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       # taz.de -- DFB-Gegner Italien in der Nations League: Auf Identitätssuche
       
       > Das italienische Nationalteam baut zunehmend auf im Ausland beschäftigte
       > Profis. Das Duell gegen Deutschland ist nun ein willkommener Härtetest.
       
   IMG Bild: Feines Füßchen: Nicolo Barella beim Nations-League-Duell gegen Frankreich
       
       Berlin taz | Die Squadra Azzurra befindet sich im Aufbruch. Wieder einmal.
       [1][Nach dem beschämenden Achtelfinal-Aus bei der EM gegen die Schweiz]
       rappelte sich der einstige Weltmeister wieder auf. Als Genesungsbad erwies
       sich ausgerechnet die zuvor eher verlachte Nations League. Besonders die
       Auswärtserfolge in Frankreich und Belgien ließen den Glauben an eigene
       Stärken wieder erwachen.
       
       „Das Team hat Charakter gezeigt und sich von dem frühen Rückstand nicht
       irritieren lassen. Wir hätten untergehen können und würden jetzt als
       Verlierer auf die Spiele gucken“, blickte die Gazzetta dello Sport auf das
       3:1 in Paris zurück. Jetzt aber hätte die Elf wieder festen Boden unter den
       Füßen, meinte das rosa Sportblatt hoffnungsvoll und attestierte
       Widerstandskraft, Charakter und Dominanz.
       
       Das waren längere Zeit keine Attribute, die im Kontext der
       Nationalmannschaft ausgesprochen wurden. Grund dafür ist einerseits die
       stabilisierte Defensive um Alessandro Bastoni von Meister Inter Mailand.
       Das Mittelfeld hat zudem an Kreativität gewonnen, vor allem dank des in der
       Premier League zu neuer Klasse gereiften Sandro Tonali.
       
       Überhaupt spielt die Premier League eine überraschend große Rolle in der
       aktuellen Auswahl. [2][Der talentierte Außenverteidiger Riccardo Calafiori]
       spielt bei Arsenal, einen festen Platz hat mittlerweile auch der defensive
       Mittelfeldspieler Destiny Udogie (Tottenham). Von einem Team der
       Italienflüchtlinge und Migranten schrieb daher schon die Tageszeitung La
       Repubblica.
       
       ## Kein Spieler vom AC Mailand
       
       In der Vergangenheit standen italienische Nationalspieler vor allem in der
       Serie A unter Vertrag. Es gab die Blöcke von Juventus, dem AC Mailand und
       Inter Mailand. In der Startelf dürfte von Juventus allenfalls
       Außenbahnspieler Cambiaso Berücksichtigung finden. Vom AC Mailand wurde
       nicht einmal ein Spieler berufen. Beide Klubs stecken in tiefen Krisen.
       Inter Mailand und der SSC Neapel sind an die Stelle getreten.
       
       Und auch Profis kleinerer Klubs erhalten eine Chance, wie etwa Moise Kean
       (Florenz) als vermutlich einzige Spitze. Am wichtigsten allerdings sind die
       im Ausland tätigen Akteure. Gianluigi Donnarumma (PSG) im Tor hat jüngst
       wieder seine Weltklasse bestätigt.
       
       Dennoch ist der Optimismus verhalten. Stürmer von Weltklasseniveau hat
       Trainer Luciano Spalletti nicht zur Verfügung, wie etwa Vorgänger Marcello
       Lippi sie in Form von Alessandro Del Piero oder Filippo Inzaghi bei der WM
       2006 im Kader hatte. Gegen Deutschland muss Spalletti auch noch auf Mateo
       Retegui von Atalanta Bergamo verzichten, der derzeit mit 22 Treffern in 27
       Partien der Toptorjäger der Serie A ist. Eine Oberschenkelblessur macht ihm
       zu sehr zu schaffen, weshalb er bereits von der Auswahl abgereist ist.
       
       „Wir suchen noch unsere Identität“, sagte Spalletti vorsichtig. Und die
       Gazzetta urteilte: Gradmesser für die Qualität Italiens seien die beiden
       Begegnungen mit Deutschland.
       
       Als großen Verlierer kann man vorab schon Federico Chiesa bezeichnen. Der
       Flügelstürmer war der wichtigste Mann beim vorherigen EM-Triumph Italiens.
       Jetzt ist er gar nicht mehr dabei. Das zeigt auch: Nicht jeder
       England-Legionär wird als Verstärkung betrachtet.
       
       Coach Spalletti hingegen, [3][seit September 2023 im Amt,] kämpft um sein
       Vermächtnis. Kann er das Team, das zuletzt erratisch gute und schlechte
       Leistungen aneinanderreihte, zu mehr Konstanz führen? Die Erklärungen, die
       er nach dem EM-Aus hatte, darf er im Misserfolgsfalle nicht mehr anführen.
       Da hatte er gesunkene Trainingsintensität beim damals schon feststehenden
       Meister Inter Mailand beklagt. Jetzt bereitete sich sein Team ausgerechnet
       auf Inters Trainungsplätzen vor. Von Inter-Coach Inzaghi will er sich ja
       das Beste abgeguckt haben.
       
       20 Mar 2025
       
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