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       # taz.de -- CDU-Politiker boykottiert Radio Bremen: Zu links, zu grün, zu schlecht
       
       > Bremens CDU-Bundestagsabgeordneter Thomas Röwekamp spricht nicht mehr mit
       > Radio Bremen: Die Journalisten dort seien linksgrün und nicht
       > überparteilich.
       
   IMG Bild: Redet lieber allein am Rednerpult als mit möglicherweise links-grünen Journalist*innen: Thomas Röwekamp
       
       Bremen taz | Der Bremer CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Röwekamp
       verweigert dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk Bremen, Radio Bremen,
       grundsätzlich Auskünfte – und ätzt nun öffentlich gegen den Sender als
       „Teil der linksgrünen Meinungsbildung“.
       
       Während des Wahlkampfs hatte das Regionalmagazin „buten un binnen“
       Interviews mit den Spitzenkandidat*innen der Bundestagswahl in beiden
       Bremer Wahlkreisen geführt – den „Kandidaten-Check“. Auch zu Thomas
       Röwekamp gibt es eine Kachel, mit Foto und vier biografischen Stichworten
       zum Kandidaten; statt eines Videos wie bei allen anderen dazu allerdings
       nur den kurzen Hinweis, dass Röwekamp für ein Interview „nicht zur
       Verfügung“ stand.
       
       Nun ist es an Röwekamp, im Wahlkampf die Möglichkeit zu nutzen, sich bei
       einem wahlkreisrelevanten, reichweitestarken Sender in einem
       Fernsehinterview einer größeren Zielgruppe zu zeigen und sich den
       Zuschauerfragen zu stellen – oder eben nicht. Doch Röwekamp verweigert
       Radio Bremen schon seit mehreren Jahren Auskünfte und Interviews.
       
       Anlass war ursprünglich unter anderem ein Bericht über Nebeneinkünfte von
       Politikern, in dem er sich falsch dargestellt sah. Über einen Privatstreit
       zwischen Sender und Politiker hinaus relevant wird die Absage durch eine
       weitere Entscheidung von Röwekamp.
       
       ## Röwekamp macht Sender öffentlich schlecht
       
       Während „buten un binnen“ die Weigerung öffentlich zunächst nicht weiter
       kommentiert hatte, gab der CDU-Abgeordnete Ende Februar nach der
       Bundestagswahl [1][auf seiner Facebook-Seite] eine Erklärung ab, in der er
       den Sender öffentlich verächtlich macht. Aufgefallen war der Facebook-Post
       dem ehemaligen Chefredakteur der Anzeigenzeitung Weser Report, Axel
       Schuller, der ihn in seinem Blog aufgegriffen hat.
       
       Er arbeite mit „allen anderen Medien“ zusammen, „eben nur nicht mit Radio
       Bremen“. Drei Gründe nennt Röwekamp für seine Weigerung: Zum einen fände er
       ein Interesse des Senders an den Bremer Bundestagsabgeordneten „nur vor den
       Wahlen“ scheinheilig. Zweitens wirft er dem Sender vor, „qualitativ sehr
       schlecht“ zu sein.
       
       Vor allem aber stört Röwekamp offenbar die angebliche politische
       Ausrichtung des Senders: „Wenn in Deutschland 64 Prozent der Journalisten
       links-grün sind, sind es bei diesem Sender meiner Meinung nach mehr als 99
       Prozent.“ Radio Bremen sei „weder überparteilich noch unabhängig, sondern
       Teil der linksgrünen Meinungsbildung“. Und: „Für einen solchen Sender stehe
       ich nicht als Feigenblatt für Überparteilichkeit und Seriosität zur
       Verfügung.“
       
       Röwekamp fand am Mittwoch keine Zeit, um der taz zu erklären, mit welchem
       Teil der „Meinungsbildung“ und mit welchen politischen Kräften Gespräche
       seiner Ansicht nach noch möglich seien. Mit seinem Statement sei alles
       Wesentliche gesagt.
       
       Der Sender jedenfalls postet unter dem Facebook-Kommentar ein weiteres
       Gesprächsangebot. Man nehme Kritik ernst und sei an einem Austausch
       interessiert, heißt es dort. [2][Thomas Röwekamp] antwortet nicht, auch ein
       weiteres Nachhaken von Radio Bremen bleibt bislang unbeantwortet.
       
       Radio Bremen äußert sich gegenüber der taz besorgt: „Wir befinden uns
       aktuell in politisch sehr herausfordernden Zeiten“, so eine Sprecherin.
       „Dies sollten auch Politikerinnen und Politiker bedenken und dafür sorgen,
       Demokratie zu fördern, und sie nicht durch eine Verweigerungshaltung
       ausgerechnet in Wahlkampfzeiten zu beschädigen.“
       
       Mit anderen Politikern habe man noch keine solchen Erfahrungen machen
       müssen, sagt die Sprecherin von [3][Radio Bremen] weiter – weder von der
       CDU noch von anderen Parteien.
       
       Röwekamps öffentliche Abwertung des Senders aufgrund einer angenommenen
       politischen Haltung der Mitarbeitenden passt zur [4][Kleinen Anfrage, die
       die Union Ende Februar im Bundestag gestellt hatte]: 551 Fragen nahmen
       Institutionen wie „Oma gegen Rechts“, Campact, oder Greenpeace ins Visier –
       und fordern implizit „politische Neutralität staatlich geförderter
       Organisationen“ – einige von ihnen hatten zuvor nach der Abstimmung mit der
       AfD zu Demos gegen die Union aufgerufen. Kritik an der CDU von
       Organisationen oder Medien wird Anlass zur grundsätzlichen Infragestellung.
       
       6 Mar 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.facebook.com/ThomasRoewekampMdB/
   DIR [2] /Thomas-Roewekamp/!t5607373
   DIR [3] /Radio-Bremen/!t5022215
   DIR [4] /551-Fragen-im-Bundestag/!6069900
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lotta Drügemöller
       
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