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       # taz.de -- Serie „Douglas Is Cancelled“: Sexistische Arbeitshierarchien
       
       > Eine Arte-Serie erzählt von einer #MeToo-Geschichte im Londoner
       > Medienbetrieb. Es geht um Männer, die sich niedrigschwellig verbünden.
       
   IMG Bild: Fernsehmoderator Douglas Bellowes kann sich an keinen Witz erinnern
       
       Alles beginnt mit einem Tweet. Der beliebte Fernsehmoderator Douglas
       Bellowes (Hugh Bonneville), seit Jahren das Gesicht der Nachrichtensendung
       „Live at 6“, soll auf einer privaten Hochzeitsfeier einen sexistischen Witz
       erzählt haben. Was er da genau gesagt haben soll, steht in dem Tweet aber
       nicht.
       
       Trotzdem schlägt das in den sozialen Medien bald hohe Wellen, weil
       Douglas Co-Moderatorin Madeline Crow (Karen Gillan) das retweetet, um ihren
       Kollegen zu unterstützen, aber so die Reichweite der Anschuldigung
       drastisch erhöht. Douglas versichert, sich nicht erinnern zu können, was er
       da gesagt haben soll.
       
       Er habe keinen sexistischen Witz erzählt und sei sich absolut sicher, dass
       da nichts war. Die britische Serie „Douglas Is Cancelled“ erzählt von einer
       #MeToo-Geschichte aus dem Medienbereich, in der erst mal gar nicht klar
       ist, ob die Beschuldigung wirklich stimmt. Der nette und rücksichtsvolle
       Douglas wirkt keinesfalls wie der landläufige sexistische Macker, pflegt
       ein eher freundschaftliches und mentorähnliches Verhältnis zu seiner
       Kollegin Madeline und versichert auch seiner Familie gegenüber, dass das
       alles nicht stimmt.
       
       Ehefrau Sheila (Alex Kingston), die als Chefredakteurin einer
       Boulevardzeitung schon so einige Promikarrieren beendet hat, zweifelt
       daran, dass sich der bald einsetzende Shitstorm wieder legen könnte.
       Douglas’ feministische Teenagertochter Claudia (Madeleine Power) fühlt
       ihrem Vater auch gleich auf den Zahn, der aber in der Familie erst mal alle
       Wogen glättet.
       
       Aber da der Medienpromi Douglas auf dem Podium eines Literaturfestivals mit
       einer feministischen Moderatorin sitzen soll, bricht bei seinem Chef Toby
       (Ben Miles), seinem Agenten Bently (Simon Russel Beale) und Ehefrau Sheila
       die blanke Panik aus.
       
       ## Eine dunkle Vorgeschichte
       
       Mit Madeline versucht sich Douglas in einer Art Probeinterview im
       Fernsehstudio auf dieses Event vorzubereiten und wird plötzlich mit einigen
       in seinem Keller schlummernden Leichen konfrontiert. Denn im vermeintlich
       so strahlenden und professionellen Verhältnis zu seiner Kollegin Madeline
       gibt es eine dunkle Vorgeschichte, die direkt auf jenes Ereignis verweist,
       um das es in dem Tweet geht und das Douglas bis zuletzt kategorisch
       leugnet.
       
       [1][Der flott inszenierte Vierteiler] „Douglas Is Cancelled“ beginnt als
       dialogreiche, fast komödiantische Serie mit dem einen oder anderen
       Seitenhieb auf die Wokeness im Medienbetrieb, entwickelt sich aber dann zu
       einem knallharten Drama über das Herstellen und Funktionieren
       männlich-sexistischer Hierarchien im Arbeitsleben. In einer langen
       Rückblende wird von Madelines Bewerbungsgespräch erzählt.
       
       „Welche Scheiße Sie auch durchmachen müssen, das ist es wirklich wert“,
       sagt Douglas aufmunternd zu ihr, als sie von Produzent Toby sexuell
       bedrängt wird. Aber das geschieht so, dass Douglas mitbekommt, was da mit
       ihr geschieht, es ihm aber leichtfällt, wegzusehen und seinem alten Freund
       und Vorgesetzten Toby nicht im Weg zu stehen.
       
       [2][Die Serie zeigt], wie Männer sich ganz automatisch niedrigschwellig
       verbünden, ihre steilen sexistischen Hierarchien damit absichern und sich
       dessen dann nicht einmal bewusst sind oder es routiniert herunterspielen.
       Erst ganz am Ende stellt sich dann heraus, was bei jenem Bewerbungsgespräch
       wirklich passiert ist und auf wessen Kosten Douglas seinen Witz erzählt
       hat.
       
       Auch wenn diese [3][kammerspielartige Auflösung] stellenweise etwas
       konstruiert wirkt, erzählt die Serie pointiert davon, wie Männer ihren
       sexistischen Herrschaftsanspruch blind reproduzieren, damit aber
       mittlerweile auch mal kräftig auf die Schnauze fliegen.
       
       „Douglas Is Cancelled“, vier Folgen, Arte
       
       8 Mar 2025
       
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