URI: 
       # taz.de -- Kritik nach CDU-Anfrage an NGOs: Science for Zivilgesellschaft
       
       > Die Kritik am Angriff der Union auf NGOs reißt nicht ab. Eine Erhebung
       > des Dezim-Instituts zeigt: Vor allem Ehrenamtliche ziehen sich bereits
       > zurück.
       
   IMG Bild: „Laut gegen Rechts“ und „Omas gegen Rechts“ hatten mit 50 Organisationen zur Kundgebung in Bremen aufgerufen
       
       Berlin taz | Gleich zwei offene Briefe richten derzeit deutliche Kritik an
       die Union nach ihrer vom „tiefen Staat“ raunenden Anfrage [1][mit 551 wenig
       neutralen Fragen zur politischen Neutralität] von NGOs wie den Omas gegen
       Rechts oder Correctiv. Die Unionsfraktion bezog sich in der Anfrage
       [2][explizit auf Initiativen], die gegen CDU-Chef Friedrich Merz
       protestierten. Dieser war bereit, einen Antrag zur Migration auch mit
       Stimmen der extrem rechten AfD durchzubringen, ein Tabubruch.
       
       In einem [3][von über 200 zivilgesellschaftlich engagierten Organisationen
       und Einzelpersonen unterzeichneten Brief] machten sie darauf aufmerksam,
       dass sie „oftmals mit dem Rücken zur Wand“ für eine lebendige demokratische
       Kultur und gegen Rechtsextremismus einträten. Engagement sollte von der
       voraussichtlichen Regierungspartei nicht delegitimiert oder unter
       Generalverdacht gestellt werden, sondern über eine „Modernisierung des
       Gemeinnützigkeitsrechts“ unterstützt werden, forderte sie.
       
       Breite Rückendeckung bekommen die Initiativen aus der Wissenschaft: Seit
       Dienstag haben sich mittlerweile über 2.000 Wissenschaftler*innen
       aller möglichen Fächer „mit großer Besorgnis“ an die Chefs der
       CDU/CSU-Fraktion, Friedrich Merz und Alexander Dobrindt, gewandt.
       
       Veröffentlicht ist der Brief [4][beim Verfassungsblog], entsprechend
       verfassungsrechtlich sauber ist er durch argumentiert. Die Autor*innen
       fordern, „die Unabhängigkeit der Zivilgesellschaft zu respektieren“, das
       „Neutralitätsgebot richtig auszulegen“, „keinen politischen Druck auf
       kritische Akteure auszuüben“ und ein Demokratiefördergesetz einzuführen.
       Dieses hatte schon die Ampel versprochen, aber nicht eingelöst.
       
       Die Wissenschaftler*innen nennen es „im höchsten Maße beunruhigend“,
       dass die CDU-Anfrage das „Narrativ eines ‚tiefen Staates‘“ aufgreife. Damit
       suggeriere die Union, dass zivilgesellschaftliche Organisationen in
       unzulässiger Weise die politische Willensbildung beeinflussten – das
       Gegenteil sei jedoch der Fall.
       
       Das Bundesverfassungsgericht habe mehrfach betont, dass Aufgabe des Staates
       sei, eine „freie und offene Meinungs- und Willensbildung“ zu gewährleisten.
       „Die Neutralitätspflicht des Staates bezieht sich auf das Handeln der
       Exekutive, nicht aber auf die Meinungsäußerungen und die politische Arbeit
       unabhängiger zivilgesellschaftlicher Akteure“. Dass sich politische
       Neutralität auch auf NGOs beziehe, sei [5][ein Missverständnis].
       
       ## Einschüchterung und Hassrede sind Alltag
       
       Die Auslegung des Neutralitätsgebots der Unions-Anfrage kenne man bisher
       nur „von rechtsextremen Akteuren wie der AfD“, die eine verzerrte
       Darstellung von Neutralität dazu nutzten, um die wehrhafte Demokratie zu
       delegitimieren und Lehrer*innen, Beamt*innen, Verwaltungen einzuschüchtern.
       Sollte das nun auch im demokratischen Spektrum Schule machen, „sähen wir
       die Grundfesten demokratischer Kultur und Meinungsäußerung in Gefahr“.
       Stichwörter: Trump, Orbán, Putin.
       
