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       # taz.de -- Lange Debütroman-Nacht in Lübeck: Auf den Spuren des Nobelpreisträgers
       
       > Thomas Mann steht Pate: Drei Autor:innen gastieren mit ihren ersten
       > Romanen bei der „Langen Debütnacht“ im Lübecker Buddenbrookhaus.
       
   IMG Bild: Debütroman von besonderer Strahlkraft: Verschiedene Ausgaben der „Buddenbrooks“ von Thomas Mann
       
       „Viel zu mächtig“, fand der Verleger: Erst als der junge Autor sein
       Manuskript wieder gekürzt hat, deutlich unter zwischenzeitlich 1.000
       Seiten, kann der Debütroman erscheinen, im Februar 1901. Er wird sich als
       gute Investition erweisen für den [1][Fischer-Verlag], immerhin wird das
       Romandebüt seinem Verfasser [2][den Literaturnobelpreis einbringen] – und
       bis heute für manche:n Kritiker:in das Form-Ideal stellen; der Roman,
       an dem sich alle Romane messen lassen müssen.
       
       Ja, die Rede ist von Thomas Mann und seinen [3][„Buddenbrooks“], dieser
       Mutter aller Familien-Fassaden-und-Abgründe-Chroniken. Bis zum Weltruhm und
       der bildungsbürgerlichen Kanonwerdung dauerte es dann aber noch bis 1929,
       erst mal bezog der 26-jährige Autor nicht zu knapp Dresche, streng bildlich
       gesprochen: Sie ließen sich nicht gerne so darstellen, wie er das getan
       hatte, die Lübschen Kaufleutedynastien (und jene, die sich damit
       identifizierten); dem Untertitel nach beschrieb der junge Mann darin ja den
       „Verfall einer Familie“.
       
       Ist eine Lektion Manns für heutige Roman-Debütant:innen also: [4][Du darfst
       nicht gleich einknicken beim ersten Shitstörmchen?] Vielleicht – aber auf
       so eine schlichte Von-Mann-lernen-Mechanik lässt er sich vielleicht auch
       einfach nicht bringen, der Preis für Romandebüts und ihre Verfasser:innen,
       der seit 2003 zweijährlich in Lübeck vergeben wird, konsequenterweise im
       d[5][en „Buddenbrooks“ gewidmeten Haus] in der Mengstraße 4.
       
       Sicher: Die Verantwortlichen sehen schon einen Zusammenhang zwischen
       heutzutage ins Roman-Rennen gehenden Schreiber:innen und jenem so
       bedeutenden, aber gerade in seiner Wirkung deutlich eine Ausnahme bildenden
       Mann-Debüt. Auf den Literaturnobelpreis zu hoffen, hat aber hoffentlich
       niemand den dreien empfohlen, die an diesem Dienstagabend vor ausverkauftem
       Buddenbrookhaus vortragen: Clemens Böckmann bringt „Was du kriegen kannst“
       mit, Felicitas Prokopetz stellt „Wir sitzen im Dickicht und weinen“ vor,
       und [6][Ruth-Maria Thomas] ist eingeladen mit „Die schönste Version“.
       
       Je zwei solcher Abende richtet man in Lübeck aus, alle zwei Jahre, macht
       sechs Autor:innen auf der Shortlist. Daraus wählt die Jury dann den:die
       Preisträger:in; mit anfangs 2.000 Euro war der Preis dotiert, seit
       2023/2024 sind es 5.000 Euro, gestiftet von Anfang an vom örtlichen
       Lions-Club. Anders als bei manchem anderen Preis können nur veröffentlichte
       Romane teilnehmen oder solche, die schon einen absehbaren
       Veröffentlichungstermin haben.
       
       Auf gut 100 beziffert Marlene Hartmann, als wissenschaftliche Volontärin am
       Buddenbrook-Haus automatisch Jury-Mitglied, die Zahl der zu sichtenden
       Romane insgesamt, aus denen dann die vorzustellenden sechs ausgewählt
       werden. „Wir schauen uns die Verlagsvorschauen an“, sagt sie. „Aber wir
       bekommen auch Hinweise von Verlagen oder sogar teilweise den Autor:innen
       selbst.“
       
       Und wie geht es dann weiter? „Gar nicht so einfach zu beantworten“ sagt
       Hartmann mit Blick auf die „riesige Vielfalt an Themen, an Stilen und wie
       Menschen sich auf Geschichten einlassen in ihren Romanen“. Einerseits gehe
       es um die Geschichte: „[7][Was wird uns erzählt?] Ist es etwas Neues oder
       haben wir das schon ganz oft gelesen?“ Aber auch Vertrautes lässt sich so
       oder anders erzählen. Es ließe sich der Preis also durchaus ergattern – mit
       einer neuerlichen Chronik familiären Verfalls.
       
       18 Feb 2025
       
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