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       # taz.de -- Didacta-Eröffnung: Proteste gegen AfD-Stand auf Didacta
       
       > Am Dienstag öffnete die Bildungsmesse mit einem Stand der rechtsextremen
       > Partei. Kritiker zeigen sich von der Entscheidung der Veranstalter
       > enttäuscht.
       
   IMG Bild: Gegner der AfD protestieren auf der Bildungsmesse Didacta vor dem Informationsstand der Partei
       
       Stuttgart taz | Die Kapitulation kam am Montag, nur wenige Stunden vor der
       [1][Eröffnung der Didacta] in Stuttgart. Die Würfel waren gefallen: Die in
       Teilen rechtsextreme AfD erhält ihren Stand als Hauptaussteller auf der
       Bildungsmesse. Halle 7, Stand 7E67 – trotz massiver Proteste aus der
       Zivilgesellschaft. Der zentrale Satz aus der Erklärung des
       Didacta-Verbandes: „Bei aller berechtigten Kritik gehört jedoch auch dazu,
       dass wir aushalten müssen, was nicht zu verhindern ist.“
       
       Die AfD ist eine von 700 Aussteller:innen. Sie war zunächst die einzige
       Partei, die sich online um eine Teilnahme beworben hatte. Um den Eindruck
       von Einseitigkeit zu vermeiden, holte die Messe Stuttgart später auch die
       Grünen und die CDU als baden-württembergische Regierungsparteien ins Boot,
       später auch noch FDP und Volt. Die Veranstalter jonglierten mit Begriffen
       wie „Meinungsvielfalt“ und „Offenheit“ und betonten, eine Messe sei „keine
       Zensurbehörde“.
       
       Doch warum gab es keine Versuche, die AfD wieder auszuladen? Das wäre eine
       angemessene Reaktion auf die heftige Kritik von Bildungsgewerkschaften,
       Schüler- und Elternvertretern, Hilfsorganisationen und auch vom Zentralrat
       der Juden gewesen – meinen zumindest jene, die nun den Protest auf die
       Messe tragen. Eine Messe, wohlgemerkt, die das Leitthema
       „Demokratiebildung“ hat.
       
       Bis Samstag werden mehrere zehntausend Besucher:innen erwartet. Ein
       Bündnis von Verlagen, Verbänden und Bildungsinitiativen hat tägliche
       Protestaktionen angekündigt. Das „Aktionsbündnis Demokratie zur Didacta“
       zeigt sich enttäuscht, dass die Hauptgesellschafter der Messe – das Land
       Baden-Württemberg und die Stadt Stuttgart – sich nicht öffentlich
       positionierten. Auch von Bundeslandwirtschaftminister [2][Cem Özdemir], der
       als Grünen-Bundestagsabgeordneter seinen Wahlkreis in Stuttgart hat, kam
       kein wirkmächtiges Veto von der Seitenlinie. Das Aktionsbündnis vermisst
       eine deutliche Haltung der Veranstalter gegenüber demokratiefeindlichen
       Akteuren.
       
       ## Schwierige Entscheidung für Marina Weisband
       
       „Spot on! Laut für Demokratie“ und „Party für Demokratie & Vielfalt“ – so
       lauten die Mottos der Proteste, die nun Aufmerksamkeit schaffen wollen.
       Demokratie müsse verteidigt werden, betont das Aktionsbündnis. „Parteien
       und Akteure, die demokratische Grundwerte infrage stellen, haben auf der
       Didacta keinen Platz.“
       
       Aber weil sie ihn eben – namentlich die AfD – eben doch haben, steht auch
       die Publizistin [3][Marina Weisband] und frühere Piraten-Politikerin vor
       einer schwierigen Entscheidung. Im November hatte der Didacta-Verband
       angekündigt, sie in diesem Jahr als „Bildungsbotschafterin“ der Messe
       auszuzeichnen. Die Ehrung soll an diesem Mittwoch geschehen. Der Verband
       lobte ihren „herausragenden“ Einsatz für politische Bildung und digitale
       Partizipation sowie ihre „besondere“ Rolle in der Bildungslandschaft.
       
       Weisband hat angekündigt, am Mittwoch nach Stuttgart zu reisen. Die
       Nicht-Ausladung der AfD von der Messe und die damit verbundene
       „Normalisierung des politischen Arms des Rechtsradikalismus“ hat sie im
       Vorfeld scharf kritisiert.
       
       „Ich kämpfe für eine Schulkultur der Selbstwirksamkeit. Für Inklusion,
       Vielfalt, Neugier, den Glauben an jedes einzelne Kind, an jeden einzelnen
       Menschen. Die AfD kämpft gegen Gesamtschulen, gegen Inklusion, gegen
       Lehrkräfte, die nicht auf Linie sind“, sagte Weisband gegenüber der taz
       
       Ob Weisband die Auszeichnung als „Bildungsbotschafterin“ annehmen wird? Die
       Auflösung gibt’s am Mittwoch ab 14:15 Uhr beim Forum Bildungsperspektiven
       in Halle 5 der Didacta.
       
       11 Feb 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.messe-stuttgart.de/didacta/
   DIR [2] /Migrationsdebatte/!6040628
   DIR [3] /Gespraech-mit-Marina-Weisband/!5816151
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Matthias Meisner
       
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