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       # taz.de -- Berliner Kriminalstatistik: Anstieg rechter Kriminalität
       
       > Vergangenes Jahr wurde ein leichter Anstieg der Straftaten erfasst.
       > Zuwachs bei politisch motivierten Taten, kein Rückgang des
       > Cannabis-Schwarzmarkts.
       
   IMG Bild: Innensenatorin Spranger und Polizeipräsidentin Slowik Meisel freuten sich, dass die Aufklärungsquote bei 45,5 Prozent blieb
       
       Berlin taz | Im Jahr 2024 hat die Polizei in Berlin rund eine halbe Million
       Straftaten erfasst. Das geht aus der Kriminalstatistik (PKS) hervor, die
       Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und Polizeipräsidentin Barbara Slowik
       Meisel am Donnerstag vorstellten. Die 539.049 registrierten Delikte
       bedeuten einen minimalen Anstieg von 0,4 Prozent im [1][Vergleich zu 2023].
       Die Aufklärungsquote blieb bei 45,5 Prozent – Berlins Höchstwert ist
       gleichzeitig Schlusslicht im Bundesländervergleich.
       
       Es wurden aber auch Veränderungen festgestellt. So nahmen Kellereinbrüche
       deutlich zu, während die Zahl der erfassten Ladendiebstähle stark
       zurückging. Den leichten Anstieg der registrierten Delikte gegen die
       sexuelle Selbstbestimmung führte Innensenatorin Spranger auf die gestiegene
       Anzeigebereitschaft zurück. In Zukunft wolle die Polizei Künstliche
       Intelligenz einsetzen, um Deepfakes zu erkennen und große Datenmengen
       auszuwerten und so Cyberkriminalität in dem Bereich zu bekämpfen.
       
       Die [2][Gewalt in Partnerschaften und Familie] stieg mit 19.213
       registrierten Fällen auf den höchsten Wert der letzten zehn Jahre, wobei
       von einer großen Dunkelziffer auszugehen ist. Hier will die Polizei neben
       Opferberatungsstellen auch Täterberatung einsetzen, um gegen häusliche
       Gewalt vorzugehen.
       
       Die Auswirkung der [3][Messerverbotszonen] werde erst in der nächsten
       Kriminalstatistik spürbar sein, sagte Spranger. Die Verbotszonen seien von
       den Menschen in den Kiezen aber positiv aufgenommen worden.
       
       Durch die Teillegalisierung von Cannabis im April letzten Jahres kam es zu
       einem deutlichen Rückgang der Fallzahlen. Laut der Polizeipräsidentin hat
       die neue Gesetzeslage den Schwarzmarkt aber nicht zurückdrängen können. Das
       führte sie auch auf das Fehlen von [4][Cannabis-Ausgabestellen] und legalen
       Angeboten zurück.
       
       ## Mehr politisch motivierte Straf- und Gewalttaten
       
       Die Zahl der politisch motivierten Straftaten ist im vergangenen Jahr stark
       angestiegen. Verzeichnet wurden mit 1.881 Fällen knapp 30 Prozent mehr als
       im Vorjahr. Die Zahl der registrierten Gewalttaten stieg sogar um 76,4
       Prozent. Anders als bei der PKS werden dabei aber Fälle bereits vor
       Abschluss der Ermittlungen gezählt.
       
       Besonders stark stiegen die registrierten [5][antisemitischen Straftaten]
       auf rund 1.800 Fälle, wobei dies laut Polizeipräsidentin Slowik Meisel vor
       allem auf eine erhöhte Anzeigenaufnahme zurückzuführen ist. Über 3.000
       Delikte wurden im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt erfasst.
       
       [6][Rechte Kriminalität] stieg um knapp 20 Prozent auf 2.782 registrierte
       Delikte; Linke Kriminalität sank hingegen um knapp 40 Prozent auf 684
       erfasste Fälle. Rechte Propaganda-Delikte wurden sogar doppelt so oft
       erfasst wie im Vorjahr. Die Grünen-Fraktion befürchtete in einer
       Presseerklärung, dass „auf die rechte Propagandaflut rechte Gewalt folgt“.
       
       Über die verschiedenen Delikte hinweg sind junge Männer die häufigsten
       Tatverdächtigen. Spranger, die auch Sportsenatorin ist, sagte, sie wolle
       die Sportangebote ausbauen. Vereine böten jungen Menschen Perspektiven und
       Verbundenheit.
       
       20 Mar 2025
       
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