URI: 
       # taz.de -- Unser Fenster nach Russland: „Wenn es Hoffnung gibt, dann auf der menschlichen Ebene“
       
       > Drei Jahre Krieg in der Ukraine, Putins Bildungssystem und Russland ein
       > Jahr nach dem Tod von Nawalny. Im Gespräch: der russische Autor Filipp
       > Dzyadko.
       
       In der Podcastreihe [1][„Unser Fenster nach Russland/Belarus“] im Podcast
       „Freie Rede“ blickt Filipp Dzyadko auf die schwierige Lage in Russland. Er
       ist russischer Autor und Historiker, lebt seit zwei Jahren im Exil in
       Berlin. In einem aufschlussreichen Gespräch mit dem Moderator Tigran
       Petrosyan, [2][Leiter der Osteuropa-Projekte der taz Panter Stiftung],
       teilt er seine Gedanken zur aktuellen geopolitischen Situation und
       reflektiert über den Krieg in der Ukraine, der nun bereits seit drei Jahren
       tobt. Dzyadko beschreibt den Krieg als einen „Albtraum“, der die Menschen
       in Russland in die Irre führt. Besonders die Macht der Propaganda und die
       Zombifizierung durch staatliche Medien seien viel stärker, als viele
       ursprünglich dachten.
       
       Auf die Frage, ob US-Präsident Donald Trumps Aussagen, die den ukrainischen
       Präsidenten für die Dauer des Krieges verantwortlich machen, eine Gefahr
       darstellen, erklärt Dzyadko, dass dies „eine gefährliche Lüge“ sei, der man
       nicht Glauben schenken dürfe. „Wie sich heute Politiker treffen, wie Trump
       redet, wie europäische Politiker versuchen, an Verhandlungen teilzunehmen –
       dabei stelle ich fest, dass wir in einer Epoche leben, die ich ‚die neue
       Verwirrung‘ nennen würde: Nur Unhöflichkeiten, Gewalt, Geschrei und Lügen
       sind zu hören“, beschreibt der russische Exilautor.
       
       Das Gespräch geht auch auf den [3][Verlust von Alexei Nawalny] ein, dessen
       Tod die Hoffnungen vieler Russen zerstörte. Doch auch nach seinem Tod gab
       es Zeichen der Widerstandskraft. Tausende Menschen aus verschiedenen
       Städten auf die Straßen gingen, um sich von ihm zu verabschieden. „Bei der
       Beerdigung in Moskau entstand „ein neuer Stützpunkt, eine neue Kraft: Die
       Menschen waren dort durch Trauer geeint, aber vereint“, sagt Dzyadko. „Wenn
       es Hoffnung gibt, dann liegt sie auf der menschlichen Ebene.“
       
       ## Manipulation des russischen Bildungssystems
       
       Dzyadko spricht auch über seinen neuen Roman „Radio Vladimir“, der die
       Geschichte von Wladimir Rumyantsev erzählt, einem Mann, der in Russland
       einen Piratensender gründete, um über den Krieg in der Ukraine und andere
       Themen zu berichten, die in den staatlichen Medien verboten sind. „Es ist
       besonders wichtig, menschliche Stimmen zu hören – auch menschliche Stimmen
       aus der Ukraine, die ihre Geschichten erzählen, Stimmen von Menschen aus
       Russland, die immer noch Widerstand leisten“, fügt der russische Autor
       hinzu.
       
       Abschließend thematisiert Dzyadko die Zensur und die politische
       Manipulation [4][im russischen Bildungssystem], das zunehmend unter
       staatlicher Kontrolle steht. Doch trotz der repressiven Maßnahmen gibt es
       noch immer Menschen, die sich dem System widersetzen – auf ihre eigene
       Weise. „Putin führt mehrere Kriege gleichzeitig: gegen die Ukraine, den
       neuen Kalten Krieg gegen den Westen und den Krieg gegen die eigene
       Geschichte“.
       
       [5][Osteuropa gehört zu den Schwerpunkten der taz Panter Stiftung], die
       dorthin blickt, wo der Zugang zu Informationen immer schwieriger wird –
       Russland und Belarus gehören dazu. Am letzten Tag im Monat erscheint eine
       neue Podcastfolge von „Unser Fenster nach Russland/Belarus“ im
       Podcastformat „Freie Rede“ der [6][taz Panter Stiftung].
       
       28 Feb 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Unser-Fenster-nach-Belarus/!6066366
   DIR [2] /Osteuropa--ein-Gedankenaustausch/!t5894229
   DIR [3] /Russischer-Dissident-Alexei-Nawalny-tot/!5992745
   DIR [4] /Militarismus-an-russischen-Schulen/!5953204
   DIR [5] /stiftung/osteuropa
   DIR [6] /panter-stiftung/vom-wort-zur-tat/!v=e4eb8635-98d1-4a5d-b035-a82efb835967/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tigran Petrosyan
       
       ## TAGS
       
   DIR Podcast „Freie Rede“
   DIR taz Panter Stiftung
   DIR Alexei Nawalny
   DIR Russland
   DIR Exil
   DIR Podcast „Freie Rede“
   DIR Podcast „Freie Rede“
   DIR Podcast „Freie Rede“
   DIR Podcast „Freie Rede“
   DIR Podcast „Freie Rede“
   DIR Podcast „Freie Rede“
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Unser Fenster nach Russland: Museen als Propagandawerkzeuge
       
       Zunehmend geraten auch Museen in Russland unter staatliche Kontrolle. Ein
       Gespräch mit einem Exiljournalisten in Estland und einer
       Kulturwissenschaftlerin.
       
   DIR Unser Fenster nach Russland: Chancen des Exiljournalismus
       
       In dieser Live-Folge berichtet Sergey Medvedev über das Exil Media Hub in
       Berlin und die „liberale“ russische Opposition.
       
   DIR Unser Fenster nach Belarus: Was müssen wir über Belarus wissen, bevor es zu spät ist?
       
       Der Belarus-Experte Ingo Petz stellt sein Buch „Rasender Stillstand“ vor,
       und spricht mit dem Verleger Andreas Rostek über politische Literatur.
       
   DIR Unser Fenster nach Belarus: Belarus nach der Wahl – Stimmen des Widerstands
       
       Protestkunst, Widerstand und die Frage, wie deutsche Politik autoritäre
       Tendenzen indirekt unterstützt. Aktivistin Katja Rumantsieva ist zu Gast.
       
   DIR Refugium-Auszeit-Stipendium 2024: Sechs Monate zum Durchatmen
       
       Aus Iran und Ägypten kamen die letzten verfolgten Journalisten des
       Refugium-Stipendiums der taz Panter Stiftung. Mahtab und Karim blicken nun
       zurück.
       
   DIR Osteuropa-Workshop 2023: Verständigung zum Mithören
       
       Journalist:innen aus dem postsowjetischen Raum stehen vor vielen
       Herausforderungen. Zum Beispiel, wie umgehen mit der russischen Sprache?