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       # taz.de -- Die Zionskirche wird restauriert: Wo nicht nur die Krokusse wachsen
       
       > Die Zionskirche ist unter der Woche geschlossen. Restaurierungsarbeiten
       > laufen. Leise Baugeräusche dringen aus dem Innern nach draußen. Ein
       > Rundgang.
       
   IMG Bild: Schon von Weitem zu sehen: die Zionskirche wird restauriert
       
       Berlin taz | Der Februarschnee ist getaut, und wenn zwischendurch mal die
       Sonne scheint, halten in den Cafés im Weinbergsweg in Mitte die Hipster Hof
       bei Flat White, Pistaziencroissant oder Sprizz. Für den 67 Meter hohen Turm
       der Zionskirche haben sie eher keinen Blick, dabei ist er von allen Seiten
       gut zu sehen. Die Kirche in der Mitte des Zionskirchplatzes wurde ja genau
       deshalb auf dem Weinberg, einer 52 Meter hohen natürlichen Anhöhe
       errichtet. 1850 wurde sie anlässlich der Rettung König Wilhelms I. vor
       einem Attentat als Votivkirche gestiftet und in den Jahren 1866 bis 1873
       erbaut. Nun ist sie in die Jahre gekommen und wird seit Jahren peu à peu
       renoviert.
       
       Deshalb ist auch an diesem Tag kein Hineinkommen, auch wenn die Homepage
       des [1][Fördervereins der Zionskirche] etwas anderes verspricht. Unter der
       Woche ist das Gotteshaus geschlossen und derzeit nur am Wochenende für ein
       paar Stunden zu besichtigen. Macht aber nichts. Ein Spaziergang drumherum
       ist auch schön, das hier ist eine entspannte Ecke. Nachbarn haben einen
       Aufruf an der niedrigen Umrandung der noch spärlich begrünten Rasenfläche
       rund um das Gotteshaus angebracht: „Nehmen Sie bitte Rücksicht! Hier sollen
       bald Krokusse blühen.“ Die werden sonst gerne platt getreten.
       
       Autos einer Erfurter Firma für Restaurierungen parken vor der Kirche und am
       Seitenschiff, es gibt ein paar Absperrgitter vor dem Haupteingang, einen
       riesigen Stapel Bodenplatten und einen Container für Bauschutt – und
       manchmal dringen irritierend sanfte Baugeräusche aus dem Kircheninneren
       durch die dicken Mauern nach draußen.
       
       Schon seit etlichen Jahren gibt es immer wieder umfangreiche
       Restaurierungsarbeiten. So wurde die Kirche trockengelegt, großformatige
       Buntglasfenster restauriert sowie Heizung und Toiletten eingebaut. Der
       Förderverein unterstützt die Baumaßnahmen, sammelt dafür Spenden und
       organisiert kulturelle Veranstaltungen in der Kirche. Im Jahr 2018 wurde
       der Grundstein für das Großprojekt [2][„KlangRaumZion“] gelegt, das die
       denkmalgerechte, die Spuren und Brüche der Geschichte erhaltende
       Restaurierung des Kirchenraums mit dem Neubau einer Orgel vereinigt. 2022
       ging es damit los.
       
       ## Geld für die Restaurierung der Kanzel
       
       Frohe Kunde kam dieser Tage von der [3][Deutschen Stiftung Denkmalschutz]
       (DSD), die eine Fördersumme über 50.000 Euro für die restauratorische
       Instandsetzung der Innenstützen unterhalb der Emporen und für die
       Restaurierung der Kanzel aus Terrakotta zur Verfügung gestellt hat.
       
       Die Zionskirche gehört zu den über 240 Objekten, die die private DSD dank
       Spenden, Erträgen ihrer Treuhandstiftungen sowie Mitteln der Lotterie
       GlücksSpirale allein in Berlin fördern konnte. Die DSD beteiligte sich nach
       eigenem Bekunden seit 1991 an verschiedenen Renovierungsmaßnahmen mit
       insgesamt über einer Million Euro.
       
       Apropos Denkmal: Die Zionskirche ist zeitgeschichtlich interessant.
       Architekt war der in Berlin seinerzeit sehr aktive August Orth. Der
       preußische König und spätere deutsche Kaiser Wilhelm I. stiftete sie als
       Zeichen des Dankes für die Rettung aus einer Notlage: Er war einem Attentat
       in Baden-Baden entgangen.
       
       [4][Dietrich Bohnhoeffer] war hier 1931/32 als Pastor tätig. Eine Bronze
       von Karl Biedermann erinnert an den 1945 im KZ Flossenbürg ermordeten
       Christen. Ein paar Jahre vor dem Ende der DDR bot die Zionskirche
       oppositionelle Gruppen Raum und wurde in Ostberlin zu einem zentralen Ort
       des revolutionären Herbstes 1989. Davon kündet eine Informationsstele. Die
       lässt sich auch jenseits der Öffnungszeiten studieren, denn sie steht vor
       der Kirche.
       
       Offene Zionskirche: sonntags (mit der Möglichkeit zur Turmbesteigung) und
       feiertags 12–16 Uhr, freitags und samstags 14–18 Uhr.
       
       27 Feb 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://zionskirche-berlin.de/
   DIR [2] http://klang-raum-zion.de/
   DIR [3] https://www.denkmalschutz.de/aktuelles.html
   DIR [4] https://de.wikipedia.org/wiki/Dietrich_Bonhoeffer
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Hergeth
       
       ## TAGS
       
   DIR Kirche
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