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       # taz.de -- Zukunft der Ukraine: Gewissheiten waren gestern
       
       > US-Präsident Trump will den Krieg in der Ukraine beenden und schickt die
       > EU zur Friedenssicherung vor. Sind die 27 Mitgliedstaaten dem gewachsen?
       
   IMG Bild: US-Verteidigungsminister Pete Hegseth (l.) mit dem deutschen Verteidigungsminister Boris Pistorius beim NATO-Treffen
       
       Berlin taz | Und dann verwies er die [1][EU] in die zweite Reihe:
       US-Verteidigungsminister Pete Hegseth rüttelte während seines ersten
       Besuchs in Brüssel die europäische Staatengemeinschaft ordentlich wach.
       
       Den „überwiegenden Anteil“ der zukünftigen militärischen und zivilen Hilfe
       für die Ukraine sollten nun die Europäer übernehmen, stellte er klar. Und
       läutete damit den seit Monaten befürchteten Kurswechsel von US-Präsident
       Donald Trump ein. Dieser machte spätestens durch sein Telefonat mit
       Kremlchef Wladimir Putin am Mittwoch deutlich, den Krieg in der Ukraine so
       schnell wie möglich beenden zu wollen. Koste es, was es wolle.
       
       Putin dürfte sich über die sich überstürzenden Ereignisse der vergangenen
       Tage freuen – er, der so auf Augenhöhe mit dem US-amerikanischen
       Präsidenten [2][über die Zukunft der Ukraine verhandeln wird] und das über
       den Kopf des von ihm angegriffenen Landes hinweg.
       
       Ein Szenario, das besonders die Europäer vor Herausforderungen stellen
       wird. Fast drei Jahre sind seit Beginn der russischen Invasion vergangen,
       ein Zeitraum, den die EU nicht ausreichend genutzt hat, um sich auf eine
       derartige Verantwortung vorzubereiten. Es fehlen die finanziellen Mittel
       und eine gemeinsame Linie.
       
       ## Schlicht kein Geld
       
       Das Problem: Verteidigung ist auf nationalstaatlicher Ebene geregelt. Zwar
       will die EU einen eigenen Verteidigungsfonds auflegen, doch wie dieser
       finanziert werden soll, ist unklar. Auch die Zuständigkeit ist umstritten.
       Dazu kommt, dass in vielen EU-Ländern schlicht das Geld für Verteidigung
       fehlt.
       
       Während die osteuropäischen Staaten aufrüsten, erreichen Spanien und
       Italien nicht einmal das von der Nato vorgegebene 2-Prozent-Ziel. Auch
       Deutschland erfüllt nur mithilfe von Schulden die Vorgabe. Und
       EU-Verteidigungskommissar Andrius Kubilius dringt mit seinen Anliegen nicht
       durch. Um den Frieden in Europa zu erhalten, müsse man sich für einen Krieg
       rüsten, wiederholt er immer wieder.
       
       Konkret will der Litauer die Munitionslager in Europa auffüllen und ein
       gemeinsames Monitoring über die Lagerbestände einführen. Der jüngste
       Versuch, einen gemeinsamen Verteidigungsfonds zu gestalten, platzte: Statt
       sich bei dem EU-Sondergipfel Anfang Februar mit der Verteidigung der
       Ukraine und Europas zu beschäftigen, drängte überraschend ein anderes Thema
       nach vorn: Trumps Strafzölle.
       
       ## Zwei zentrale Punkte
       
       Da half auch nicht, dass Nato-Generalsekretär Mark Rutte, der als
       Trump-Versteher gilt, zuvor versuchte, die 27 Regierungs- und Staatschefs
       vor einer drohenden Ausweitung des Kriegs zu warnen. Nach dem Telefonat
       Trumps mit Putin bleibt dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj
       nichts anderes übrig als auf zwei zentralen Punkten zu bestehen: [3][keine
       bilateralen Verhandlungen zwischen den USA und Russland] und Europa muss
       mit an den Verhandlungstisch.
       
       Unterstützung dafür kommt von Kaja Kallas. Die EU-Außenbeauftragte gilt als
       harte Kritikerin des Kremls. Aus ihrer Sicht wäre ein „Deal“ zwischen den
       USA und Russland an den Europäern vorbei ohnehin nicht umzusetzen. Wie sich
       die EU und die Ukraine zum Vorstoß Trumps verhalten werden, wird sich auch
       auf der Münchner Sicherheitskonferenz zeigen, die an diesem Freitag
       beginnt.
       
       Der Termin für das Telefonat zwischen Trump und Putin – kurz vor dem
       dritten Jahrestag des russischen Angriffskriegs und kurz vor einem der
       wichtigsten internationalen Treffen für Sicherheitspolitik – ist kein
       Zufall. Und der Vorstoß bedeutet nichts Geringeres, als dass es kein Zurück
       zu gewohnten Gepflogenheiten geben wird.
       
       14 Feb 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Anastasia Zejneli
       
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