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       # taz.de -- Deutsche Vertretung in Syrien: Baerbock in Damaskus und Beirut
       
       > Die Bundesaußenministerin pocht bei ihrer letzten Amtsreise nach Syrien
       > und Libanon auf Stabilität.
       
   IMG Bild: Baerbock in Damaskus: Die Deutsche Botschaft in Syrien wird wieder aufgeschlossen. Der syrische Mitarbeiter hat den Schlüssel
       
       Beirut taz | 13 Jahre lang bewachte nur ein syrischer Hausmeister das leere
       Gebäude der deutschen Botschaft in Damaskus. Am Donnerstag wurde die
       deutsche Vertretung nun wiedereröffnet, durch Bundesaußenministerin
       Annalena Baerbock bei ihrer letzten Amtsreise in den Libanon und nach
       Syrien.
       
       Ein politischer Neuanfang zwischen Syrien und Europa sei möglich, aber mit
       Erwartungen verbunden, erklärte Baerbock in Damaskus. Die
       Übergangsregierung unter Ahmad al-Scharaa steht in der Kritik, weil sie
       Massaker an Alawiten, bei denen laut der Syrischen Beobachtungsstelle für
       Menschenrechte Anfang März mindestens 1.383 Menschen getötet wurden, nicht
       verhindert hatte.
       
       Baerbock verurteilte die „gezielte Tötung von Zivilisten“, traf sich mit
       Mitgliedern der religiösen Minderheit, der auch Ex-Machthaber Baschar
       al-Assad angehört, und pochte darauf, die Geschehnisse aufzuarbeiten.
       Voraussetzung für die Lockerung weiterer Sanktionen sei, „dass Freiheit,
       Sicherheit und Chancen“ für „Frauen und Männer, für Angehörige aller
       Ethnien und Religionen“ gelten.
       
       In Beirut traf Baerbock den libanesischen Präsidenten Joseph Aoun,
       bisheriger Armeechef, und Ministerpräsident Nawaf Salam, zuvor Präsident
       des Internationalen Gerichtshofs. [1][Bei den Gesprächen war die
       Sicherheitslage an den Grenzen zentrales Thema.]
       
       ## Soldat*innen verdienen mit Taxifahren dazu
       
       An der Grenze zu Syrien hatte es am Wochenende, nach einem Vorfall, in den
       wohl Waffenlieferanten der Hisbollah involviert waren, Beschuss zwischen
       syrischen und libanesischen Truppen gegeben. Die Hisbollah hatte bisher von
       der durchlässigen Grenze profitiert, denn das [2][Assad-Regime] hatte
       Waffenlieferungen aus dem Iran über Syrien durchgewunken.
       
       Nun ist Assad gestürzt, die Führungsriege der Hisbollah wurde durch
       israelische Angriffe getötet und die libanesische Armee löst die
       Waffenlager der Hisbollah auf.
       
       Die libanesische Armee hat jedoch kaum personelle und finanzielle
       Kapazitäten, um die Grenze zu sichern. Durch die Wirtschaftskrise kann der
       Staat keine ordentlichen Gehälter zahlen, Soldat*innen verdienen sich
       mit Taxifahren etwas dazu.
       
       Im Libanon wurde 2022 gewählt, doch parteipolitische Blockaden hatten die
       Regierungsbildung bis zum Januar 2025 verzögert. Der bankrotte Staat kann
       die massiven Schäden durch den Krieg mit Israel nicht beheben. Die Weltbank
       schätzt die Kosten auf 11 Milliarden US-Dollar.
       
       ## Israel besetzt noch immer fünf Posten in libanesischen Dörfern
       
       Baerbock gab sich am Donnerstag jedoch hoffnungsvoll. „Es besteht die
       Chance auf eine stabilere Zukunft.“ Internationale Geldgeber machen
       Reformen zur Voraussetzung für Unterstützung. Baerbock betonte „vor allem
       die Umsetzung der mit dem Internationalen Währungsfonds getroffenen
       Vereinbarungen“.
       
       Die Außenministerin pochte auch auf die Einhaltung der Waffenruhe zwischen
       Israel und der Hisbollah. Dazu gehöre, dass Israel seine Truppen von
       libanesischem Gebiet zurückziehe, sagte sie und warnte vor einer
       permanenten Besatzung. Dies könne von der Hisbollah als Vorwand für neue
       Angriffe genutzt werden. [3][Israel besetzt noch immer fünf Posten in
       libanesischen Dörfern als Militärposten.]
       
       Die libanesische Führung wertet das als Verstoß gegen die Vereinbarung.
       Israel habe abgelehnt, die fünf besetzten Hügel zu räumen und „mit
       internationalen Streitkräften zu besetzen“, sagte Präsident Aoun zu
       Baerbock.
       
       20 Mar 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Julia Neumann
       
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