       Wie dringend eine Stärkung der Zivilgesellschaft ist, legt eine [6][am
       Mittwoch] veröffentlichte [7][Erhebung des Dezim-Instituts] nahe. Sie
       belegt, dass NGOs zunehmend unter Druck stehen: Es gebe teilweise täglich
       Angriffe und Bedrohungen, zeigt die anonyme Onlinebefragung von
       Mitarbeiter*innen: Für ein Drittel der Befragten gehöre
       „Einschüchterung, Hassrede und gezielte Diskreditierung“ zum Alltag.
       
       Attacken kämen digital, aber auch als „Sachbeschädigungen und körperliche
       Angriffe“. 42 Prozent der NGOs berichteten davon, dass sich Ehrenamtliche
       wegen „der anhaltenden Bedrohungslage“ zurückzögen. Bei Hauptamtlichen
       liege dieser Teil bei 24 Prozent.
       
       5 Mar 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /551-Fragen-im-Bundestag/!6069900
   DIR [2] /Demos-gegen-rechts/!6065534
   DIR [3] https://www.gesichtzeigen.de/offenerbrief/
   DIR [4] https://verfassungsblog.de/offener-brief-kleine-anfrage-union/
   DIR [5] https://verfassungsblog.de/ein-etatistisches-missverstandnis/
   DIR [6] https://www.dezim-institut.de/presse/presse-detail/hassmails-vandalismus-gewalt-was-mitarbeitende-in-zivilgesellschaftlichen-organisationen-erleben/
   DIR [7] https://www.dezim-institut.de/fileadmin/user_upload/Demo_FIS/publikation_pdf/FA-6264.pdf
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gareth Joswig
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Demos gegen rechts
   DIR Friedrich Merz
   DIR Bundestag
   DIR Zivilgesellschaft
   DIR CDU
   DIR CDU/CSU
   DIR Social-Auswahl
   DIR Omas gegen Rechts
   DIR Schwerpunkt Demos gegen rechts
   DIR Schwerpunkt Demos gegen rechts
   DIR Theater
   DIR Zivilgesellschaft
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Schwerpunkt Flucht
   DIR Schwerpunkt Demos gegen rechts
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Antwort auf 551 Fragen zu NGOs: Nimm das, Union
       
       Mit 551 Fragen nahm die Union die linke Zivilgesellschaft ins Visier. Die
       taz hat die Antwort der Bundesregierung vorliegen.
       
   DIR CDU-Anfragen zu NGOs: Neue Offensive gegen die Zivilgesellschaft
       
       Im Saarland, in Meck-Pomm und Sachsen stellt die Union weitere Anfragen wie
       auf Bundesebene. In Sachsen-Anhalt streicht sie mit der AfD schon
       Fördergelder.
       
   DIR „Atlas“ am Hamburger Schauspielhaus: Gruselig gut vernetzt
       
       Calle Fuhr beleuchtet am Schauspielhaus Lobby-Organisationen wie „Atlas
       Network“. Sein „Bühnenessay“ ignoriert leider die Möglichkeiten des
       Theaters.
       
   DIR Organisation wehrt sich gegen CDU-Ploß: „Campact hat noch nie einen Cent Förderung bekommen“
       
       Felix Kolb über den juristischen Erfolg gegen CDU-MdB Christoph Ploß: Der
       Campact-Geschäftsführer spricht von einem Feldzug der politischen Rechten.
       
   DIR Rechter Angriff auf Jugendclub: Aufruf zum Zusammenstehen
       
       Nach dem rechtsradikalen Überfall auf einen Jugendclub in Senftenberg
       versprechen Politiker Solidarität. Der Staatsschutz ermittelt.
       
   DIR AfD-Anfrage zu Geflüchteten-Hilfe: Diskreditierung mit Methode
       
       Die Berliner AfD versucht, die Arbeit von psychosozialen Zentren mit
       Geflüchteten schlechtzureden. Die betroffenen Organisationen wehren sich.
       
   DIR 551 Fragen im Bundestag: Große Kleine Anfrage
       
       Die Union legt sich mit der demokratischen Zivilgesellschaft an. Die Omas
       gegen Rechts und andere Vereine sind entsetzt.