URI: 
       # taz.de -- Die Bundestagsprogramme im Klima-Check: Wenigstens haben sie es nicht vergessen
       
       > Obwohl die Erderhitzung im Wahlkampf untergeht, haben die demokratischen
       > Parteien Klimaschutz-Pläne. Ehrgeizig sind nur die von Grünen und Linken.
       
   IMG Bild: Windanlage in einem Windpark bei Albertshof, Brandenburg
       
       Die Ampelregierung hat den Klimaschutz zwar vorangebracht, seine
       selbstgesteckten Klimaziele wird Deutschland bis 2030 voraussichtlich
       trotzdem nicht erreichen. Ehrgeiz beim Klimaschutz zeigen nur Grüne und
       Linkspartei.
       
       Bis auf die AfD machen aber [1][alle Parteien in ihren Programmen
       Vorschläge], wie das Klima zu schützen ist. [2][Die Unionsparteien] und die
       Grünen wollen wie gesetzlich vorgesehen Klimaneutralität bis 2045 schaffen,
       die Linkspartei sogar bis 2040. Die FDP fordert, erst 2050 klimaneutral zu
       werden und das BSW ist dagegen, dass Deutschland vollständig klimaneutral
       wird.
       
       Den guten Fortschritt der Ampel beim Ausbau der Erneuerbaren wollen SPD und
       Grüne fortsetzen, die Grünen wollen das Tempo sogar anziehen. Während die
       FDP staatliche Unterstützung für den Erneuerbaren-Ausbau kappen will,
       fordert die Linkspartei, mehr Geld hineinzustecken und „große Teile der
       Energieproduktion in öffentliche Hand zurückzuholen“.
       
       SPD und Union bekennen sich zum Kohleausstieg 2038, Grüne und Linke
       fordern, den Ausstieg auf 2030 vorzuziehen. Die Linkspartei will darüber
       hinaus ab 2035 keinen Strom mehr aus Gas erzeugen, das BSW dagegen
       langfristig auf russisches Erdgas setzen. Die FDP fordert, in Deutschland
       mehr Erdgas zu fördern.
       
       ## Uneinigkeit gibt es bei Verbrenner und Tempolimit
       
       Schlecht läuft der deutsche Klimaschutz in den Bereichen Verkehr und
       Heizen. Hier haben die Parteien sehr unterschiedliche Vorstellungen. Im
       Verkehrsbereich setzt die Union auf die „Automobilindustrie als
       Leitindustrie“ und will daher die EU-weite Regel kippen, ab 2035 keine
       neuen Verbrenner mehr zuzulassen. Darin ist sie sich einig mit dem BSW.
       
       Auch die SPD will den Autokonzernen unter die Arme greifen, indem sie
       Strafen nicht zahlen müssen, die ihnen wegen unzureichenden
       Klimaschutzanstrengungen drohen. Die SPD fordert wie die Grünen und die
       Linkspartei ein Tempolimit auf Autobahnen, um CO₂ einzusparen und die
       Verkehrssicherheit zu erhöhen.
       
       Die drei Parteien setzen aber vor allem auf den ÖPNV. Sie wollen das
       Schienennetz ausbauen und das Busnetz auf dem Land verbessern. Die
       Linkspartei will außerdem das 9-Euro-Ticket wieder einführen, SPD und Grüne
       wollen das Deutschlandticket wieder auf 49 Euro pro Monat reduzieren und
       vergünstigt für Menschen anbieten, die wenig Geld haben. CDU und CSU haben
       sich immer wieder widersprüchlich dazu geäußert, ob sie das
       Deutschlandticket überhaupt weiterfinanzieren wollen.
       
       Beim Heizen haben die Parteien sehr unterschiedliche Vorstellungen. Die SPD
       will vor allem gemeinschaftliche Lösungen wie Fernwärmenetze ausbauen und
       Hausbesitzer*innen mit geringen Einkommen beim Einbau von Wärmepumpen
       unterstützen. Auch die Grünen wollen, wie schon mit dem Heizungsgesetz
       eingeführt, Förderung für nachhaltiges Heizen nach Einkommen staffeln.
       
       Union, FDP und BSW wollen das Heizungsgesetz abschaffen. Die Linkspartei
       will vor allem sicherstellen, dass Mieten nicht steigen, wenn Heizungen
       ausgetauscht werden.
       
       ## Klimageld wollen alle – außer das BSW
       
       2027 werden der Verkehrs- und der Gebäudesektor in den EU-CO₂-Handel
       überführt. Dann wird kein staatlich festgelegter CO₂-Preis mehr fällig,
       sondern der Preis bildet sich am Markt. Benzin könnte dann [3][38 Cent
       teurer sein als bisher].
       
