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       # taz.de -- Rassistische Gesänge im Tennisclub: Viel Arbeit für Antifas in Berlin-Grunewald
       
       > Bei einer Après-Ski-Party im noblen Tennisclub Blau-Weiß grölt eine
       > Gruppe rassistische Parolen. Auch Berlin hat jetzt also seinen
       > Sylt-Moment.
       
   IMG Bild: Feine Idylle in Grunewald: Tennisplätze von Blau-Weiß
       
       Dass Berlin jetzt nicht nur einen weiteren rassistischen Vorfall zu
       verzeichnen hat, sondern einen echten [1][Sylt-Moment], ist schon
       erstaunlich. Denn so viele Orte, an denen sich das Geschehnis authentisch
       nachspielen lässt, das sich im vergangenen Sommer in der Sylter
       Schickimickibar Pony zugetragen hat, gibt es in Berlin gar nicht. Ganz
       einfach deswegen nicht, weil das – gesamt betrachtet – weitgehend räudige
       Berlin eigentlich wie das genaue Gegenteil von Sylt wirkt.
       
       Auf dem Video von der Insel war eine Gruppe von Leuten zu sehen, die zu dem
       Hit „L’Amour Toujours“ von Gigi D'Agostino in ausgelassener Stimmung
       „Ausländer-raus“-Parolen anstimmten. [2][Dass sich hier Menschen aus der
       sogenannten besseren Gesellschaft produzierten, sorgte für besondere
       Aufmerksamkeit]. Aha, selbst die Reichen und Schönen gebärden sich
       inzwischen also unter Umständen wie stinknormale Neonazis.
       
       Die Bilder einer Party im Clubhaus des Berliner [3][Tennisvereins TC 1899
       Blau-Weiß], die nun auf Instagram aufgetaucht sind, ähneln aber auch von
       den äußeren Umständen her frappierend denen von Sylt. Denn die
       markenklamottentragende Masse, die hier beim Singen rassistischer Parolen
       steilgeht, feiert nicht irgendwo, sondern im feinen Grunewald. In den
       Räumlichkeiten eines Vereins, der bereits im vorletzten Jahrhundert
       gegründet wurde und der auf Tradition so großen Wert legt, dass hier nur
       ganz in Weiß gekleidet Tennis gespielt werden darf.
       
       Der Verein gibt sich zerknirscht ob des Vorfalls und verspricht dessen
       Aufarbeitung, die Polizei ermittelt. Ben M. Irle, der den Club als Anwalt
       vertritt, sagt der taz, dass man immer noch dabei sei, das Geschehene
       einzuordnen. Die Party sei zwar von Blau-Weiß und dem anderen Berliner
       Nobeltennisverein LTTC Rot-Weiß beworben worden, als „Purple White
       Après-Ski-Party“, aber von einem externen Veranstalter durchgeführt worden.
       
       ## Es grölt der halbe Saal
       
       Der DJ habe sich eine Après-Ski-Party-Compilation aus dem Internet
       zusammengesucht, auf der dann halt auch Gigi D’Agostinos Hit drauf war. Von
       den ausländerfeindlichen Gesängen will der DJ nichts mitbekommen haben. 400
       Gäste seien auf der Party gewesen, wobei nur fünf Jugendliche im Alter von
       etwa 15 Jahren rassistisch auffielen, so der bisherige Kenntnisstand. Auch
       wenn die kursierenden Aufnahmen nicht den Eindruck erwecken, als würden da
       nur fünf Leute grölen, sondern vielmehr der halbe Saal.
       
       Ob diese Mitglieder der beiden genannten Tennisvereine seien, könne noch
       nicht gesagt werden. Gegebenenfalls würden vereinsrechtliche Maßnahmen
       ergriffen. Auch in einem internen Schreiben an seine Mitglieder distanziert
       sich Blau-Weiß von den Ereignissen auf der Party.
       
       Strafrechtlich relevant ist wahrscheinlich ohnehin nichts von dem, was nach
       bisherigem Wissen auf der Party passiert ist. Umso besser, dass der Verein
       das Geschehene ganz offensichtlich trotzdem nicht duldet. Und verspricht,
       in Zukunft darauf achten zu wollen, dass sich derlei nicht wiederholen
       wird.
       
       Für Berlin bleibt die Lehre, dass die Antifa nicht nur nach Marzahn oder
       Hellersdorf blicken muss. Auch die syltigen Ecken dieser Stadt sind
       offenkundig immer einen Besuch wert.
       
       4 Mar 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Neue-Details-zu-Skandal-Video-von-Sylt/!6010089
   DIR [2] /Nach-rassistischem-Gegroele-auf-Sylt/!6018801
   DIR [3] https://www.tc1899.de/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Hartmann
       
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