URI: 
       # taz.de -- Arbeitskampf bei der BSR: Streikbereit am Bratwurststand
       
       > Die Verhandlungen um den Tarifvertrag im öffentlichen Dienst bewegen sich
       > kaum voran. In Berlin erhöht die Stadtreinigung den Druck
       
   IMG Bild: Könnte im Laufe der Woche noch voller werden: Eine ungeleerte Mülltonne
       
       Berlin taz | Dienstag früh, 8.30 Uhr. Auf dem Weg zum BSR-Betriebshof in
       der Mühlenstraße in Friedrichshain sind die Folgen des Warnstreiks schon
       deutlich sichtbar. Auf der Ausgehmeile Warschauer Straße quellen die
       Mülleimer schon am zweiten Tag des Warnstreiks über. Schwarze und Grüne
       Tonnen stehen bis zum Rand gefüllt vor Hotels und Geschäften.
       
       Das Wetter ist kalt und nebelig, doch bei dem Streikposten vor dem
       Betriebshof ist die Stimmung gut. Mehrere Dutzend Menschen in BSR-orangenen
       Jacken und Verdi-Warnwesten sind heute hier und wärmen sich an Kaffee und
       frisch gegrillten Bratwürsten.
       
       „Ich find’ das schön, dann sehen die Leute mal, was passiert, wenn wir
       nicht unterwegs sind“, sagt eine Beschäftigte, die lieber anonym bleiben
       will. Sie arbeitet seit 10 Jahren in der Straßenreinigung, [1][macht
       Straßen sauber, leert Papierkörbe, räumt Schnee, wenn es nötig ist]. „Man
       kann das schon mal wertschätzen, was wir hier leisten.“
       
       Man – das sind in diesem Fall die kommunalen Arbeitgeberverbände, [2][die
       gerade mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi über den Tarifvertrag für
       den öffentlichen Dienst (TvÖD) verhandeln]. Dabei geht es nicht nur um die
       Löhne der Berliner BSR-Beschäftigten, sondern aller bei Bund und Kommunen
       beschäftigten Arbeiter:innen. Dazu gehören unter anderem auch
       Pfleger:innen, Verwaltungsangestellte, Erzieher:innen und
       Flughafenpersonal.
       
       ## Es geht auch unbefristet
       
       Es geht also um viel Geld, was die Länder und Kommunen angesichts strikter
       Haushaltsdisziplin nicht haben. Am Freitag steht die nächste
       Verhandlungsrunde an, bislang hat die Arbeitgeberseite noch nicht mal ein
       Angebot vorgelegt.
       
       Dementsprechend kämpferisch ist die Stimmung auf dem Streikposten. „Wenn in
       der dritten Verhandlungsrunde nichts kommt, können wir auch unbefristet
       streiken!“, ruft der BSR-Beschäftigte Carlos Seefeldt in einem Redebeitrag,
       „Die BSR lässt sich nicht verarschen.“
       
       Viel Hoffnung, dass die Arbeitgeberseite sich bewegt, haben die
       Beschäftigten hier allerdings nicht. [3][Daran ändert auch das hunderte
       Milliarden schwere Sondervermögen für Infrastruktur] nichts, über das CDU
       und SPD gerade verhandeln. „Das wird nicht bei uns landen“, vermutet
       Christoph Henke, ein Mitarbeiter in der BSR-Betriebskantine, „Merz steht
       nicht unbedingt für den öffentlichen Dienst“.
       
       Auch Henke, der seit 10 Jahren bei dem landeseigenen Unternehmen arbeitet,
       wünscht sich, dass sein Beruf mehr Anerkennung erfährt. Verdi fordert im
       Schnitt 8 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 350 Euro pro Monat und
       zusätzliche freie Tage.
       
       ## Wachsende Müllberge
       
       Die könnte Henke gut gebrauchen. Eigentlich plane er zwecks Familienplanung
       in eine größere Wohnung zu ziehen, doch die hohen Mieten überall in Berlin
       seien mit dem BSR-Gehalt nicht vereinbar. „Wir Betriebskräfte sind das
       untere Ende der Nahrungskette“, sagt Henkel.
       
       Bis zum Ende der Woche legt die Stadtreinigung noch die Arbeit nieder. Bis
       dahin werden die Müllberge weiterwachsen und die ein oder andere Bratwurst
       verdrückt werden.
       
       11 Mar 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Streik-bei-BSR-Vivantes-Charite--Co/!6069466
   DIR [2] /Tarifkonflikt-im-oeffentlichen-Dienst/!6074197
   DIR [3] /Schuldenbremse-und-Sondervermoegen/!6074144
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jonas Wahmkow
       
       ## TAGS
       
   DIR BSR
   DIR Öffentlicher Dienst
   DIR Sparpolitik
   DIR Streik
   DIR Müll
   DIR Warnstreik
   DIR Tarifverhandlungen
   DIR Arbeitskampf
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Müllprobleme in Berlin: Nachhaltige Wurstigkeit
       
       Der letzte BSR-Streik ist schon lange vorbei. Das heißt nicht, dass rund um
       die Müllbehälter der Stadt wieder Ordnung herrscht.
       
   DIR Maßnahmen gegen Müll in Berlin: In der Frühlingssonne funkeln die Kronkorken
       
       Friedrichshain-Kreuzberg hat ein Problem mit Müll auf den Straßen und
       Gehwegen. Dagegen sollen jetzt sogenannte Waste Watchers helfen.
       
   DIR Warnstreiks im öffentlichen Dienst: Erst die Flieger, dann die Mülltonnen
       
       Vor der Tarifverhandlung zum öffentlichen Dienst lässt Verdi die Muskeln
       spielen. Nach den Flughäfen sollen Müllabfuhr, Theater und mehr bestreikt
       werden.
       
   DIR Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst: Verdi legt nicht nur Flughäfen weitgehend lahm
       
       Vor der dritten Tarifrunde für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst des
       Bundes und der Kommunen weitet die Gewerkschaft ihre Warnstreiks aus.
       
   DIR Warnstreiks in Berlin: Kampf um die Daseinsvorsorge
       
       In der kommenden Woche ruft Verdi zu Arbeitsniederlegungen bei der BVG,
       Charite und Vivantes auf. Dabei geht es auch gegen die Sparpolitik.