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       # taz.de -- Sabotage-Verdacht: Erneut Schaden an Ostsee-Kabel entdeckt
       
       > Ein Datenkabel weist zum zum dritten Mal innerhalb weniger Monate Schäden
       > auf. Schwedens Polizei prüft, ob Sabotage vorliegen könnte. Auch Brüssel
       > reagiert.
       
   IMG Bild: Das Telekommunikationsunterseekabel C-Lion1 wurde 2015 auf den Grund der Ostsee gelegt. Jetzt wurde es erneut leicht beschädigt
       
       Stockholm dpa | Neuer Sabotage-Verdacht in der Ostsee: Ein Datenkabel
       zwischen Helsinki und Rostock weist zum dritten Mal innerhalb von etwas
       mehr als drei Monaten Schäden auf. Sie seien diesmal jedoch nicht
       schwerwiegend und beeinträchtigten auch nicht die
       Kommunikationsverbindungen, die über das betroffene Kabel C-Lion1 liefen,
       teilte der Betreiber Cinia mit. Der Datenverkehr laufe weiterhin normal.
       Die genauen Umstände der Schäden würden noch untersucht.
       
       In den vergangenen Monaten sind immer wieder Beschädigungen an
       Kommunikationskabeln und Stromleitungen in den Tiefen der Ostsee
       aufgetreten. In mehreren Fällen wurde wegen möglicher Sabotage ermittelt,
       ohne dass die genaue Schadensursache festgestellt werden konnte. Es steht
       jedoch der Verdacht im Raum, dass vorbeifahrende Schiffe sie – vorsätzlich
       oder unabsichtlich – mit ihren Ankern beschädigt haben. Verdächtige Schiffe
       wurden im Zuge der Ermittlungen immer wieder tagelang festgehalten, dann
       aber wieder freigegeben.
       
       ## Schwedische Polizei ermittelt wegen Sabotage
       
       Auch diesmal hat die schwedische Polizei Sabotage-Ermittlungen aufgenommen.
       Sie ist zuständig, weil der erneute Vorfall in der ausschließlichen
       Wirtschaftszone Schwedens nahe der Ostsee-Insel Gotland geschehen ist. Man
       wolle mit den Ermittlungen feststellen, was genau passiert sei und ob es
       sich um einen neuen oder einen alten Schaden handle, teilte die Polizei
       mit. Verdächtige gebe es derzeit nicht. Weitere Einzelheiten könne man
       zunächst nicht nennen.
       
       Das Glasfaserkabel C-Lion1 verläuft auf einer Länge von 1.173 Kilometern
       zwischen Helsinki und Rostock und verbindet mitteleuropäische
       Telekommunikationsnetzwerke mit Finnland und anderen nordischen Ländern.
       [1][Das Kabel war erst Mitte November] und [2][dann noch einmal an
       Weihnachten] schwerer beschädigt und jeweils einige Tage später von einem
       Spezialschiff repariert worden.
       
       ## Regierungschefs besorgt
       
       Details und Hintergründe des neuen Vorfalls sind noch unklar. [3][Schwedens
       Ministerpräsident Ulf Kristersson] erklärte jedoch bereits auf der
       Plattform X, man nehme alle Meldungen über mögliche Schäden an der
       Infrastruktur in der Ostsee gerade vor dem Hintergrund der aktuellen
       Sicherheitslage sehr ernst. Damit meinte er in erster Linie die
       wahrgenommene Bedrohung durch Russland.
       
       Der finnische Ministerpräsident Petteri Orpo forderte, dass der Vorfall in
       Ruhe untersucht werden müsse. Gut sei, dass es offenbar keine
       Beeinträchtigungen auf Telekommunikationsverbindungen gegeben habe, sagte
       er in Helsinki.
       
       Orpo betrachtete gleichzeitig die Aktivitäten der [4][sogenannten
       russischen Schattenflotte in der Ostsee] als besorgniserregend. Damit sind
       Tanker und andere Frachtschiffe mit undurchsichtigen Eigentümerstrukturen
       gemeint, die der Kreml benutzt, um Sanktionen infolge seines Angriffskriegs
       gegen die Ukraine etwa beim Öltransport zu umgehen.
       
       Gegen Dutzende dieser Schiffe hat die EU Sanktionen erlassen, doch ihr
       tatsächlicher Umfang dürfte weitaus größer sein. Man suche gemeinsam mit
       den Ostsee-Anrainern und der EU nach Mitteln, um gegen diese Aktivitäten
       stärker vorgehen zu können, sagte Orpo.
       
       ## EU legt neue Pläne vor
       
       Die EU-Kommission hat derweil neue Pläne vorgelegt, wie man kritische
       Infrastruktur auf See besser schützen kann. Die Brüsseler Behörde stellte
       ein Maßnahmenpaket vor, das schnellere Reparaturen, eine bessere
       Überwachung und eine engere Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft
       vorsieht.
       
       Konkret soll unter anderem eine Reserve spezialisierter
       Mehrzweck-Kabelschiffe aufgebaut und die Kapazitäten bestehender
       EU-Reparaturschiffe erhöht werden. Zudem ist ein Netzwerk von
       Unterwassersensoren und ein Drohnenüberwachungsprogramm geplant, um
       mögliche Sabotage schneller zu erkennen. Auch die Zusammenarbeit mit der
       Nato soll verstärkt werden.
       
       „Die Zahl der Vorfälle, die sich in den vergangenen Monaten in unserer
       kritischen Unterwasserinfrastruktur ereignet haben, gibt Anlass zu großer
       Sorge“, sagte die zuständige EU-Kommissarin Henna Virkkunen bei einem
       Besuch in Helsinki. Diese Vorfälle würden lebenswichtige Dienste wie die
       Stromübertragung stören.
       
       21 Feb 2025
       
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