       Bis auf das BSW, das den CO₂-Handel ablehnt, wollen deswegen alle Parteien
       dafür sorgen, dass Heizen und Mobilität auch nach 2027 bezahlbar bleiben.
       Die Union will durch Steuersenkungen Haushalte entlasten, SPD, Grüne und
       Linkspartei setzen auf bessere klimaneutrale Infrastruktur, für die kein
       CO₂-Preis anfällt.
       
       Alle Parteien mit Ausnahme des BSW wollen außerdem ein Klimageld einführen,
       das aus den Einnahmen durch den CO₂-Handel finanziert wird. Beim Klimageld
       von Grünen, Linkspartei und SPD bekommen Leute mit geringerem Einkommen
       mehr Geld als Leute mit hohem Einkommen.
       
       Union und FDP betonen, dass ihnen die deutsche Industrie wichtiger ist als
       der Klimaschutz. Auch die SPD spielt in ihrem Wahlprogramm Klimaschutz und
       Wettbewerbsfähigkeit gegeneinander aus und priorisiert letzteres. Für Grüne
       und Linkspartei schließen sich [4][eine starke Wirtschaft und Klimaschutz
       nicht aus].
       
       ## Grüne und Linke scheiterten bislang an der Realität
       
       Schon 2021 hatten Grüne und Linkspartei die klimarealistischsten
       Wahlprogramme. Trotzdem drückte der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck
       2022 womöglich überflüssige Flüssiggas-Terminals durch und beteiligte sich
       an der [5][Abschwächung des Klimaschutzgesetzes].
       
       Die Linken erhielten 2021 den Vorsitz des wichtigen Energie- und
       Klimaschutz-Ausschusses im Bundestag und besetzten ihn aus
       fraktionsinternen Gründen mit dem fossilfreundlichen Klaus Ernst, der
       inzwischen BSW-Abgeordneter ist.
       
       Klimaschützer*innen inner- und außerhalb der Partei sind sich darüber
       hinaus unsicher, welche Priorität Klimaschutz eingeräumt wird, wenn die
       Partei sich nach der Bundestagswahl ein neues Grundsatzprogramm gibt.
       
       [6][Bei klima.taz auf Instagram] haben wir uns die Klima-Versprechen der
       demokratischen Parteien ausführlich angeschaut.
       
       21 Feb 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /17-Klima-Fragen-fuers-Kanzler-Duell/!6065171
   DIR [2] /Dorothee-Baer-bei-Hart-aber-Fair/!6065258
   DIR [3] /EU-Emissionshandel/!6058364
   DIR [4] /Profite-aus-hohen-Oel--und-Gas-Preisen/!6063476
   DIR [5] /Reform-des-Klimaschutzgesetzes/!6001748
   DIR [6] https://www.instagram.com/klima.taz/?hl=de
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Annika Reiß
   DIR Tabea Kirchner
   DIR Jonas Waack
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR SPD
   DIR CDU
   DIR Bündnis 90/Die Grünen
   DIR Social-Auswahl
   DIR Regierungsbildung
   DIR Seitenwende
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Zölle
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Nichtwähler
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Stand der Koalitionsverhandlungen: Viel Einigkeit, aber auch noch viele Baustellen
       
       Union und SPD haben Ergebnisse vorgelegt. Harte Migrationspolitik, wenig
       Ambitionen beim Kohleausstieg – und generell viele Unstimmigkeiten. Ein
       Überblick.
       
   DIR Wie weiter mit der Klimabewegung?: Viele Wege, ein Ziel
       
       Carla Hinrichs, Neue Generation, und Annika Rittmann von Fridays for Future
       diskutieren über Chancen für die Klimabewegung unter einem Kanzler Merz.
       
   DIR Schwacher Jetstream: Minusgrade in „Marokko“
       
       Die Arktis wird zu warm. Das wirkt sich global aus, wie man in dieser Woche
       etwa in Nordamerika und in der Barentssee beobachten konnte.
       
   DIR US-Präsident eskaliert im Handelsstreit: Trump droht mit Zöllen auf Autos und Medizin
       
       Die USA sind erstmals seit Jahren wieder Deutschlands wichtigster
       Handelspartner. Doch kommen die angedrohten Zölle, sind 300.000 Jobs sind
       in Gefahr.
       
   DIR 2,35-Millionen-Euro-Zuwendung: Neue Spendenaffäre bei der AfD
       
       Verdacht auf illegale Parteienfinanzierung: Das Geld für eine
       AfD-Plakatkampagne kam wohl vom Immobilienmilliardär Henning Conle –
       verdeckt mal wieder.
       
   DIR Nichtwähler*innen: Ohne Stimme
       
       Rund 12 Millionen Erwachsene und rund 14 Millionen Kinder und Jugendliche,
       die hier leben, dürfen nicht wählen. Mit einigen hat die taz gesprochen.