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       # taz.de -- Der rechtsextreme Täter von Solingen: Ohne Druck keine Polizeiarbeit
       
       > War der Täter in Solingen rechtsextrem? Wieder einmal hatte die Polizei
       > das zunächst ausgeschlossen. Ohne Druck von allen Seiten scheint es nicht
       > zu gehen.
       
   IMG Bild: Bei dem vorsätzlich gelegten Brand in einem Mehrfamilienhaus in Solingen sind vier Menschen gestorben
       
       Vor einem Jahr setzte ein 39-Jähriger in Solingen ein Haus in Brand und
       tötete damit ein türkisch-bulgarisch stämmiges Paar und seine zwei Kinder.
       Dutzende Migrant*innen im Haus wurden verletzt. Die Zivilgesellschaft in
       Solingen erinnerte die Behörden zu Recht an den [1][Brandanschlag von
       1993], bei dem vier Rechtsextreme fünf Mitglieder der Familie Genç
       ermordeten. Die Wuppertaler Behörden schlossen jedoch schnell ein
       rechtsextremes Motiv aus – es gebe keine Anhaltspunkte dafür, der Fall sei
       weitgehend aufgeklärt.
       
       Doch nun stellt sich heraus, dass auf einer Festplatte in der Wohnung des
       Täters mindestens 166 Dateien gefunden wurden, die grausam rechtsextremes
       Material beinhalteten – von Bildern der NSU-Terroristin Beate Zschäpe bis
       hin zu NS-verharmlosenden Darstellungen. Dass die Behörden überhaupt auf
       diese Dateien stießen, war der Hartnäckigkeit Dritter zu verdanken – in
       diesem Fall der Nebenklägerin [2][Seda Başay-Yıldız].
       
       Doch es ist nicht das erste Mal, dass die Behörden ohne externen Druck
       nicht von selbst auf den Gedanken kommen, dass ein [3][Täter rechtsextreme
       Motive] gehabt haben könnte. In Magdeburg ignorierten die Behörden
       jahrelang den rechtsextremen Täter – und waren dann überrascht, als es 2024
       zu einem Anschlag kam. In Mannheim wiederum war es Antifa-Recherche, die
       die Behörden schließlich dazu brachte, die rechtsextremen Tendenzen des
       Täters genauer zu überprüfen.
       
       Spätestens nach den NSU-Morden oder dem Attentat in München 2016 hätte man
       gelernt haben müssen: Es bedarf weder einer organisierten rechtsextremen
       Gruppe, die sich zu der Tat bekennt, noch eines Bekenntnisschreibens – auch
       ein Täter, der sich allein radikalisiert, kann rechtsextreme Beweggründe
       haben.
       
       Es ist alarmierend, dass die notwendige Achtsamkeit und Bereitschaft zur
       gründlichen Ermittlungsarbeit bei rechtsextremen Tätern und migrantischen
       Opfern immer wieder den Mut, die Recherche und den Druck der
       Zivilgesellschaft, Journalistinnen, Anwältinnen oder Aktivist*innen
       erfordert. Der Fall in Solingen zeigt: Das rechte Auge der Behörden bleibt
       geschlossen.
       
       11 Mar 2025
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Yağmur Ekim Çay
       
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