kam er wieder frei, verkroch sich eine Weile
       im Exil und startete dann ein erneutes Comeback.
       
       Dies hatte er offenbar nun erneut geplant, denn Anfang nächsten Jahres
       stehen in Uganda wieder Wahlen an. Doch jetzt sitzt Besigye im
       Hochsicherheitsgefängnis. Im November war der Oppositionsführer in Kenia
       entführt und mit Gewalt nach Uganda gebracht worden. Bis Ende Januar musste
       er sich vor einem Militärgericht wegen Hochverrats rechtfertigen, worauf
       die Todesstrafe steht. Mutmaßlich habe er, so die Anklage, in Kenia, in der
       Schweiz und Griechenland mit anderen Regimegegnern eine Verschwörung gegen
       Museveni geplant. Es zirkulieren Audioaufnahmen, in welchen Besigye über
       Waffenlieferungen diskutiert. Eine Falle des Geheimdienstes?
       
       Besigyes Verteidiger beharrten darauf, dass er als Zivilist – immerhin hat
       er [3][die Armee] vor 25 Jahren offiziell verlassen – nicht vor ein
       Militärtribunal dürfe. Aus Protest trat er in einen Hungerstreik. Ugandas
       höchstes Gericht entschied nun, dass er vor ein Zivilgericht muss.
       Immerhin, seit vergangener Woche nimmt er nun wieder Nahrung zu sich. Doch
       seine Frau Byanyima macht sich Sorgen, dass er im Gefängnis sterben könne.
       
       25 Feb 2025
       
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