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       # taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Konflikt +++: Trump droht Hamas wegen ausgesetzter Geisel-Freilassung
       
       > Die Hamas will vorerst keine Geiseln mehr freilassen, der US-Präsident
       > setzt ihr ein Ultimatum. Derweil wächst der Druck auf Ägypten und
       > Jordanien.
       
   IMG Bild: Ex-Geisel Or Levy, durchs Helikopterfenster zu sehen links neben seinem Bruder, könnte einer der letzten Freigelassenen sein
       
       ## Freilassung bis Samstag, 12 Uhr
       
       Nach dem [1][Stopp der Geisel-Freilassungen] durch die Hamas hat
       US-Präsident Donald Trump den Islamisten ein Ultimatum gesetzt. Er sprach
       sich dafür aus, die zwischen Israel und der palästinensischen
       Terrororganisation ausgehandelte Waffenruhe aufzukündigen, falls nicht alle
       verbliebenen Geiseln bis Samstagmittag um 12 Uhr frei sein sollten.
       Ansonsten „bricht die Hölle los“, drohte Trump in Washington.
       
       Die Hamas hatte die für kommenden Samstag vorgesehene nächste Freilassung
       israelischer Geiseln auf unbestimmte Zeit verschoben. Zur Begründung teilte
       Hamas-Sprecher Abu Obeida mit, Israel halte sich nicht an die Vereinbarung
       zur Waffenruhe. Die ohnehin fragile Waffenruhe im Gazastreifen scheint nun
       noch akuter gefährdet. Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz
       versetzte die noch im Gazastreifen stationierten Truppen des Landes in
       höchste Alarmbereitschaft.
       
       Welche konkreten Konsequenzen die Hamas von US-Seite zu befürchten hätte,
       ließ Trump offen. „Die Hamas wird herausfinden, was ich meine“, antwortete
       er auf Nachfrage von Reportern im Weißen Haus. „Das sind kranke Leute.“ Die
       Entscheidung liege aber letztlich bei Israel. „Ich spreche nur für mich“,
       sagte der Republikaner. Israel könne sich darüber hinwegsetzen. Er gehe
       nicht davon aus, dass die Islamisten der Forderung folgen werden, sagte
       Trump weiter – zumal fraglich sei, wie viele der Menschen in ihrer Gewalt
       noch am Leben seien. „Ich glaube, viele der Geiseln sind tot“, sagte der
       78-Jährige. Es handele sich um eine „große menschliche Tragödie“. Die
       zuletzt freigelassenen Geiseln hätten ihn wegen ihrer schlechten Verfassung
       an Holocaust-Überlebende erinnert, sagte Trump. (dpa)
       
       ## Guterres fordert Hamas zu weiteren Geiselfreilassungen auf
       
       UN-Generalsekretär Antonio Guterres fordert die Hamas auf, weitere Geiseln
       wie vereinbart am Samstag freizulassen. „Wir müssen ein Wiederaufflammen
       der Feindseligkeiten im Gazastreifen, die zu einer unermesslichen Tragödie
       führen würden, um jeden Preis verhindern“, teilt Guterres mit. Beide Seiten
       müssten ihren Verpflichtungen aus der Vereinbarung für die Waffenruhe
       nachkommen. Die Verhandlungen in Doha für die zweite Phase müssten wieder
       aufgenommen werden.
       
       Außerdem hat die Hamas hat US-Präsident Donald Trump aufgefordert,
       Drohungen zu unterlassen. Es gebe eine Vereinbarung, die von beiden Seiten
       erfüllt werden müsse, sagt der hochrangige Vertreter der
       Palästinenserorganisation Sami Abu Suhri zu Reuters. (rtr)
       
       ## Trump setzt auf Druck auf Jordanien und Ägypten
       
       Zudem drohte Donald Trump [2][Jordanien] und Ägypten, zwei wichtigen
       US-Verbündeten im Nahen Osten, mit finanziellen Konsequenzen, falls sie
       sich seinen Gaza-Plänen widersetzen sollten. Denen zufolge würden rund zwei
       Millionen Bewohner des Gebiets dauerhaft in arabische Staaten der Region
       umgesiedelt und der zerstörte Küstenstreifen unter Kontrolle der USA in
       eine wirtschaftlich florierende „Riviera des Nahen Ostens“ verwandelt.
       
