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       # taz.de -- Lebensratgeber für Boomer: Diese Tipps bringen Sie durch alle Krisen (oder auch nicht)
       
       > In den Nachrichten folgt derzeit Horrormeldung auf die nächste. Wie kann
       > man da gesund bleiben? Ein Blick auf die Ratschläge der
       > Lebenshilfeindustrie.
       
   IMG Bild: Trost durch die Natur: der Frühling ist in Sicht
       
       Dies ist ja eine heiter-besinnliche Kolumne – aber leider ist die Welt
       inzwischen verrückt geworden. Zeitenwende, Epochenwende, Polykrise. Der
       Wahnsinn lauert jeden Tag aufs neue, alle sind irre geworden oder waren es
       schon immer.
       
       Gerade hatte man den Wahlausgang verkraftet, mit der schlimmen Aussicht auf
       einen maximal unsympathischen, autoritären Bundeskanzler, der nun vier
       Jahre lang dauerpräsent in allen Medien sein wird. Dazu die absehbaren
       künftigen Wahlerfolge der Rechten und die damit verbundenen
       Vergeblichkeitsgefühle – und danach ging es einfach so weiter.
       
       Weltweite autoritäre Verschiebungen, tägliche Horrormeldungen. Ein
       Zeitalter geht angeblich zu Ende, Oligarchen, Autokraten, Rechtsradikale
       haben das Sagen weltweit. Es sind immer die Falschen, die gewinnen.
       
       Was tun in dieser Lage? Welche Optionen hat der Mensch? Also außer
       verzweifeln, keine Nachrichten mehr schauen, verrückt werden, verbittern?
       Vielleicht „innere Migration“ oder linke Melancholie? Humor, Fatalismus?
       Flucht in Religion oder Sport?
       
       Vielleicht weiß das Internet was, oder [1][die Lebenshilfeindustrie].
       
       ## Widerstand gegen Selfcare
       
       Auf littleyears.de findet man „[2][13 Wege zu mehr Self-Care] im Alltag
       oder wie wir es schaffen können, in diesen Zeiten nicht verrückt zu
       werden“. Der Artikel ist zwar vier Jahre alt und bezog sich auf Corona –
       aber was soll’s. Krise ist Krise. Und da ist wichtig, dass Selfcare auf
       sozialer, emotionaler und praktischer Ebene stattfindet. Dazu braucht es
       eine Morgenroutine, zum Beispiel früher aufstehen als alle anderen, ein
       Glas Zitronensaft trinken, dazu noch drei Sonnengrüße.
       
       Hier regt sich bei der Leserin schon innerer Widerstand – mit 60 Jahren
       sollte man nicht mehr an der Morgenroutine rumpfuschen. Bewusstes Atmen
       unter der Dusche wird empfohlen, Schlafroutine mit Kissenspray, gut zu sich
       sein. Aufräumen und „Journaling“ sind ebenso wichtig. Am besten mit
       „Dankbarkeitsjournaling“ anfangen. Bewusstes Nichtstun wird empfohlen – das
       wiederum sollte kein Problem sein.
       
       [3][Wir linken Boomerinnen] erkennen natürlich, wie sich in diesem ganzen
       Selfcare-Quatsch postmoderne Steuerungsfantasien und kapitalistische
       Verwertungslogik kreuzen. Gleichzeitig würde uns in diesen harten Zeiten
       vielleicht ein bisschen Selfcare doch guttun.
       
       Und hier weiß die Rentner-Bravo Apotheken Umschau Bescheid. „So können
       ältere Menschen Selbstfürsorge lernen“, heißt es da. Folgendes wird
       geraten: Den Staubsauger mal im Schrank lassen. Bewusst genießen – also ein
       Getränk nicht einfach runterkippen, sondern genussvoll konsumieren und dem
       Geschmack nachspüren. Nicht täglich kochen müssen, sondern ohne schlechtes
       Gewissen einen Lieferdienst in Anspruch nehmen.
       
       Also, wenn es weiter nichts ist! Dann bin ich wohl schon [4][Meisterin der
       Selbstfürsorge]. Oder einfach noch 20 Jahre zu jung für die Tipps der
       Apo-Zeitung. Was dann?
       
       Vielleicht hilft der Uralttrick „Trost durch die Natur“. Am 1. März war
       meteorologischer Frühlingsanfang! Die Schneeglöckchen sind schon eine Weile
       da, Krokusse, Frühblüher kommen raus.
       
       Denn die Natur macht einfach so weiter. Auch ohne uns.
       
       8 Mar 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Hedonismus-im-Alter/!6060022
   DIR [2] https://www.littleyears.de/artikel/13-wege-zu-mehr-self-care-im-alltag-oder-wie-wir-es-schaffen-in-diesen-zeiten-nicht-verrueckt-zu-werden/
   DIR [3] /Soziale-Medien-im-Alter/!6063690
   DIR [4] /Berlin-statt-Baden-Baden/!6067001
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christiane Rösinger
       
       ## TAGS
       
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