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       # taz.de -- US-Sanktionen gegen Iran: Mit frischen Maßnahmen gegen Schattenflotten
       
       > Die US-Regierung geht weiter gegen die Islamische Republik Iran vor.
       > Unter anderem gerät die Schattenflotte zum illegalen Ölexport aus dem
       > Land ins Visier.
       
   IMG Bild: Eine Ausstellung über Irans Ölwirtschaft aus dem Jahr 2022 – nun wieder unter erhärteten Sanktionen
       
       Berlin taz | Die US-Regierung weitet ihre auf die Islamische Republik Iran
       zielenden Sanktionen aus. Am Montag erklärte das Außenministerium,
       Washington gehe mit Sanktionen gegen mehr als 30 Firmen, Schiffe und
       Personen vor, die Teil der sogenannten Schattenflotte Irans seien.
       Betroffen sind unter anderem in den Vereinigten Arabischen Emiraten, den
       Seychellen und Hongkong ansässige Ölhändler, eine indische Reederei, der
       Chef der National Iranian Oil Company Hamid Bovard, ein staatseigenes
       Unternehmen, das Öl und Gas fördert. Außerdem steht auf der Liste die
       Iranian Oil Terminals Company, die alle Häfen überwacht, aus denen Iran den
       Rohstoff exportiert.
       
       Mithilfe von Schattenflotten kann der Ursprung eines Handelsgutes versteckt
       und somit Sanktionen umgangen werden: Die Schiffe verschleiern
       Ausgangspunkt und Ziel ihrer Route, ebenso ihre Ladung und die Identität
       der Schiffsbesitzer – oft Briefkastenfirmen. Die Schiffe sind meist nicht
       nach westlichem Standard versichert und schalten das automatische
       Identifikationssystem an Bord ab.
       
       Es ist bereits die zweite Runde an Sanktionen, die US-Präsident Donald
       Trump seit seinem Amtsantritt Ende Januar gegen die Islamische Republik
       initiiert hat. Gleich zu Beginn seiner zweiten Amtszeit forderte Trump mit
       einem [1][Präsidialdekret] Ministerien und Behörden dazu auf, „maximalen
       Druck auf die Regierung der Islamischen Republik Iran auszuüben, alle Wege
       zu einer nuklearen Bewaffnung zu versperren und Irans bösartigen Einfluss
       zu kontern“. Nur Tage später sprach das US-Finanzministerium Sanktionen
       gegen ein internationales Netzwerk aus, das iranisches Öl nach China
       verschiffe.
       
       Schon in seiner ersten Amtszeit hatte Trump seine Gegnerschaft zu Iran
       deutlich gemacht und war 2018 aus dem Atomabkommen ausgestiegen. Das hatte
       seit 2015 Iran eine Verringerung von zuvor erhobenen Sanktionen im Gegenzug
       für ein rein ziviles Nuklearprogramm zugesagt.
       
       ## Etwa 2.300 Schiffe sind Teil der weltweiten Schattenflotte
       
       Die nun ausgesprochenen Sanktionen zeigen auch, wie schwierig es ist, in
       Zeiten globalen Handels echten Druck aufzubauen. Die Schattenflotten sind
       nicht nur für Iran zur Umgehung von Sanktionen immer wichtiger geworden,
       sondern auch für Russland, das ebenfalls unter internationalen Sanktionen
       steht. Nach Angaben des Infoportals Windward operieren weltweit etwa 2.300
       Tanker außerhalb offizieller Systeme. Laut S&P Global sollen etwa 17
       Prozent der weltweiten Flotte von Öltankern für den Transport von
       sanktioniertem Öl genutzt werden.
       
       Russland und Iran arbeiten im Bereich Energie schon länger zusammen, auch
       um westlichen Sanktionen gegen beide Staaten entgegenzutreten: So traf sich
       nach [2][einem Bericht der Teheran Times] vor einigen Tagen der nun
       sanktionierte Bovard mit Russlands Vizeenergieminister, um über eine engere
       Kooperation zu sprechen. Außerdem kauft China trotz Sanktionen Erdöl von
       Russland und Iran – die Schattenflotte macht’s möglich, [3][so das Atlantic
       Council].
       
       Am Dienstag reiste weiter Russlands Außenminister Sergei Lawrow nach
       Teheran. Nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa betonte Irans
       Außenminister Abbas Araghtschi nach dem Treffen die Nähe zu Moskau, auch
       bezüglich des Nuklearprogramms: „Wir haben enge Beratungen.“ Man werde sich
       außerdem nicht mit Druck in Verhandlungen dazu zwingen lassen: „Es wird
       keine direkten Verhandlungen zwischen uns und den USA geben.“
       
       Die US-Sanktionen machten sich am Dienstag auch beim Ölpreis bemerkbar:
       [4][Der stieg je nach Sorte um 15 bis 23 Dollar-Cent pro Barrel an].
       
       25 Feb 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.whitehouse.gov/presidential-actions/2025/02/national-security-presidential-memorandum-nspm-2/
   DIR [2] https://www.tehrantimes.com/news/509908/Iran-Russia-emphasize-expanding-oil-cooperation-through-joint
   DIR [3] https://www.atlanticcouncil.org/blogs/new-atlanticist/the-axis-of-evasion-behind-chinas-oil-trade-with-iran-and-russia/
   DIR [4] https://www.iranintl.com/en/202502257376
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lisa Schneider
       
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