       Israels Nachbarn Ägypten und Jordanien lehnen die Unterbringung von
       Palästinensern aus dem Gazastreifen in ihrem Land aber vehement ab. Trump
       sprach deshalb darüber, sie nötigenfalls mit finanziellem Druck gefügig
       machen. Auf die Frage einer Journalistin, ob er Hilfszahlungen an die
       beiden Länder einfrieren würde, falls sie sich diesem Ansinnen verweigern
       sollten, antwortete Trump: „Warum nicht?“ Wenn sie nicht zustimmen, würde
       er Zahlungen möglicherweise zurückhalten.
       
       Beide Staaten gehören zu den engsten Verbündeten der USA in der Region.
       Jordanien erhielt offiziellen Angaben zufolge im vergangenen Jahr rund 1,3
       Milliarden US-Dollar aus Washington, Ägypten knapp 215 Millionen Dollar.
       Jordaniens König Abdullah II. wird am Dienstag zu einem Treffen mit Trump
       im Weißen Haus erwartet. Ägyptens Außenminister Badr Abdellaty erteilte der
       Umsiedlung von Palästinensern bei einem Besuch in Washington eine klare
       Absage. (dpa)
       
       ## Autonomiebehörde will „Pay to slay“-Zahlungen stoppen
       
       Die Palästinensische Autonomiebehörde hat angekündigt, ihre Zahlungen an
       Familien von Terroristen, die entweder in Israels Gefängnissen sitzen oder
       bei ihren Angriffen getötet wurden, einzustellen. In Israel wurden die viel
       kritisierten Zahlungen oft als „pay to slay“ – für Töten bezahlt werden –
       bezeichnet. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas habe ein Dekret erlassen,
       um entsprechende Artikel in den Gesetzen aufzuheben, [3][berichtete die
       palästinensische Nachrichtenagentur Wafa] am späteren Montag.
       
       Die Familien sollen Wafa zufolge weiterhin Anspruch auf finanzielle
       Leistungen im Rahmen des Sozialsystems haben – nach Kriterien, die für alle
       gelten. Die Einzelheiten zur Umsetzung des Dekrets waren zunächst jedoch
       unklar. Laut Wafa sollen die Programme zur Unterstützung von
       Gefangenen-Familien auf eine unabhängige Stiftung, das Palestinian National
       Economic Development Institute, übertragen werden.
       
       Israel kritisiert den Schritt als Täuschung. „Dies ist ein neuer Betrug der
       Palästinensischen Autonomiebehörde, die beabsichtigt, die Zahlungen an
       Terroristen und ihre Familien über andere Kanäle fortzusetzen“, hieß es in
       einer Erklärung des Außenministeriums.
       
       Die Palästinensische Autonomiebehörde hatte zuvor erklärt, die „pay to
       slay“-Gelder dienten zur Unterstützung von Familien, die Einkommensverluste
       erlitten hätten und denen die Beschlagnahme oder Zerstörung ihres Eigentums
       durch israelische Behörden drohe. Um den internationalen Druck zu umgehen,
       hatte die Autonomiebehörde das System bereits mehrfach geändert und nach
       verdeckten Möglichkeiten gesucht, um es aufrechtzuerhalten. (dpa/taz)
       
       ## 🐾 Razzia in Jerusalemer Buchhandlung
       
       Die israelische Polizei nimmt zwei palästinensische Besitzer fest. Stein
       des Anstoßes: Ein Malbuch mit dem Slogan „From the river to the sea“,
       [4][berichtet taz-Korrespondent Felix Wellisch aus Jerusalem.]
       
       11 Feb 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Geiseldeal-in-Nahost/!6068978
   DIR [2] /Radikalisierung-in-Jordanien/!6045782
   DIR [3] https://english.wafa.ps/Pages/Details/154504
   DIR [4] /Festnahme-von-Buchhaendlern/!6065162
       
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       Nahen Ostens“ machen, sagt er. Es ist absurd, aber beeinflusst die
       Realpolitik.