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       # taz.de -- KI-Forschungsgruppe an der Uni Bremen: „Wir sind nicht der Notarzt. Bei uns geht es um Prävention“
       
       > Die Forschungsgruppe „Kommunikative KI“ der Universität Bremen will
       > künstliche Intelligenz verstehen und gestalten. Im Fokus steht das große
       > Ganze.
       
   IMG Bild: Künstliche Intelligenz beschäftigt Forschende nicht nur in Bremen: Student im Computerraum einer Hochschule in Wernigerode
       
       Osnabrück taz | Kommunikation ist schwer. „Du zahlst für jedes kleine Wort
       auf Erden“, schreibt Mascha Kaléko in ihrem Gedicht „Worte in den Wind“.
       „Für jedes Mal, da du das Schweigen brichst. / So tief du liebst, wirst du
       verwundet werden / und mißverstanden, fast so oft du sprichst.“
       
       Ob sich das durch [1][künstliche Intelligenz] ändert? Der eine Chatbot
       beantwortet harmlos Fragen von [2][Behördenkunden], der andere fischt
       unsere persönlichen Daten ab, über ein gekapertes Profil. Der eine
       Socialbot spart Zeit durch plattformübergreifende Postings, der andere
       manipuliert über Fake-Accounts Meinungen. Über Kommunikations-KI wird
       hitzig debattiert, mit großen Hoffnungen und ebenso großen Ängsten.
       
       So jahrzehntealt ihre Ideen sind, so grundlegend fehlt es über sie an
       Wissen, das nicht nur reaktiv das Tempo ihrer gegenwärtigen Umsetzung
       betrachtet, sondern auf zukunftsgewandte Mitgestaltung zielt. Das Zentrum
       für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung (ZeMKI) der
       Universität Bremen tritt an, diese Lücke zu schließen. Sein Instrument: die
       Anfang 2025 gestartete [3][Forschungsgruppe „Kommunikative KI: Die
       Automatisierung der gesellschaftlichen Kommunikation“] (ComAI).
       
       Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem
       Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF, zunächst auf vier Jahre und
       erweiterbar auf acht, umfasst sie auch das Hamburger Leibniz-Institut für
       Medienforschung, Hans-Bredow-Institut (HBI), zudem Forschende der
       Universitäten Wien und Graz.
       
       Kalékos „Worte in den Wind“ auf KI zu beziehen, findet Andreas Hepp,
       Professor am ZeMKI und Sprecher von ComAI, problematisch. „KI spricht ja
       nicht im menschlichen Sinne“, sagt er der taz. „Auch wenn viele das Gefühl
       haben, dass die Maschine beeindruckend nah am Menschen dran ist.“
       
       ComAI umfasst neun Forschungsprojekte, vom Thema Gesundheit (KI etwa als
       Unterstützung für Pflegeaufgaben) bis zum Journalismus (KI zum Beispiel als
       Herausforderung für journalistische Autonomie). Auf rund 40 Mitarbeitende
       ist die Gruppe ausgelegt, interdisziplinär von der Wissenssoziologie bis
       zur Governance-Forschung. In den ersten vier Jahren schreiben 20 von ihnen
       ihre Doktorarbeit. „Wir sind ein cooles Team“, sagt Hepp. „Und wir brennen
       für unsere Aufgabe.“ Die lautet: Grundsatzforschung.
       
       Es geht dem ZeMKI dabei nicht um den Einzelzugang des Individuums zu
       Kommunikations-KI, etwa zum Umgang mit [4][ChatGPT] oder
       [5][Pflegerobotern]. Vielmehr geht es um das große Ganze, um
       Gesellschaftsentwicklung, um den „Wandel sozialer Welten“, so Hepp, um die
       „Erforschung und kritische Hinterfragung von Entstehungsprozessen“. Und es
       geht darum, Entstehendem selbst Gestalt zu geben.
       
       Zu tun ist viel. Etwa bei der Verrechtlichung kommunikativer KI. Sie steckt
       noch in den Anfängen, weltweit. „Viele denken, ohne kommunikative KI drohen
       uns wirtschaftliche Nachteile“, sagt Hepp. „Andere halten sie für den
       Untergang der Menschheit. Beides bedeutet: Wir müssen investieren, um zu
       verstehen, was da geschieht.“ Das ist im ZeMKI geschehen. „Wir sind nicht
       der Notarzt, der zu einem kranken Patienten kommt, die Feuerwehr vor einem
       brennenden Gebäude“, sagt Hepp. „Bei uns geht es um Prävention.“
       
       ComAI setzt auf größtmögliche Offenheit. Durch Summer Schools für den
       wissenschaftlichen Nachwuchs. Durch eine [6][Website], die
       Forschungsergebnisse präsentiert. Durch Vorträge, die sich auch an Laien
       richten.
       
       Vor der Forschungsgruppe liegt eine gewaltige Aufgabe. „Das muss man mit
       Respekt machen“, sagt Hepp. „In Aufrichtigkeit, in Ernsthaftigkeit.“
       Kriterien, die in der Digital-Kommunikation unserer Tage oft zu kurz
       kommen.
       
       10 Mar 2025
       
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